Altherren bitten zum Gefecht: “The Expendables 2″

Erstellt am 1. September 2012 von Denis Sasse @filmtogo

© Twentieth Century Fox / Silvester Stallone (mitte) mit seinen Freunden Arnold Schwarzenegger (links) und Bruce Willis (rechts) in “The Expendables 2″

Die Klassiker sind immer noch am Besten. Das ist nicht nur ein Spruch den Jason Statham und „Expendables“-Initiator Sylvester Stallone über die guten alten Schlagringe vom Stapel lassen, wenn sie mit ihren Feinden hart ins Gericht gehen, sondern auch wenn man sich das Actionfilmgenre heutiger Tage einmal genauer anschaut. Fern von glattgebügelten Kampfchoreographien hat Stallone vor zwei Jahren die Actionaltstars der 80er Jahre reanimiert um mit seinen Haudrauf-Gesellen einfach nur Spaß zu haben. Ein Einspielergebnis das mehr als das Dreifache der Produktionskosten wieder reinholte darf als Beweis angesehen werden, dass die 80er Jahre ein erfolgreiches Revival erlebten. So verwundert es nur wenig, dass nun mit „The Expendables 2“ eine Fortsetzung inszeniert wurde, bei der die Falten unter den Augen noch einmal maximiert wurden: Sowohl Jean-Claude van Damme als gemeingefährlicher Gegenspieler, als auch der legendenbehaftete Chuck Norris gesellen sich zu dem Action-Großaufgebot.

Die Expendables werden in ihrem zweiten Leinwandauftritt erneut von Mr. Church (Bruce Willis) auf die Reise geschickt. Der Job sieht erst einmal nach leicht verdienten Geld aus: Sie sollen den Inhalt eines Safes sicher stellen, der sich in den Trümmern eines abgestürzten Flugzeugs befindet. Doch der Plan läuft schief. Die Truppe um Barney Ross (Sylvester Stallone), Lee Christmas (Jason Statham), Gunner Jensen (Dolph Lundgren), Hale Caesar (Terry Crews), Toll Road (Randy Couture) sowie ihren Neu-Mitgliedern Billy the Kid (Liam Hemsworth) und Maggie Chan (Nan Yu) bekommt unerwarteten Besuch von dem internationalen Waffenhändler Jean Vilain (Jean-Claude van Damme), der sich des begehrten Safe-Inhalts bemächtigt und einen Expendable brutal ermordet. Damit zieht er natürlich die Rachegelüste der verbliebenen Teammitglieder auf sich, die nun niemand mehr aufhalten kann. Sie ziehen in feindliches Gebiet und beginnen ihren blutigen Feldzug der Vergeltung.

Jean-Claude van Damme als Jean Vilain

Sylvester Stallone, der dieses Mal lediglich am Drehbuch beteiligt war, dem Regieplatz für „Con Air“-Inszenator Simon West gewichen ist, hat erneut die Kindheitserinnerungen der 80er Jahre Actiongefolgschaft heraufbeschworen. Mit der „Expendables“-Fortsetzung schafft er es zwar nicht besser zu sein als noch 2010, aber die Qualität nimmt im Vergleich zum Vorgänger auch nicht ab. Es ist ein Sequel im gleichen Tonus wie in der ersten Episode, allenfalls der Bodycount wurde immens in die Höhe geschraubt. Schon allein in der etwa zehn Minuten langen Eröffnungssequenz dominieren Geballer und Blutspritzer, kombiniert mit dem lockeren Zynismus von Stallone, Statham und Konsorten. Es geht kein Abschuss von statten, ohne das die Zuschauer eine rote Blutfontäne mitgeliefert bekommen. Dabei werden Panzerkanonen ebenso eingesetzt, wie Schnellboote und das gute alte Expendable-Flugzeug, welches sich im Verlauf des Films auch noch ersetzen lassen muss, nachdem es einen ordentlichen Blechschaden davonträgt. Es wird also für einen ausreichenden Spaßfaktor gesorgt, wenn man über das nötige männliche Testosteron verfügt.

Die Neuzugänge bekommen ebenfalls die nötige Aufmerksamkeit, ohne jedoch den Hauptdarstellern zu sehr die Show zu stehlen. Jean-Claude van Damme darf die Rolle des Bösewichts übernehmen, der aus einer vergessenen Miene genug Plutonium entwendet, um damit das gesamte Universum in die Luft zu sprengen. Das Ende ist für seine Figur des Jean Vilain (sein französischer Nachname bedeutet übersetzt schlicht Bösewicht) natürlich vorprogrammiert, aber Gerüchten zufolge sollen die “Muscles from Brussels” noch einen bösen Bruder namens Claude Vilain besitzen, der in einer Trilogie-Vollendung wiederum Rache an den Expendables nehmen könnte. Ein alter Freund von Stallones Barney Ross ist derweil Booker, der ganz allein eine Armee von Soldaten mitsamt Panzer außer Gefecht setzt. Mit Bezug auf all die Legenden die sich um Chuck Norris spinnen, ist sein Auftauchen eine hoch-selbstironische Inszenierung, die von Sergio Leones grandioser Titelmelodie zu „The Good, the Bad and the Ugly“ („Zwei glorreiche Halunken“) begleitet wird. Bei Nan Yu hat man wiederum das Gefühl, sie ist aufgrund der Abwesenheit von Jet Li verpflichtet worden, der sich nach den ersten Minuten leider schon verabschiedet, immerhin aber eine Kampfsequenz spendiert bekommt. Liam Hemsworth ist eine sinnvolle Ergänzung, der die übrigen Herren mit seiner sportlichen Jugend wirklich alt aussehen lassen darf.

Silvester Stallone mit Chuck Norris

An mancher Stelle bröckelt es dennoch im Drehbuch. Die ewig gleichen Kommentare von Schwarzenegger, er wäre wieder da und würde wiederkommen, auch dass er terminiert werden könnte, beginnen inzwischen ein wenig übertrieben eingesetzt zu werden. Es stellt sich so langsam das Gefühl ein, als verfüge der Österreicher über einen sehr limitierten Wortschatz. Seine Dialoge in neuen Produktionen erscheinen deshalb oftmals wie ein Puzzle alter Erfolge. Außerdem erhofft man sich ab dem ersten Auftritt Jean-Claude van Dammes ein Aufeinandertreffen mit Jason Statham, da beide über die nötige Kampfsport-Erfahrung verfügen, um einen brutal unterhaltsamen Schlagabtausch abzuliefern. Aber auf diesen geballten Einsatz von Händen und Füßen wartet man vergebens, wie bereits im Vorgängerfilm darf Stallone das entscheidende Finale absolvieren.

Aber das sollen die einzigen negativen Punkte in „The Expendables 2“ bleiben. Man bedient sich einem bereits in der „Lethal Weapon“-Reihe erfolgreich eingesetzten „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“-Humor, den die museumsreifen Altherren in jeder Minute auszukosten verstehen. Die Story ist einfach, die Action simpel, die Darsteller eindimensional gestrickt – und ausgerechnet das sind die Zutaten, die aus den Expendables eine so gut funktionierende Truppe machen.

Denis Sasse


“The Expendables 2“