Alufreie Deos: Handel und Politik reagieren - Unilever blockt

In den letzten Wochen kommt enorme Bewegung in die Debatte um toxische Aluminium-Deos und andere aluhaltige Kosmetikprodukte. Nach einer Anfrage der Grünen im Deutschen Bundestag kündigte eine Sprecherin des Verbraucherschutz-Ministeriums nun an, mögliche Gefahren der toxischen Chemikalien - etwa auf Brustkrebs - zu prüfen. 
Denkbar sei auch, dass Kosmetika, die Aluminium enthalten künftig gekennzeichnet sein müssen. Diese Forderung entspricht genau unserer Petition bei change.org, die bereits von mehr als 23.000 Menschen unterzeichnet worden ist.
Unterdessen merkt der Handel immer mehr, wie stark die Nachfrage nach aluminiumfreien Deos ansteigt. Bei Müller hat man diesbezüglich schon reagiert und alle Deos ohne Aluminium eigens markiert. (Danke für die Zusendung des Bildes an Bea & Sabine)
Alufreie Deos: Handel und Politik reagieren - Unilever blocktWeniger einsichtig zeigen sich manche Hersteller. Allen voran der Konzern Unilever, unter dessen Dach sich Marken wie Rexona oder Dove befinden.
Solange die Sicherheit der Alu-Verbindungen nicht erwiesen ist, sollten eigentlich das Prinzip der Vorsicht gelten und die bekannt toxischen Chemikalien nicht in sensiblen Bereichen des Lebens eingesetzt werden.
Die Marketing-Verantwortlichen bei Rexona pfeifen sich jedenfalls gar nichts und werben sogar mit der Extraportion Alu. Auf seiner Webseite verspricht Rexona „Maximalen Deo Schutz“ mit „Maximum Protection“. Und das wird folgendermaßen begründet:
Alufreie Deos: Handel und Politik reagieren - Unilever blockt„Leistungsstarke Schweißhemmung durch den Einsatz eines Aluminium-Zirkoniumsalz Wirkstoffes in besonders hoher Dosierung. Aluminium-Zirkoniumsalze zeigen eine stärkere Wirkung gegen Achselnässe als herkömmlich in Deodorants verwendete Aluminiumsalze.“
Das klingt ja schon mal beruhigend.
Auf einer eigenen Informationsseite gibt es nähere Informationen zum Einsatz von Aluminiumsalzen in Rexona-Produkten. Da heißt es, dass in den Medien vermehrt über „einige Studien“ berichtet wurde, welche „einen Zusammenhang zwischen dem Aluminium in Anti-Transpirantien bzw. Deodorants und Brustkrebs herstellen wollten“. Das sei aber Unfug, denn „es versichern Krebsexperten, Wohltätigkeitsorganisationen und Gesundheitsbehörden – darunter die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA), dass keine überzeugenden wissenschaftlichen Beweise existieren.“
Sorgen über die Sicherheit der Aluminiumsalze seien vollständig unnötig, versichert Unilever: „Selbstverständlich können Anti-Transpirantien über lange Zeit und für einen täglichen Gebrauch angewendet werden.“
Die Kosmetik-Lobby wird in der EU aktiv
Etwas im Magen liegt den Unilever-Mitarbeitern hingegen der Trend, dass immer mehr Konkurrenz-Deos „alufrei“ oder „ohne Aluminium“ auf ihre Produkte schreiben.
In der Angelegenheit wurden anscheinend auch gleich die Lobbyisten der Kosmetikindustrie in der EU mobilisiert. Denn es heißt weiter:
Die EU erwägt jedoch derzeit die Einführung neuer Richtlinien, die den Gebrauch der ‚ohne …‘-Auslobungen auf Körperpflegeprodukten einschränken. Hintergrund ist, dass einige ‚ohne …‘-Auslobungen Konsumenten glauben lassen könnten, der aufgeführte Inhaltsstoff könne schädlich sein, obwohl er als sicher eingestuft und für die Verwendung in Kosmetikprodukten zugelassen ist.
Nach dem Wunsch von Unilever soll also die Bezeichnung „alufrei“ eingeschränkt oder verboten werden. Das erklärt wohl auch, warum es von Seiten des Konzerns bisher noch keine positive Reaktion auf unsere Petition gegeben hat, die bereits von mehr als 23.000 Menschen unterschrieben worden ist. In dieser Petition an den Kosmetikkonzern geht es allerdings um die genau gegenteilige Forderung: dass Unilever auf seinen Produkten nämlich die Art und die Menge des Aluminiums deklarieren soll, so wie auf Zigarettenpackungen die Menge von Nikotin und Teer deklariert wird.
In der EU dafür einzutreten, dass die Bezeichnung „alufrei“ abgeschafft wird, ist natürlich eine besonders originelle und kundenfreundliche Gegenreaktion.
Wir werden sehen, welche Art von „Verbraucherschutz“ sich am Markt als nachhaltiger erweisen wird.

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