Am Fuß des träumenden Berges
Julie Peters
Wunderlich, 2013
978-3805250504
14,95 €
Audrey kann nach einem Schicksalsschlag in England nicht mehr leben. Sie wird gemieden und auch ihre Familie schaut ihr kaum mehr in die Augen. Ostafrika soll deswegen ihre neue Heimat werden. Sie hat Angst und rechnet sicherlich nicht damit, dass sie sich verlieben wird. Nicht nur die Gefühle, sondern auch der Krieg, das wilde Land und seine Ureinwohner machen ihr zu schaffen.
Audrey ist eine junge Frau, die in England aufwächst. Damit steht schon einmal fest, dass sie in einer starren Gesellschaft aufwächst, die ihr das Leben zur Hölle machen kann. Der Leser erfährt lange Zeit nicht, was wirklich passiert ist und warum Audrey nach Ostafrika auswandern muss. Darin soll der Reiz der Geschichte liegen, etwas, das mich antreibt weiterzulesen.
Aber ansonsten ist Audrey mir sehr unsympathisch. Sie verheimlicht Dinge, die sie angeblich in einem schlechten Licht dastehen lassen würden, und verlangt gleichzeitig, dass alle Welt ehrlich zu ihr ist. Sie ist manchmal völlig unbedarft und dann im Buch plötzlich sehr schlau und kann anpacken. Diese Wandlung hat mich irritiert und kam teilweise sehr unerwartet.
Matthew lerne ich erst nur über Briefe kennen und denke, dass er ein netter Typ ist. Tatsächlich ist er auch nicht die schlechteste Wahl, auch wenn Audrey und er sich das Leben nicht immer einfach machen. Aber auch in dieser Beziehung spiegeln sich bald die Schwächen der Geschichte, denn die Gefühle entwickeln sich rasant.
Ostafrika war schon oft mein Ziel, wenn ich mal einen Auswandererroman gelesen habe. Ich würde mir wünschen, dass sich Menschen in diesen Büchern auch mal freiwillig dazu entscheiden. Ein Abenteuer, das ihr Leben verändert.
Die Kulisse ist teilweise schön beschrieben und ich kann mir zeitweise die Steppe und die Farm recht gut vorstellen. Manchmal jedoch fehlt mir etwas Farbe und Tiere, die es auch in Audreys Umgebung gegeben haben muss.
Eine junge Frau muss ihr neues Leben anpacken und mit vielen Unwägbarkeiten klarkommen. Dabei sind mir in einem Auswandererroman folgende Dinge wichtig:
- Beschreibungen der Landschaft und der Ureinwohner, sowie Tier etc.,
- nachvollziehbare Veränderungen der Protagonisten,
- kleinere und größere Dinge, die das Leben schwierig machen, aber nicht utopisch sind.
Ein gewisser Anteil von Beschreibungen der Tiere und der Flora und Fauna sollte schon vorhanden sein. Findet Ihr nicht? Erst dann kann ich mir richtig vorstellen, dass ich woanders bin – nicht im grauen Deutschland oder im prüden England. Und teilweise werde ich auch belohnt, wenn Audrey auf die kleine Plantage kommt oder die Tee-Ernte kurz beschrieben wird. Aber oft, wenn ich denke, ich will davon mehr hören, gibt es nur zwei beschreibende, kurze Sätze und Audrey läuft einfach weiter. So ist es auch mit vielen, kleinen Nebensträngen, die darauf aufmerksam machen sollen, dass sie immer noch ein Geheimnis mit sich herumträgt. Diese Nebenstränge sind beschränkt auf zwei Seiten, dann tauchen die Figuren wieder mal kurz auf und verschwinden gleich wieder.
Dass sich Figuren verändern müssen, wenn sie in ein anderes Land ziehen, ist völlig normal. Was aber nicht passt, ist die sprunghafte Geschäftigkeit von Audrey, die sie im Angesicht des Krieges an den Tag legt. Oder auch, dass sie ihre Scheu zu Matthew sehr schnell ablegt. Da fehlt mir einfach Zeit, die es gebraucht hätte, damit sie sich merklich verändern kann.
Wir wissen alle, dass eine Geschichte davon lebt, dass etwas unerwartetes passiert und, dass der Leser dadurch mitfiebern kann. Doch hier schießt die Figur manchmal über das Ziel hinaus und das gerade, wenn alles gut ist. Dann tauchen komische Blicke auf, die sie wem zuwirft und die Geschichte entwickelt sich in eine ganz, ganz komische Richtung. Deswegen gefällt mir das Ende auch nicht wirklich. Es ist nicht schlecht, kippt aber wieder viel zu schnell um.
Ich habe die Klappbroschur, aber im August 2014 kommt das Taschenbuch heraus. Dann kostet das Buch noch 9,99 €. Ansonsten ist das Cover passend zum Inhalt gestaltet und der Schriftsatz hat mir auch sehr gut gefallen. So konnte ich angenehm, schnell und leicht, lesen.
Es ist ein solider Roman, der eine junge Frau zum Mittelpunkt hat. Die Geschichte begann sehr vielversprechend, rutscht aber durch Audrey in eine unmögliche Ecke ab. Unrealistisch benimmt sich die Protagonistin, Krieg hin oder her. Zudem fehlen mir Eindrücke von Land und Leuten. Trotzdem gibt es noch drei Bücherpunkte, weil Julie Peters leicht und locker eine Geschichte erzählt, die gut und gerne aber eine Wendung weniger hätte haben können, damit sie realistischer wirkt.