Ältere Bewerber stoßen oft auf dumme Vorurteile

Von Stieger

Folgen des Jugendwahns: Permanente Neubesetzung der Stellen

Düsseldorf/München (pte/05.04.2011/10:30) – Ältere Bewerber bleiben in der IT-Branche meistens auf der Strecke. Eine vertane Chance für die Unternehmen, sagt Maximilian Nobis vom Personaldienstleister Harvey. „Ältere Bewerber werden oft kritisch beäugt. Sie müssen schon etwas Außergewöhnliches bringen, um eine Chance zu haben. Leider gibt es zu viele Vorurteile. Die Vorteile dagegen werden kaum gesehen.“

„Der passt nicht ins Team“

„Natürlich haben es ältere Bewerber schwerer“, wird ein Personalreferent  kürzlich von der FAZ zitiert. Aktuelle Studien gibt es laut FAZ nicht – wohl auch, weil viele Unternehmen Konsequenzen fürchten. In Bewerbungsgesprächen wird das Thema bewusst nicht angesprochen: Laut dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, auch Anti-Diskriminierungsgesetz genannt, darf das Alter keine Rolle spielen. Sonst kann der Bewerber klagen. Ein Tabu – und doch ein Thema, das viele betrifft.

Die Älteren schaffen es oft nicht einmal bis zum Bewerbungsgespräch. Sie werden aufgrund von Vorurteilen aussortiert. „Der passt nicht ins Team“ heiße es dann, berichtet Nobis. Gemeint ist: Der jeweilige Chef – selbst Mitte 30 – will keinen Mitarbeiter, der mehr Erfahrung hat, ihn womöglich nicht akzeptiert und damit nicht steuerbar ist.

Die Folgen des Jugendwahns

Angezweifelt wird bei älteren Mitarbeitern immer wieder die Leistungsfähigkeit. „Die schlafen doch auf dem Weg vom Schreibtisch zur Kaffeeküche ein“, sagt ein Personalverantwortlicher, der älteren Bewerbern kritisch gegenüber steht und weiß, dass er mit seiner Denkweise nicht der einzige ist. Doch der Jugendwahn lässt manche Unternehmen in eine dauerhafte Personalkrise schlittern.

„Viele Unternehmen leiden unter einer hohen Mitarbeiterfluktuation. Junge Bewerber im besten Karriere-Alter bleiben oft nur ein bis drei Jahre. Ältere Semester haben dagegen seltener solche Ambitionen. Sie möchten eine interessante Aufgabe haben und in der Firma bis zum Ruhestand arbeiten, also noch zehn bis 15 Jahre“, sagt Nobis. Denn: Rund 80 Prozent wollen in naher Zukunft die Stelle wechseln.

Die hohe Fluktuation zieht sich durch alle Hierarchie-Ebenen. Einige Unternehmen reagieren bereits. Erst kürzlich sei er von einem Unternehmen angesprochen worden, dass ausdrücklich nach einem älteren Mitarbeiter Ausschau hält, sagt Nobis. Zuvor musste der dortige Chef eine Stelle in fünf Jahren dreimal neu besetzen. Ältere IT-Experten könnten auch Stabilität und Ruhe in ein Team bringen – sie haben weniger zu verlieren und mehr Lebenserfahrung.