Alternative zum Home-Office: Coworking und Workation unter Palmen

Von Sebastian Kuehn

Hast du nicht auch mal Lust so zu arbeiten, wie wir es in Zeitschriften und auf vielen Blogs immer sehen. Cocktail in der einen Hand, Laptop in der anderen und dabei in der Hängematte unter Palmen liegen. Okay, um ehrlich zu sein, sieht Coworking in der Sonne etwas anders aus. Wie genau, das erklären uns zwei Experten.

Image Credit: Flickr@tyleringram

Hat dein Home Office, Shared Office oder anderes Büro so einen Ausblick wie auf dem Bild? Meines garantiert nicht. Sowieso habe ich erst seit 3 Monaten mein eigenes kleines Büro zu Hause. Klein heißt ca. 5 qm aber zumindest mit großer Glasfront und kleiner Terrasse davor.

In den letzten 3 Jahren habe ich in verschiedensten Cafés, Zügen, Flughäfen, Hotels und am Schreibtisch, der neben der Garderobe meiner Freundin stand, gearbeitet. Das ist eine zeitlang auch ganz spannend aber es fehlen vor allem zwei Dinge: gleichgesinnte Menschen und produktive Arbeitsabläufe.

Immer nur alleine zu arbeiten macht auf Dauer nicht nur einsam, sondern verwehrt dir auch die Chance auf Feedback, neue Kontakte und zusätzliche Motivation. Und die Produktivität? Bei mir geht sie in den Keller, wenn ich ständig den Arbeitsort wechsele und keine Routinen entwickeln kann.

Alternativen zum Home-Office

Eine richtig gute Alternative zum ständigen Alleine arbeiten im Home-Office sind Coworking Spaces. Ich selbst bin bei Regus angemeldet, wodurch ich deren weltweite Einrichtungen nutzen kann. Das ist super, um in Arbeitslaune zu kommen und andere ortsunabhängige Unternehmer zu treffen. Wusstest du übrigens, dass bereits 11.000 Selbständige in Deutschland in Coworking Spaces arbeiten?

Wer es etwas weniger business-like mag, der findet in seiner Stadt ganz bestimmt einen gemütlichen, eher lokalen Coworking Space. Eine gute Übersicht dafür findest du in dieser Directory.

Eine zweite gute Alternative sind für mich Arbeitsgruppen bzw. Mastermindgruppen. Egal wie sie am Ende genannt werden, treffe ich mich regelmäßig mit Freunden in Cafés, um von dort aus zu arbeiten. Kurze Gespräche zwischendurch sorgen für Feedback zu aktuellen Projekten. Ansonsten ist es relativ ruhig aber es entsteht eine motivierende Arbeitsatmosphäre.

Alternative Nummer 3: einfach mal für ein paar Wochen oder Monate mit anderen ortsunabhängigen Unternehmern ein Haus beziehen. Und am besten noch in der Sonne, wenn es in Deutschland so richtig schön kalt wird. Das Coworking im Süden wird passenderweise als Workation bezeichnet.

Coworking und Coliving in der Sonne

Die Idee hinter dem Coliving in Verbindung mit Coworking ist, dass eine Gruppe von Unternehmern für eine begrenzte Zeit ein Haus bezieht, um von dort aus produktiv zu arbeiten. Das Ganze wird auch oft Workation genannt. Also ein Mix aus Urlaubsfeeling und Arbeit.

Da ich ehrlich gesagt selbst noch nie an solch einem Coworking-Camp teilgenommen habe, bekam ich freundlicherweise Antworten von zwei absoluten Experten auf diesem Gebiet. Vorhang auf für Katja und Bernd.

Katja Andes von Sunny Office

Katja hat bereits mehrere Workations durchgeführt und mit dem Sunny Office eine der bekanntesten deutschen Coworking-Spaces im Ausland etabliert. Das Motto fasst die Idee dahinter perfekt zusammen: “Work & live with like-minded co-workers in beautiful places!”.

Bernd Weiss von Start-Up Finca

Bernd hat selbst einige Monate auf Ibiza verbracht, als ihm die Idee zu einer Start-Up Finca kam. Mit Partnern zusammen möchte er motivierten Unternehmern ein (zeitweiliges) Zuhause auf den Balearen geben. Das Motto: “We believe, great things start, when passion and inspiration meet at the same place, at the same time.”

