Am Ende der Paarung – Claus-Peter Seifert

Von Theatertogo @MarieGolueke

Theater Halle 7

KLICK

“Das Ende der Paarung erzählt den letzten Tag im Leben zweier politischer Figuren, die früher im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit standen und nun eine unbeachtet Randexistenz führen”

So wir das Stück im Programmheft angekündigt und es verspricht nicht zu viel.

Petra Kelly und Gert Bastian waren früher im Wiederstand, bei Friedensbewegungen, Parteigründungen usw. aktiv. Heute sitzen sie gemeinsam in ihrer Wohnung und keiner interessiert sich mehr für sie.

Claus-Peter Seifert schafft es, auch durch die enorme Leistung der beiden Schauspieler, eine halb naturalistische, halb abstrakte Inszenierung des Stückes mit Spiel, Spaß und Spannung auf die Bühne zu bringen. Und nicht nur auf der Bühne wird gespielt auch davor! Wie ich das meine? Da würde ich ja die Überraschung verderben.

Ja, diese Inszenierung ist wirklich wie ein Überraschungs-Ei an dem man sich nicht satt essen kann. Streckenweise isst man vielleicht ein bisschen viel aber schon hat man wieder Hunger auf das nächste Stück.

Jutta Masurath und Dirk Bender spielen das alte inaktive Paar fantastisch. Jutta Masurath bringt als Petra Kelly eine völlig überdrehte, hyperventilierende Aktivisten hervor, die immer noch die Welt retten will, obwohl sie keiner mehr hört. Sie isst nichts, da die Kinder in Afrika auch nichts essen und ist dabei eine knallharte Diktatorin die ihren Gatten den ganzen Haushalt machen lässt und keinen Finger rührt. Der wiederum, gespielt von Dirk Bender, tut alles für sie mit solch einer Gefälligkeit dass man am liebsten Aufspringen würde, ihm eine knallen würde und sagte: Schau wie sie dich ausnutzt warum lässt du dir das gefallen? Sie will man am liebsten erwürgen, wenn das “Rehlein” wieder eins ihrer Ich-Rette-die-Welt Monologe loslässt in dieser schrillen Stimme, die einen wahnsinnig macht.

Sie können nicht ohne einander und nicht miteinander. Sie machen sich wahnsinnig, vertragen sich wieder nur um sich wieder erneut wahnsinnig zu machen. Gert der Ruhige, der mit seinem Leben schon abgeschlossen hat und unaufhörlich vom Krieg erzählt. Petra, die sich nicht damit abfinden kann nicht mehr gebraucht zu werden, nicht mehr politisch aktiv sein zu können. Sie geißeln sich bis zum Letzten, bis beide nicht mehr können. Er resigniert und sitzt Teilnahmslos auf der Toilette, Sie schläft auf dem Sofa ein wie ein kleines Kind und ist doch nur eine alte, einsame Frau.

Gemeinsam durchlebt man einen Tag mit den beiden und ist am Ende genauso fertig wie Gert, als er Petra endlich ins Bett bringt und ihr Till Eulenspiegel vorliest. Das Ende ist nicht überraschend, als Gert ihr im Schlaf eine Pistole an den Kopf hält. Trotzdem schafft es Claus-Peter Seifert das Publikum am Ende noch einmal zu überraschen. Jutta Masurath und Dirk Bender werden zu Sprechern und erzählen mit Clownsnasen das Schicksal von Petra Kelly und Gert Bastian zu Ende.

Die ganze Inszenierung hat etwas Filmisches an sich und doch verliert es den Theatercharme nicht. Der Witz, die Komik, die Absurdität und die großen Gefühle sowie die politischen Dramen mit der diese Inszenierung besticht, machen den Abend zu etwas ganz Besonderem.

Unbedingt hingehen! Das sollte man sich nicht entgehen lassen!