Am Hundeplatz in Potsdam

Täglich 17:00 bis 18:30 Uhr Hundeplatz – unser Ritual.

Zehn, zwölf Hunde sind meist mit sich selbst beschäftigt, derweil derer Erziehungsberechtigte auf Bänken glucken, stets darauf achtend, dass nichts geschieht, was einem der Hunde schaden könnte.

Und um sich gegenseitig an Pflichten zu erinnern. So gilt beispielsweise “Molly kackt!” als kollektive Aufforderung an die Besitzerin eines Hundes namens Molly, die sich dann, nach einem kurzen “Wo?”, von der Bank hochschraubt, um sich mit Tütchen in jene Richtung zu bewegen, die von der Hundehaltergruppe mit “Da!-Da!-Da!” beschrieben wird.

Sonderbares Terrain – sonderbares Soziotop. Hier reden Menschen friedlich miteinander, die mit unterschiedlichem IQ ausgestattet, unterschiedlichem Humor veranlagt und unterschiedliche Feindbilder in sich tragend.

Freundin K beispielsweise, mag keine Schwaben, sieht in ihnen ausgerechnet jene Ausländer, die nie und nimmer bereit sein werden, sich zu integrieren. Die schon allein deshalb ein Kontingent Zugereister der übelsten Sorte, weil diese “komischen Schwaben” offenbar nicht bereit sind, sich deren “furrrchtbare Sprache” abzutrainieren. Im Gegensatz zu den Sachsen, die das wenigstens wollen, es sogar versuchen, auch wenn sie es nicht können. Und nie können werden.

“Furrrchtbar bleibt ebend oooch bei de Sachsen furrrchtbar!”

“Frauen!”, könnte man nun voruteilen, so wie Hundefreund S es regelmäßig tut.

Freund S hat nämlich statt Schwaben Frauen als Feindbild und schert diese über einen Kamm schert. Nennt sie stets (aber nur wenn es keine von denen hören kann) “Menschen mit Menstruationshintergrund” und grinst dabei, wie nach einem guten Witz.

Angenehm, dass niemand petzt.

Wahrscheinlich hat unser aller Unterbewusstsein das Fragile der Konstellation kapiert. Es ist immer brüchig wenn Lesbe und Macho künstlich vereint, wenn Mister Rich auf Frau Hartz trifft, Tattoo auf dicke Oberschenkel. Und wo hin und wieder Wanderer des Weges kommen und ungeniert

“Des isch abr oi schönr Hundebladz!”

…ausruft.

Toleranz ist die Basis jedweder friedlichen Koexistenz. Hier, auf dem Platz, verdreht auch niemand die Augen, wenn Hundefreund T zum zichten Male das Wortspiel mit der läufigen Hündin gebraucht, weil er es für humorig hält. Demnach ist JEDE ankommende Hündin deshalb läufig,

“weil-se ja imma zum Platze hin looft”.

Anregend ist solch Humor.

“Klar, leuchtet ein. Demnach heißt Jogi “Löw”, weil er am Rande immer hin und her löwt.”

Womit ich ursprünglich zeigen wollte, wie blöd ich seinen zichmal wiederholten Läufige-Hündinnen-Witz finde.

Doch in der Methode weit gefehlt. Hundefreund T bog sich vor Lachen, klopfte sich auf den Oberschenkel, rief mehrmals…

“Den kannt-ich noch nich! – Den kannt-ich noch nicht!”

…und verwandelte sich somit vor meinem inneren Auge in Rumpelstilzchen.

“Das hat dir der Teufel gesagt! Das hat dir der Teufel…”

Ein treffendes Beispiel, finde ich später, zumindest optisch. Hundefreund T sieht tatsächlich haargenau so aus, wie man sich ein Rumpelstilzchen vorstellen könne, wenn man einmal den IQ außen vor lässt, denn der ist wohl bei Rumpelstilzchen deutlich höher.


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