1. Könnt ihr in 1-2 Sätzen beschreiben, was das Sunny Office und die Start-Up Finca sind?

Katja (Sunny Office): Sunny Office ist eine Mischung aus Coliving und Coworking für Menschen, die ortsunabhängig an schönen, warmen Orten in Südeuropa arbeiten. Im Sunny Office triffst du auf eine optimal zusammengestellte Gruppe von 7-12 Unternehmern und Freiberuflern, die an ihren Projekten arbeiten, sich intensiv austauschen und von einander lernen.

Bernd (Start-Up Finca): Die Start-Up Finca ist ganzjähriges Co-Working und Co-Living in einem. Wir möchten in erster Linie GründerInnen und alle die kurz vor einer Gründung stehen für unsere Start-Up Finca begeistern. Oft ist es so, dass gerade Gespräche mit Gründern dazu führen, ein eigenes Projekt anzugehen und eine Firma zu gründen. Genau hier möchten wir einen Platz für einen offenen Austausch und zur kreativen Inspiration bieten.

2. Wie sieht ein typischer Tag für die Teilnehmer des Sunny Office aus?

Katja (Sunny Office): Der typische Tag beginnt für alle, die sich bewegen wollen, mit einem kleinen Lauf am Strand und einem gemeinsamen Frühstück um 9 Uhr. Dabei besprechen wir den Tag und jeder teilt kurz mit, woran er heute arbeiten wird. Die Ziele für die gesamte Zeit im Sunny Office haben wir zu Beginn des Events gesetzt und sie hängen sichtbar an der Wand. Das macht es einfach, die Tagesziele zu setzen und sich zu fokussieren.

Gegen 10 Uhr startet jeder mit der Arbeit an seinem persönlichen Projekt – die meisten auf der überdachten Terrasse, um den traumhaften und inspirierenden Ausblick zwischendurch zu genießen. Um 13 Uhr ist Team Meeting, in dem immer einer der Teilnehmer sein Projekt vorstellt und gemeinsam für ein spezifisches Problem Lösungen erarbeitet werden. Wir, das Sunny Office Team, moderieren die Feedback-Runde und dokumentieren die Ergebnisse.

Nach einem Mittagssnack wird weitergearbeitet. Am Nachmittag kann man sich zur Pause zwischendurch im Pool abkühlen, sich beim Sport auspowern oder fokussiert weiterarbeiten. Abends gegen 20 Uhr kochen immer 2 Leute aus der Gruppe für alle das Abendessen. Danach lassen wir den Abend beim Sonnenuntergang auf der Terrasse ausklingen oder mit einem – oder eher zwei – San Miguel in der Bar an der Strandpromenade.

So kann Arbeiten auch aussehen: Teilnehmer des Sunny Office (Foto von Katja)

3. Wie kam dir die Idee für die Start-Up Finca?

Bernd (Start-Up Finca):

Nie in meinem Leben war ich produktiver, als in den letzten Monaten auf Ibiza. Dabei hatte ich keinen Stress, war nie unter Zeitdruck und konnte schlafen solange ich wollte. Dennoch, selbst nach mehreren Tagen mit 14 Stunden und mehr am PC kam ich nicht einmal annähernd auf den Gedanken, etwas für meine „Work Life Balance“ zu tun. Obwohl es ziemlich anstrengend war und die Arbeit oft keinen Spaß gemacht hat.

Ich bin davon überzeugt, dass es hauptsächlich an der Mischung aus Umgebung, Urlaubsfeeling und Tatendrang lag. Alleine zu wissen, dass ich an einem der geilsten Orte der Welt bin, motivierte mich zu Höchstleistungen. Da kommt der Ausgleich ganz von alleine. Meine Mitbewohner haben mich z.B. zum Joggen mitgenommen, wir haben uns beim Kaffee unterhalten oder ich war zwischendurch am Pool oder im Meer. Dadurch konnte ich mich beruflich und persönlich unglaublich weiterentwickeln. Mit der Start-Up Finca wollen wir möglichst vielen ein ähnlich produktives Wohlfühl-Arbeiten ermöglichen.

