In den letzten Tagen wurde ich immer wieder gefragt, wie es mir aktuell geht, wie es zu der neuen Liebe gekommen ist und oft habe ich dann unsere Geschichte erzählt. Eine Geschichte, die schon sehr wundersam und doch durch ihre Außergewöhnlichkeit gerade unsere ist.
Könnt Ihr Euch noch an Eure erste Liebe erinnern?
Also so richtig „Liebe“, nicht die Verliebtheit in Die oder Den, mal 1 Tag oder eine Woche, sondern dieses erste Mal, bei dem es so richtig lange hielt und auch die rosarote Brille nicht von der Nase rutschen wollte und konnte? Als die Schmetterlinge im Bauch scharenweise durch die Gegend flogen und das Kribbeln nicht nachzulassen schien? Alle Gegenworte von außen in den Wind geschossen werden und man Alles besser weiß? Das Leben einfach jeden Tag nur wunderschön und lebenswert ist? Wenn alle Sorgen nur Kleinigkeiten und wegpustbar sind?
Ich bin meiner ersten großen Liebe mit knapp 17 begegnet. Ein kurzer Blick aus seinen Augen traf mich, der sich ganz tief in mir eingegraben hat. In meinem Bauch kribbelte es, meine Knie wurden weich und ich wußte sofort: „Den will ich haben!“. Allerdings wußte ich noch nicht’s von ihm und es blieb mir nix anderes übrig, als einen Freund „auf ihn anzusetzen“. Zuerst war natürlich wichtig, die Grundinfos zu erfahren: „Name, Alter, und das Wichtigste: Gibt es eine Freundin? Auf was steht der junge Mann? Was muss ich tun, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen?“. Alles lief nach „Plan“, ich bekam meine Infos und die persönliche Annäherung war in greifbarer Nähe. Und dann ging alles doch plötzlich sehr schnell mit uns. Und intensiv. Und unbeschreiblich schön. Und einmalig. Und überhaupt unaussprechlich. Wie das in dem Alter ohne Probleme und großes Nachdenken noch funktioniert.
Die Welt war in den nächsten zwei Jahren viel bunter und schöner als vorher. Wir erkundeten nicht nur uns, sondern auch das Leben. Jeden Schritt gemeinsam. Unsere Familien mußten ab sofort uns im Doppelpack ertragen und es dauerte nicht lange, bis wir uns eine Wohnung teilten. Und wir waren uns sicher: „Das würde niemals aufhören.“
Nun ja… Es kam, wie es kam…
Wir waren jung und die Umstände irgendwie doch gegen uns. Aus unseren gemeinsamen Träumen einer Familie wurde nichts und unsere Wege trennten sich nach einer sehr schmerzhaften Zeit doch wieder. Jeder ging seiner Wege und wir verloren uns ziemlich schnell aus den Augen. Für immer.
Oder doch nur für eine Ewigkeit?
Mein Leben war ein stetes auf und ab. Trauer, Angst und Wut abgelöst durch Liebe und Hoffnung. Ich habe Entscheidungen getroffen, die ich teilweise sehr bereut, aber doch durchgezogen habe. Fast viel zu weit. Fast so weit, dass ich mein eigenes Leben wegwerfen wollte. Als ich Stephan kennenlernte, war ich einfach nur glücklich, es nicht getan zu haben und konnte ab da das Leben wieder jeden Tag neu genießen. Die Erinnerungen an die Zeit davor sind aus Gründen so gut wie nicht mehr vorhanden. Manchmal ist es eigenartig, oft hilfreich sich an einige Dinge nicht erinnern zu können.
Auch an die glückliche Zeit vor einer gefühlten Ewigkeit mit meiner ersten großen Liebe kann ich mich kaum erinnern. Nur bruchstückweise sind da Bilder und Gefühle in mir. Das änderte sich jedoch, als er mich im Oktober plötzlich angeschrieben hat und nachfragte, wie es mir denn so ginge. Ein eigenartiges Gefühl. Ich habe mich unendlich darüber gefreut und wollte auch den Kontakt nicht wieder abbrechen lassen. Und doch habe ich mir mit meiner – recht neutralen – Antwort Zeit gelassen.
Nur ein Tröster?
Und dann passierte das, was mein Leben – wieder einmal – total aus der Bahn warf und mich in ein tiefes schwarzes Loch. Die Leere durch Stephan’s Tod hielt mich umklammert und niemand hat es wirklich an mich heran geschafft. Für viele Wochen.
Bis… ich auf Facebook erzählte, dass wir nun endlich eine neue Wohnung gefunden haben und zu Anfang März umziehen können. Es gab jede Menge Kommentare, da wohl alle spürten, wie wichtig dieser Schritt für meine Tochter und mich war. Und dann war da plötzlich auch einer von IHM. Nur so ein ganz kleiner, nebenbei. Aber doch so wichtig. Es dauerte nicht lange und wir verlegten unser „Gespräch“ auf einen privaten Chat und sabbelten und sabbelten. Und das Kribbeln im Bauch war wieder da – sofort. Und der Wunsch, den Mann, der er jetzt ist, kennenzulernen. Schließlich hatten wir 26 Jahre keinen Kontakt – in so einer Zeit verändert sich ein Mensch schon.
Das erste Treffen war nur eine Frage der Zeit und nachdem wir ein paar wundervolle Tage verlebt haben, stellte sich mir – und ihm – natürllich die Frage: „Was wird das nun mit uns? Trösten wir uns gegenseitig oder wollen wir mehr?“ Zum Glück können wir miteinander reden (was ich sowieso als mega wichtig empfinde) und so setzten wir uns zusammen und verbrachten mehrere Tage und Nächte beim Austausch unserer Gedanken, Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft.
Warum er?
Ich bin der festen Überzeugung, dass kein anderer Mann so schnell in mein Innerstes vordringen hätte können wie René. Durch unsere gemeinsame Vergangenheit und die vielen positiven Erinnerungen daran ist diese Beziehung auf einer ganz besonderen Ebene aufgebaut. Er berührt mein Herz auf eine absolute Einzigartigkeit, diese Mischung der längst verloren geglaubten Gefühle und der Neugierde auf das Neue sind in jedem Augenblick faszinierend und will ich nicht mehr missen. Wir sind uns beide einig: ein Anknüpfen an damals geht nicht, dafür haben wir beide zu viel erlebt. Aber ein Neues wollen wir versuchen…