Der längste, ein Viertel des Buches füllende Text macht Schuh, der vom Typus ohnehin zu den Schriftstellern zählt, die trotz zahlloser Beiträge Autoren ohne Werk sind, zu jemandem, für den die Formulierung „brillanter Kopf“ nicht mehr genügt. „Am Tag, als ich Wolfgang Koeppen traf“ ist eine große, ja außerordentliche Geschichte, die die Methode dieses Autors, wenn es sein muss, aufs Ganze zu gehen, glanzvoll zu einem dunklen Leuchten bringt.
Erzählt wird von einer Taxifahrt durch Wien, die Flucht und pandämonisches Ziel zugleich ist. Der Insasse, Franz Schuh, genervt vom Operndirektor und seinen nicht endenden Abschieden, denen er zu entkommen versucht, lässt von Arnold Schwarzenegger über John Donne bis eben Wolfgang Koeppen die unterschiedlichsten Figuren vorüberziehen, als wär’s ein Totentanz, und wahrhaftig kommt der tote Vater auch noch hinzu, ebenso wie dessen Armbanduhr Marke Doxa. / Jochen Jung, Tagesspiegel
Franz Schuh: Der Krückenkaktus. Erinnerungen an die Liebe, die Kunst und den Tod. Zsolnay, Wien 2011. 256 S., 19,90 €.