4. Für welche Menschen eignet sich das Modell Coliving/Coworking?

Katja (Sunny Office): Sunny Office ist das Richtige für Menschen, die intensiven Austausch suchen, bereit sind Wissen und Erfahrungen weiterzugeben und Neues zu lernen. Von den bisherigen Teilnehmern habe ich das Feedback bekommen, dass das Wertvollste für sie die folgenden Dinge sind: der Austausch, das geballte Wissen in der Gruppe, die enormen Synergieeffekte, das Netzwerk und die neuen Freunde und Kooperationspartner. Sunny Office Teilnehmer müssen tolerante und offene Menschen sein, die sich auf Neues einlassen. Daneben suchen alle die Sonne und entfliehen gerne dem Winter.

Die meisten Teilnehmer im Sunny Office haben schon ein freiberufliches oder selbständiges Business und sind schon hauptsächlich ortsunabhängig. Aber ich empfehle die Erfahrung auf jeden Fall auch Leuten, die Ihr Unternehmen noch nicht ortsunabhängig führen und sich erste noch etwas aufbauen wollen. Solche Teilnehmer sind auch immer mal wieder dabei und es ist wesentlich einfacher in einer Umgebung, in der man nicht auf sich allein gestellt ist und sich auf die Infrastruktur verlassen kann. Wer angestellt ist, kann ein Experiment wagen und die Zeit bewusst nutzen, um an einem eigenen Geschäftsmodell zu arbeiten! Wir achten sehr darauf, dass die Gruppen ausgewogen sind und immer genügend erfahrene ortsunabhängige Teilnehmer dabei sind.

Bernd (Start-Up Finca): Reisen und Co-Working/Co-Living sind wichtige persönliche Erlebnisse, von denen jeder profitieren kann. Es ist ein absoluter Luxus, zu arbeiten wo und vor allem wann man möchte. An einen echten, ortsunabhängigen Lifestyle hingegen kann ich nicht wirklich glauben. Das Ganze hin und her, eine bezahlbare Wohnung zu suchen und ein anständiges WLAN zu finden, ist teilweise zu anstrengend und kompliziert.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass es hier gerade für echte „Neulinge“ (noch) keinen praktikablen Ansatz gibt. Das liegt sicher daran, dass allgemein die Schwerpunkte auf dem Arbeiten an vorhandenen Projekten in einer Gruppe von Gleichgesinnten und dem Aufbau von (Kooperations-)Netzwerken liegen. Wer noch keine durchdachte Idee oder ein laufendes Projekt hat, setzt sich in solchen Situationen schnell unter Druck. Aber genau diesem Druck möchte man ja eigentlich mit der Sache entkommen. Die Start-up Finca bietet einen neuen Ansatz: mit flexiblen Zeitmodellen und trotzdem bezahlbaren Preisen bieten wir gerade für Einsteiger und Unentschlossene eine Schnuppermöglichkeit.

Auf Ibiza kann man Gründer aus allen Bereichen kennenlernen, vor allem Autoren, Coaches und gesetzte Entrepreneure mit internationalen Unternehmen. Im Vordergrund stehen Inspiration und Motivation etwas Neues anzugehen. Da genügen teilweise ein paar spontane Tage und unbefangene Gespräche, unsere Kontakte zu interessanten Gründern werden gerne geteilt. Das Erlebnis auf der Finca geht Richtung Auszeit um sein eigenes Tempo finden. Jeder soll seinen Spaß haben und seinem persönlichen „Warum“ einen Schritt näher kommen. Der Einstieg in eine flexible Arbeit, um später mehr und mehr an einer Ortsunabhängigkeit zu arbeiten, kann dadurch einfacher erlebbar werden.

Entsprechend steht die Start-Up Finca jedem offen, ganz gleich ob bereits gegründet wurde, oder ob man sich selbst ausprobieren möchte. Wichtig sind Neugier und der Wunsch sich selbst und seine Ideen weiterzuentwickeln.

