Am Anfang war das halbe Schwein.

Von Vivi D'Angelo @dangelo_viviana

Manchmal habe ich das unglaubliche Glück, mit ganz wunderbaren Auftraggebern zu arbeiten. Menschen, die ihre Arbeit lieben. Die tief drin daran glauben, dass ihre Sache nur mit Herz geht und das Tag um Tag umsetzen. Ehrliche Menschen mit wahrer Leidenschaft.

So war es auch am vergangenen Samstag, als ich zu den Herrmannsdorfer Landwerkstätten fuhr, um den neu eingeführten Fleisch und Wurst Kurs der Handwerkakademie zu knipsen.

Die Handwerkakademie, das ist so ein weiteres, ganz neues Liebeskind der Herrmannsdorfer. Dort wird die Leidenschaft zum Lebensmittel, der nachhaltige, gute Umgang mit Land und Tier gezeigt, beigebracht, vermittelt – Ja, sogar einatmen kann man ihn dort. Metzgermeister, Bäcker,  Köche erklären hier ihr Handwerk und bereiten gemeinsam mit den Kurteilnehmern ehrliche Lebens-mittel zu. In ihrer Entstehung hat sie Hendrik Haase begleitet, wohl besser bekannt als Wurstsack – noch so ein Mensch, der in jedes einzelne Projekt, das er ins Leben ruft, sein Herzblut steckt. 

Fleisch und Wurst war also der Kurs den ich begleiten sollte? Fleisch und Wurst gab es in der Tat – angefangen beim halben Schwein, das die Metzgermeister Huckepack im Leinentuch gewickelt in den Kursraum trugen. Dem folgte ein wunderbar kurzweiliger, interessanter und schmackhafter Vormittag – den diese Bilderstrecke zumindest visuell zusammenfasst:

Hannes und Jürgen, das sind die zwei Metzgermeister, die uns ihr Handwerk vorstellten – und zwar mit bester Laune, absoluter Konzentration und Hingabe (Ich glaube aber auch, sie sind da geübter als ich, mit dem Aufstehen am Morgengrauen).

Nun zur tierischen Begleitung: das halbe Schwein. Es hatte keinen Namen (ich habe extra nachgefragt), dafür aber wunderschönes, zartes und leckeres Fleisch!

Erstmal eine kleine Anatomiestunde: was ist wo, was benutzt man für was? Ich glaube ja wirklich, heutzutage hat da der Durchschnittsesser kaum mehr Ahnung. Gut, dass unsere Metzgermeister erstmal dazu eine ausführliche Erklärung geben. 

Stück um Stück wird unser Schwein immer kleiner. Wie im Rückwärts-Puzzle wird anschaulich, welches Stück woher kommt (und warum es eigentlich nicht sein kann, dass alle immer das Filet abbekommen). 

Alles wird verwendet, sogar der Kopf. Wie, erklären Jürgen und Hannes auch: Nicht, dass man dann rat- und rezeptlos daheim am Herd steht! 

Stückchen um Stückchen wird das Fleisch eingewickelt, Tütchen mit den Teilnehmernamen darauf liegen auf dem Tisch. Bei diesem Kurs (Fleisch und Wurst für zuhause) darf mitgenommen werden, bei anderen Kursen wird gemeinsam gegrillt, gekocht und gegessen. Ein Tütchen mit “Vivi” darauf liegt auch in der Reihe – es war ein FEST, als ich heimkam! Danke noch einmal an die lieben Metzger für das Mitnehmsel! 

Was wird eigentlich aus dem ganzen Fett? Schmalz natürlich! Die brutzelnden Fettstücke werden immer mal wieder von einem anderen Teilnehmer umgerührt. 

In der Pause (mit Brezen, Brot, Butter und einer Riesenauswahl an Getränken!) erzählt unser Kursleiter weiter. Wo er bloß diese ganzen Wörter findet?

Nach der Pause geht’s nun für alle an die Arbeit: zwei Wurstsorten werden hergestellt, also alle einmal in die Schürzen schlüpfen und Ärmel hochkrempeln! 

Gewürze und Kräuter kommen auch vom Herrmannsdorfer Gut – gleich nebenan im Garten kann man sehen, wie die Kräuter wachsen.

So sieht also eine Wurstmachmaschine aus. Und so passiert es, dass fast wie im Zauber das Fleisch in die Darmhaut hineingequetscht wird. 

Die einzelnen Würstchen werden dann mit einer eleganten “Drehbewegung” voneinander abgetrennt, damit man so eine schöne Wurstgirlande hinbekommen, wie sie in der Metzgerei hängt. Jeder Kursteilnehmer ist also einmal dran mit Würstelabdrehen. 

Die Würste werden selbstverständlich auch aufgeteilt.

Was nicht mehr in die Würstel passt, das kommt in die Pfanne: zum Kursende gibt es leckere Pflanzerl für alle. Und mit lecker meine ich: WIRKLICH LECKER!

Fast hätte ich ihn vergessen: Der Griebenschmalz ist inzwischen auch fertig, ein Pöttchen für jeden kommt mit ins Tütchen. Das komplette halbe Schwein ist weg, Knochen inklusive. Ich bin glücklich. So ein tolles Samstagsprogramm hatte ich lange nicht mehr.

Wer neugierig geworden ist und auch mal bei den Herrmannsdorfer Landwerkstätten vorbei schauen möchte (es ist ein tolles Gelände, ein Besuch lohnt sich immer und besonders mit Kindern – man kann da spazieren, bestens essen und trinken, Tiere sehen und streicheln, tolle Produkte einkaufen) der findet hier alle Infos.

Wer noch neugieriger geworden ist und mal ins Kursangebot gucken möchte, der wird hier fündig.