Jede Revision am AKW bringt neue Probleme, Fehler oder/und Schäden zu Tage! Es wird immer offensichtlicher, dass das AKW seine bei Erbauung geplante Laufzeit längst überschritten hat. Die Betreiber wollen natürlich ein andere Bild zeichnen. Vor einigen Monaten zeigten die Kühltürme erhebliche Altersschäden. Mit großem finanziellen Aufwand wurde zum “runden Geburtstag” dem AKW mit den äußerlich beschädigten Kühltürmen ein Facelifting verpasst. Doch mit solchen “visuellen Manipulationen” kann man nicht einfach die Abnutzung und Alterung der wichtigen Bauteile innerhalb der AKW Anlage zurücksetzen. Außen HUI und innen PFUI könnte man sagen…
Verheimlichen?
Erst nach Druck vom Umweltministerium in Hannover wurde von EON veröffentlicht, dass bei Revisionsarbeiten wieder mal neue Defekte entdeckt wurden. In der offiziellen Pressemitteilungen werden solche Dinge oft harmlost. Blöd ist ja nur, dass bei den harmlos klingenden Vorfälle in einer unglücklichen Verkettung eine extreme Notsituation entstehen kann, die dann schnell zu ernsthaften
Schwierigkeiten führen. So sind die bekannten Atomunfälle zu einem SUPER GAU geworden.
Peinlich
Wir möchten hier explizit darauf hinweisen, dass die Veröffentlichung dieses Vorfalls erst am 20.04. von EON erfolgte. Erst einen Tag später am 21.04. hat das NMU eine Pressemitteilungen herausgegeben. Man muss sich hier wirklich die Frage stellen, ob die Alterungsprobleme systematisch unter den Tisch gekehrt werden sollten! Anders kann man sich das nicht erklären. Insbesondere unter dem Hintergrund, dass diese Veröffentlichungen erst dann erfolgten, als Vertreter der Regionalkonferenz entdeckten, dass 2 Tage nach geplanter Wiederinbetriebnahme noch immer kein Dampf über den Kühltürmen sichtbar war. Die Nachfrage in Fachkreisen löste dann Fragezeichen in Hannover aus, dass dann scheinbar erst EON zur Veröffentlichung einer Pressemeldung aufgefordert wurde. Urteil: unfassbar peinlich!
Gefährlich
Die jetzt in Grohnde wegen eines mechanischen Pumpenschadens ausgefallene Nachkühlpumpe ist Teil des Notkühlsystems, das bei Leckstörfällen eine Kernschmelze (SUPER GAU) zu verhindern hat. Damit ist die Störung für sich genommen erstmal kein Ernst zu nehmendes Problem. Aber in einer echten Notsituation kommt es dann oft auf genau so ein technisches Bauteil an. Wenn in der Kette von Problemen, so ein Bauteil ausfällt, ist der SUPER GAU nicht weit!
Verharmlosung
Die Betreiber des Reaktors in Grohnde versichern der Bevölkerung selbstverständlich immer ein perfektes Sicherheitssystem, während dann aber bei Überprüfungsarbeiten dann doch wieder Störungen und Defekte an wesentlichen oder wichtigen Bauteilen/-gruppen gefunden werden, die zuvor von keinem Kontrollsystem erfasst worden und somit vermutlich über einen längeren Zeitraum in der Anlage unentdeckt geblieben sind.
Dazu kommen die besorgniserregenden Melden, dass Mitarbeiter bei solchen Sicherheitsprüfungen gemogelt oder sogar strafrechtlich relevant gefuscht haben! Immer mehr Fälle sind nun bekannt geworden, wo in einem AKW die unglaublich wichtigen Prüfungen nicht durchgeführt, aber die Prüfungen auf Papier vorgetäuscht wurden! So ein Sachverhalt muss eigentlich zur Stilllegung eines AKW führen, da keinerlei Sicherheit mehr gegeben ist, ehe nicht das komplette Kraftwerk zu 100% überprüft wurde. Da reichen keine Stichproben.
Großer finanzieller Schaden
Das für den 17.04.2016 geplante Wiederanfahren des Reaktors in Grohnde verschiebt sich nun auf Grund der Befunde um voraussichtlich 2 Wochen. Das ist ein enormer Einnahmenausfall. Zuvor gab es die Meldung, dass das AKW unter voller Last in den 32 Laufzeitjahren 350 TWh Strom erzeugt hat. Das ist weltweit die größte Strommenge eines AKW Block – rekordverdächtig!! (Quelle: Meldung bei platts.com vom 14. März 2016 11:24 Uhr) Da muss man sich bei den haufenweise Mängeln an der Atomanlage fragen, ob die Betreiber bewusst mit dem Risiko spielen, dass uns allen das scheinbar völlig marode Kraftwerk um die Ohren fliegt! Es ist zu vermuten, dass EON die finanziellen Probleme weiterhin mit extrem hohen Lasten entgegen wirken möchte. EON muss aber auch extrem sparen, da der Konzern in einer extremen finanziellen Schieflage hängt. D.h. hier kann man vermuten, dass nur die aller nötigsten Arbeiten ausgeführt werden und man die “unnötigen” (aber vielleicht doch wichtigen) Maßnahmen aussetzt. Es ist dazu auch noch die Frage offen, wer für die Sicherheit nach der Abschaltung sorgt, denn kein AKW kann einfach so von heute auf morgen abgeschaltet werden. Man kann von Nachlaufzeiten von mindestens 10 Jahren ausgehen, ehe ein AKW dann tatsächlich stillgelegt ist. Auch werfen wir die Frage auf, ob es in 10 Jahren noch das notwendige hochausgebildete Fachpersonal gibt, dass für den reibungslosen und sicheren Betrieb in der Nachlaufzeit und dann auch in der Phase des Rückbaus sowie der Entsorgung gibt. Bereits heute ist ein Großteil des Fachpersonals oben in der Alterspyramide angesiedelt. Nachwuchs fehlt, denn wer geht freiwillig nach dem Bildungsweg in den Zweig der Atomkraft, um dort zur Fachkraft ausgebildet zu werden?
Weiterführende Links zu der Thematik:
http://www.platts.com/latest-news/electric-power/london/german-nuclear-power-reactor-hits-world-record-21087532
http://www.bund.net/themen_und_projekte/atomkraft/atomkraft_in_deutschland/sicherheitsmaengel/aktuelle_studie/
http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Gruene-fordern-Aufklaerung-in-der-Juelich-Affaere
https://www.publicintegrity.org/2016/02/29/19376/terrorist-group-s-plot-create-radioactive-dirty-bomb
http://www.zdf.de/Frontal-21/Sicherheit-von-Atomkraftwerken-bei-Terroranschlaegen-und-Flugzeugabstuerzen-sowie-OVG-Schleswig-Urteil-zu-Brunsbuettel-32291558.html
https://antiatomowl.wordpress.com/2015/03/23/terrorstudie-seit-2011-unter-verschluss/
https://grohnde.files.wordpress.com/2015/02/pressemitteilung-reaktordruckbehaelter.pdf
http://www.grohnde-kampagne.de/fileadmin/download/dokumente/2013-01-16_Todo-Liste_AKW_Grohnde.pdf
http://is.gd/katastrophenschutz
http://www.ippnw.de/presse/presse-2012/artikel/67e9020461/fehlanzeige-katastrophenschutz.html
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,821977,00.html
Noch mal der Hinweis auf die Studie: “Risikoanalyse Freisetzung radioaktiver Stoffe aus einem Kernkraftwerk”
Quelle 2015, BdsTag Bericht zur Risikoanalyse
Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2015