Arbeiten in der Finca mit diesem Ausblick: da kommt die Inspiration von ganz allein (Foto von Bernd)

5. Was ist bei der Auswahl der Location und des Coworking Space besonders wichtig?

Katja (Sunny Office): Die Location ist gleichzeitig auch der Coworking Space. Deshalb ist es mir besonders wichtig, dass die Villa oder die Anlage sehr viel Platz und damit auch Rückzugsraum für jeden bietet. Die Zimmer sind immer großzügig, es gibt die Möglichkeit ein Einzelzimmer zu beziehen und es sind ausreichend Bäder vorhanden.

Die Sunny Office Locations haben immer einen großen, hellen Raum, der als Coworking Raum dient. Da ich selbst sehr gerne draußen arbeite, gibt es immer große Terrassen und/oder Garten, um in der Sonne oder im Schatten zu arbeiten. Daneben hat das Haus entweder einen Pool oder ist ganz nah am Meer und hat natürlich eine schöne Aussicht. Wichtig ist eine ruhige Lage, die aber trotzdem in Laufentfernung zum Zentrum und Strand liegt.

Bernd (Start-Up Finca): Ich denke schon lange über das Projekt nach. Ibiza als erste Location war reiner Zufall. Allerdings ist Ibiza sicher einer der besten Orte der Welt, wenn es um Inspiration, Motivation und Persönlichkeitsentwicklung geht. Das Feeling auf Ibiza ist einfach der Hammer. Hier kannst du Stars beim Einkaufen oder bei einem Bier am Strand begegnen. Dennoch ist das einzigartige Hippie-Feeling auf der ganzen Insel zu spüren. Man sagt es nicht umsonst, Ibiza ist die magische Insel. Wir glauben daran, dass die Finca auf Ibiza gerade durch die Mischung aus Feeling und Arbeit ein Erfolg wird. So nebenbei: Flüge aus Deutschland gibt’s ab 29 Euro.

Wichtig waren aber auch interessante und vielseitige Möglichkeiten zu einem Rahmenprogramm. Sportlich gesehen gibt es nahezu keine Grenzen. So kann jeder an dem Sport-Trainingslager von meinem Mit-Gründer teilnehmen. In einem breiten Angebot aus z.B. Fußball, Tennis, Yoga und Tischtennis, sowie standup paddleboarding, Tauchen und Wandern wird jeder etwas finden. Wir wollen sicher kein Power-Yoga Retreat sein, sondern wir möchten zur spielerischen Bewegung einladen. Über die Möglichkeiten des Nachtlebens und den Partys zum Ausgleich muss ich vermutlich nichts sagen.

Vielen Dank an Katja und Bernd für diese großartigen Einblicke!

Wenn du jetzt Lust bekommen hast, auch mal für zwei Wochen im Sunny Office ein Projekt so richtig voranzubringen oder vielleicht sogar den ganzen Winter über in der Start-Up Finca auf Ibiza zu verbringen, dann sprich die beiden an.

Sunny Office: Auf der Website findest du mehr Informationen zum Sunny Office. Dort kannst du dich auch direkt für eines der anstehenden Events bewerben oder dich in den Newsletter für zukünftige Sunny Offices eintragen.

Start-Up Finca: Nähere Informationen und wie man am schnellsten Einziehen kann gibt es zurzeit über den Newsletter, in den du dich hier eintragen kannst. Wenn du spezielle Fragen hast, dann erreichst du Bernd jederzeit per Mail unter bernd@startupfinca.com.

Übrigens, wenn du deine Workation mit dem Surfen verbinden willst, dann schau mal bei dem Team vom Surf Office vorbei oder lies dir den Erfahrungsbericht auf Travelicia durch.

Für mich steht eines fest – ich will im nächsten Jahr unbedingt eine mehrwöchige Workation mit anderen inspirierenden Unternehmern und Freiberuflern machen. Ich bin mir sicher, dass es zum einen eine super produktive Arbeitszeit und zum anderen ein unvergessliches Erlebnis ist.

Kannst du dir ein paar Wochen im Coliving/Coworking Space vorstellen?

Wenn ja, dann melde dich bei Katja oder Bernd oder hinterlasse einen Kommentar.

Lebe rastlos, zeitlos und grenzenlos