Die Regierungen des Zeitgeistes, die jetzige und die vormalige und vorvormalige, dürfen sich brüsten. Reformen gefruchtet. Die Anpassung des Renteneintrittsalters, die Schaffung eines Niedriglohnsektors und zusätzlich die Umsetzung des SGB II, haben Deutschland wieder wettbewerbsfähig gemacht. Die Lebenserwartung von Geringverdienern hat sich in den letzten zehn Jahren nennenswert verschlechtert. Zwei Jahre weniger als damals leben sie durchschnittlich - und sie sollen später in Rente gehen als damals, zum Ausgleich sozusagen.
Zwischen theoretischem Renteneintritt und Ableben lagen 2001 noch zwölf Jahre. Heute haben sich die Zahlen dramatisch verschoben: zwischen angestrebten theoretischem Eintritt und Ableben sind noch etwa acht Jahre zu füllen. Mit Grundsicherung vermutlich. Womit sich zynisch festhalten läßt, dass die oben genannten Reformen ein mildtätiges Programm sind, denn sie halten Senioren nicht in Altersarmut, sondern katapultieren sie aus ihr heraus. Geradewegs in den Tod. Das sind wahrscheinlich die oft zitierten Initiativen aus Sonntagsreden, die effektiv herauskommen: Altersarmut abschaffen, indem man arme Alte abschafft. Ökonomisch verordnete Euthanasie...
Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich, plappern die Medien seit Jahren der Wissenschaft nach. Demographen sprechen von der Vergreisung und (alp-)träumen von Gesellschaften, in denen es von Hunderjährigen nur so wimmelt, in denen Fünfundachtzigjährige als die Benjamins fröhlicher Wandergruppen gelten. Davon ist nur wahr, dass all jene, die ein Auskommen hatten, die sich wenig finanzielle Sorgen machen mussten und vielleicht durch Sonderkonditionen bei Betriebskrankenkassen relativ gesund und fit halten konnten, wirklich auch älter werden. Alle anderen, die in der zweiten Chance des Niedriglohnsektors waten, von prekärer Beschäftigung in Niedriglohn und von Niedriglohn zu prekärer Beschäftigung wechseln, ständig in Sorge leben und für die auch Gesundheit etwas ist, was man nur schwer erhalten kann, weil beispielsweise im Krankheitsfall zuerst der Leiharbeiter fliegt - all diese anderen, sie sterben allerdings früher und nun noch früher.
Die Wirtschaft, die sich die Politik als Handpuppe hält, jubeliert alle Monate. Die Reformen waren richtig und zielführend. Der Niedriglohnsektor sei wertvoll, bringe Menschen in Arbeit und erlaube den Unternehmen Flexibilität. Über den Preis haben sie nie berichtet. Es kostete nicht wenig. Die Arbeitnehmer und Erwerbslosen bezahlten es. Mit zerschlagenen Hoffnungen und enttäuschter Zuversicht, es kostete Selbstachtung und sozialen Abstieg - und es kostete, keiner will es so deutlich sagen: vielen Menschen einige Jahre.
Zwischen theoretischem Renteneintritt und Ableben lagen 2001 noch zwölf Jahre. Heute haben sich die Zahlen dramatisch verschoben: zwischen angestrebten theoretischem Eintritt und Ableben sind noch etwa acht Jahre zu füllen. Mit Grundsicherung vermutlich. Womit sich zynisch festhalten läßt, dass die oben genannten Reformen ein mildtätiges Programm sind, denn sie halten Senioren nicht in Altersarmut, sondern katapultieren sie aus ihr heraus. Geradewegs in den Tod. Das sind wahrscheinlich die oft zitierten Initiativen aus Sonntagsreden, die effektiv herauskommen: Altersarmut abschaffen, indem man arme Alte abschafft. Ökonomisch verordnete Euthanasie...
Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich, plappern die Medien seit Jahren der Wissenschaft nach. Demographen sprechen von der Vergreisung und (alp-)träumen von Gesellschaften, in denen es von Hunderjährigen nur so wimmelt, in denen Fünfundachtzigjährige als die Benjamins fröhlicher Wandergruppen gelten. Davon ist nur wahr, dass all jene, die ein Auskommen hatten, die sich wenig finanzielle Sorgen machen mussten und vielleicht durch Sonderkonditionen bei Betriebskrankenkassen relativ gesund und fit halten konnten, wirklich auch älter werden. Alle anderen, die in der zweiten Chance des Niedriglohnsektors waten, von prekärer Beschäftigung in Niedriglohn und von Niedriglohn zu prekärer Beschäftigung wechseln, ständig in Sorge leben und für die auch Gesundheit etwas ist, was man nur schwer erhalten kann, weil beispielsweise im Krankheitsfall zuerst der Leiharbeiter fliegt - all diese anderen, sie sterben allerdings früher und nun noch früher.
Die Wirtschaft, die sich die Politik als Handpuppe hält, jubeliert alle Monate. Die Reformen waren richtig und zielführend. Der Niedriglohnsektor sei wertvoll, bringe Menschen in Arbeit und erlaube den Unternehmen Flexibilität. Über den Preis haben sie nie berichtet. Es kostete nicht wenig. Die Arbeitnehmer und Erwerbslosen bezahlten es. Mit zerschlagenen Hoffnungen und enttäuschter Zuversicht, es kostete Selbstachtung und sozialen Abstieg - und es kostete, keiner will es so deutlich sagen: vielen Menschen einige Jahre.