Am Rande des Gran Sasso Nationalparks

Von Erichkimmich @Erich_Kimmich

Capodacqua: Wir haben prima geschlafen, die feuchten Schuhe und Socken sind ein wenig getrocknet. Der Kaffee zum Frühstück ist stark und rabenschwarz. Der Service ist ausgezeichnet.

  

Kurz nach neun Uhr verlassen wir den gastlichen Bauernhof, sehen ihn beim Aufstieg nochmals von der Seite. Der Weg steigt eine gute Stunde lang steil den Berg hinauf. Der Kaffee und die Steigung lassen die “Betriebstemperatur” stark ansteigen… Immer wieder tun sich Blicke zum Gran-Sasso-Massiv auf.  Laubwald, Ginster und Alpenveilchen begleiten uns am steinigen Wegrand. Dann endlich sind wir oben auf der Paßstraße angekommen.

  

Ach, wie schön könnte hier oben die Aussicht sein! Forca di Penne liegt auf knappp 1000 Metern Höhe. Oberhalb der wenigen Häuser ragt die Ruine des Wachturms aus dem Nebel. Er war Teil des früheren Kommunikationsnetzes entlang des Tratturoo Magno: Mit Lichtsignalen konnten Nachrichten von L’Aquila bis nach Apulien transportiert werden. Beim Erdbeben im April 2009 wurde der Turm stark beschädigt.

  

Der Nationalpark Gran Sasso und Monti della Laga in den italienischen Abruzzen wurde 1991 eingerichtet. Er erstreckt sich über eine Fläche von 141.341 Hektar meist bergigen Gebiets. Mit dem Corno Grande liegt der höchste Gipfel des Apennin innerhalb dieses Parks.

Da hinten würde das abruzzesische Hügelland zu sehen sein oder an ganz schönen Tagen sogar das Meer! Wir müssen ein anderes Mal wieder hierher kommen! Der Trübsal nicht genug: Die vom Regen der letzten Tage angefeuchtete Erde bleibt an den Schuhen haften. Kiloschwere Brocken behindern jeden Schritt. Abkratzen ist sinnlos, denn beim nächsten Tritt beginnt der Spaß von neuem. Nach einer ausgiebigen Pause an der Quelle Capodacqua steigen wir abwärts. Irgendwann wird es steiniger und der Haft-Lehm lässt nach.

  

  

Dann erreichen wir Pescosansonesco Vecchio und wir bekommen einen Strahl Sonne ab und können das Tal des Pescara vor uns überblicken. Ganz unten scheint unser Wanderziel Torre de’ Passeri zu sein. Wir machen einen Abstecher ins alte Örtchen. Vorbei an kleinen wildwachsenden Alpenveilchen kommen wir zur Fontana Romana – Gelegenheit, die Drecksschuhe etwas zu reinigen.

   

Doch zu früh gefreut: Weiter unten im Tal kommt noch eine letzte Lehmstelle und verklumpt uns die Schuhe. Nun sind wir in die mediterrane Zone gelangt und unterqueren am Stadtrand von Torre de’ Passeri eine Bahnbrücke. An der Piazza Plebiscito machen wir erstmal Halt. Zu verlockend ist der Gedanke an einen kräftigen Schwarzen.

  

Die Wegbeschreibung führt uns nach San Clemente in Casauria und wir freuen uns auf den “Höhepunkt der abruzzesischen Baukunst”. Doch leider Pech gehabt: Das Kloster des Märtyrerpapstes Clemens hat um diese Zeit längst geschlossen. Ein heftiger Regenschauer begleitet uns auf dem Weg zum Bahnhof.

  

Noch haben wir ein wenig Zeit bis der Zug nach Sulmona abfährt und uns dem heutigen Nachtquartier näher bringt. Wir bestellen deftige Panninis in der Bar beim Bahnhof und trinken ein kühles Bier dazu. Dann kommt der Zug, aber auf dem falschen Gleis. Alle Fahrgäste wechseln zu Gleis 2 und steigen ein. Kaum sind wir losgefahren fragt uns der Schaffner nach unserem Ziel und erklärt uns, dass dieser Zug nach Pescara fährt. Offenbar hat es im Fahrplan einige Verschiebungen gegeben. Rasch telefoniert er mit einem Kollegen und bugsiert uns beim nächsten Bahnhof persönlich in den Gegenzug, der eigens auf uns gewartet hat. Toll! Bald sind wir erneut in Torre de’ Passeri und nach einigen Stationen dann in Sulmona.

  

Wir beziehen unser Gästezimmer im Bed & Breakfast und starten gleich wieder zum Abendessen. Hinter dem Ristorante Il Canestro Di Gregorio Luciana in der Via Leopolo Dorrucci werden wir bestens verwöhnt.

  

Gesättigt, müde und zufrieden spazieren wir durch die dunklen mittelalterlichen Gassen ins Quartier zurück.

  wolkig, Schauer   19,6 km  3,86 km/h   672 hm     1022 hm   8:34 Std.

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