Sonntag 24. Mai 2015. Von Losne über St-Usage nach La Grange de Saules.
Kurz vor zehn Uhr ist das Frühstück beendet und diei Rucksäcke sind gepackt. Wir bitten den Hotelier, beim nächsten Quartier anzurufen und uns dort anzumelden. Das bestätigt er uns. Es werde außer uns beiden nur noch eine deutsche Pilgerin dort erwartet. Wir überqueren die Saône und wandern durch das Städtchen St.-Jean-de-Losne und mitten durch den Hafen.
Der Warenhandel per Schiff an der Kreuzung wichtiger Wasserstraßen (Rhein-Rhône-Kanal, Canal de Bourgogne, Saône) muss im 19. Jahrhundert bedeutsam gewesen sein. Das erfahren wir auf einer Informationstafel. Im Hafenbecken liegen Frachtkähne, die als Hausboote umgebaut und liebevoll restauriert wurden. Weiter hinten rosten aber auch Schiffe munter vor sich hin. Man kann dem Zerfall beinahe zusehen…
Der Jakobsweg verläuft nun einige Kilometer in nordwestlicher Richtung am Canal de Bourgogne entlang. Hin und wieder liegt eine Schleuse mit dem obligatorischen Schleusenwärterhäuschen am Weg. Dahinter quakt es lautstark aus einem grünen Dschungel: ein Froschteich wie aus dem Lehrbuch!
Bei Brazey-en-Plaine biegen wir nach links ab und verlassen den Kanal. Nun geht es wieder Richtung Südwest! Ohne die Nähe des Wassers fühlen wir uns stärker der Hitze ausgesetzt. Am Dorfplatz steht vor einer Bar ein Tischchen mit zwei Stühlen. Das ist unsere Gelegenheit für eine Pause! Wir trinken einen kleinen Schwarzen und ein Glas Wasser. Die Leute gehen in die Kirche oder besorgen sich in der Bäckerei schnell noch Gebäck.
Als wir das Dorf verlassen haben und durch die weite Ebene der Vouge marschieren, sehen wir eine Staubwolke aus einem Nebenweg auf uns zu kommen: Kurz darauf rasen dutzende Quads aus dem Feldweg in die Straße und brausen nach Brazey zu. Da ist eine Rallye im Gange! Rasch hat sich die Wolke verzogen und Ruhe kehrt wieder ein. Weit hinten erkennen wir Magny-les-Aubigny mit seinem Chateau. Davor sehen wir ein Feld mit eigenartigen Pflanzen. Im Schatten der Schlossmauer machen wir eine Rast. Zeit, um die Füße auszustrecken und trocknen zu lassen!
Hinter dem Chateau tauchen die seltsamen Pflanzen nochmals auf. Nun erkennen wir sie: Es sind niedrige Sträucher der Schwarzen Johannisbeeren, aus denen der berühmte Cassis erzeugt wird.
Nun folgt ein schattiges, abwechslungsreiches Waldstück. Hier blühen Kuckuckslichtnelke, Hahnenfuß und Ehrenpreis. Aus dem Wald heraus leitet uns das Muschelsymbol eine Weile entlang einer Straße.
Linkerhand liegt der Etang de Saules, dahinter gelb schimmernde Hahnenfußwiesen. Nun biegt der Weg rechts ab zu einem ehemaligen Bauernhof: La Grange de Saules. Hier hat ein Verein von Jakobsfreunden den zerfallenden Hof teilweise instand gesetzt: Ein großer Raum ist als Koch-, Aufenthalts- und Schlafbereich ausgestattet, in den Schubladen findet sich eine Grundversorgung an Lebensmitteln. In der benachbarten Scheune stehen sechs altgediente Wohnwagen, die als Schlafzimmer dienen.
Neben der Eingangstüre blühen zwischen den Ruinen die Blumen. Es wird zusehends wolkiger, kühler und windiger. Wir tragen alte Lehnsessel nach draußen und genießen die Sonne und die Ruhe.
Die schon erwähnte deutsche Pilgerin trifft ein. Sie heißt Sigrid Winkler und kommt – wie könnte es anders sein – aus Stuttgart! Beim gemeinsamen Abendessen haben wir Zeit, uns zu unterhalten. Später suchen Helmut und ich uns einen Caravan aus, Sigrid schläft im Aufenthaltsraum.
16,6 km 2,7 km/h 6:06 267 hm 287 hm 48,4 km.
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