Am Tag, als Saída zu uns kam

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Am Tag, als Saída zu uns kam

Susana Gómez Redondo

Peter Hammer Verlag, 2016

978-3779505402

Amazon

Homepage: Peter Hammer Verlag 

Seite zum Buch: Saída

Es ist Winter, als Saída ankommt. Sie kommt mit ihrem Koffer und ohne ein Wort. Das Mädchen, das ihre Freundin werden will, beginnt zu suchen. Überall forscht sie nach Saídas Wörtern, sie sucht unter Tischen und zwischen Buntstiften, in Manteltaschen und Heften. Erst als sie versteht, dass Saída ihre Sprache nicht verloren hat, sondern mit ihren Wörtern in diesem fremden Land nichts anfangen kann, beginnen die Mädchen mit dem Tauschen: fremde Wörter gegen eigene, neue Laute gegen vertraute, Schriftzeichen, die wie Blumen aussehen, gegen Buchstaben aus Balken und Kreisen. Über diesem Hin und Her vergeht der Winter und als die Mandelbäume blühen, sind sie Freundinnen, jede reicher durch die Welt der anderen. Dieses Bilderbuch erzählt poetisch und mit Bildern wie aus einer Traumwelt von der Begegnung zweier Kinder aus verschiedenen Kulturen, die forschend und spielend Fremdes zu Eigenem machen.

Bilderbücher sind eine eigene Welt. In dieser Welt, die aus wenigen Worten und umso größeren Bildern besteht, versuchen manche Bilderbücher Geschichten zu erzählen und Veränderungen hervorzurufen. „Der Tag, als Saída zu uns kam“ ist ein solches Bilderbuch. 

Ich liebe Bilderbücher, aber sie dürfen nicht nur einfach „schön“ sein. Sie müssen eine Geschichte erzählen, etwas transportieren – schon früh für die ganz K leinen. Dieses Buch hat eine besondere Botschaft. Es geht um Grenzen, Sprache und eine Freundschaft, die schöner nicht sein kann. 

Saída kommt in eine Welt, die sie nicht versteht. Alles ist voller lauter Wörter und niemand hört ihr zu. Sie will nicht sprechen – was sollte sie auch sagen? Nur ein kleines Mädchen versucht Saída zu verstehen. Das Mädchen sucht und findet Wörter, die anders klingen, schöner, weicher aber auch härter und schwieriger als die Wörter, die das Mädchen spricht. 

Das Bilderbuch zeigt, dass Kulturen sich verbinden können. Es nimmt Unterschiede auf kindliche und verständliche Weise wahr. Saída riecht anders: nach Datteln und Minze. Sie lächelt anders: halbmondförmig und leise. Als Saídas Sprache nicht wieder auftauchen will, bekommt das Mädchen gesagt, dass es eine andere Sprache ist, die sie sucht: Arabisch. So beginnt die Freundschaft. Schattenbilder werden zu zaghaften Worten. Arabische Buchstaben tauchen im Buch auf. Es werden Wörter wie „Flusspferd“ auf Arabisch geschrieben, aber auch auf Deutsch. Über die Sprache und das  Lernen beginnen die Mädchen einander zu verstehen . nicht nur die jeweilige andere Sprache, sondern auch warum Saída erst Angst hatte. Eine neue Welt ist immer schwierig. 

Die großformatigen Bilder versuchen den Verlauf der Sprachfreundschaft darzustellen. Zuerst ist es Winter, später Frühling als sie sich beginnen zu verstehen. Viele Wörter sind farbig abgesetzt – vor allem die, die besonders wichtig sind: Grenze, Arabisch, Winkel, Löcher und Schubladen. Es tauchen viele arabische Schriftzeichen auf, die gelesen werden können. Das Buch kann und muss vorgelesen werden, vor allem wenn es noch gilt, Grenzen zu überwinden und Kinder willkommen zu heißen. 

Es vermittelt eine Botschaft, die nicht nur für Kinder wichtig ist. Und ganz am Ende steht ein Satz, den ich wunderschön finde: 

„Auf dem Weg nach Afrika werden wir noch mehr Wörter suchen, die die Menschen zum Lachen und zum Sprechen bringen, ihnen das Haar lösen und helfen, Freundschaften zu schließen.“ (Der Tag, als Saída zu uns kam“, S. 31.)

Wenn doch alles so einfach wäre. Aber diesen Satz kann sich der Leser oder die kleine Leserin merken und zu Herzen nehmen.