Auch im eher fortgeschrittenen Alter (zumindest aus der Perspektive meiner Kinder) lerne ich ständig neue Sachen. Einige meiner Erkenntnisse der letzten Monate möchte ich euch nicht vorenthalten:
1. Bei einem Umzug verschwinden die merkwürdigsten Sachen - Dem Spruch "Dreimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt." habe ich eigentlich immer zugestimmt. Allerdings dachte ich, dass der große Unterschied zwischen einem Umzug und einem Hausbrand darin besteht, dass man bei einem Umzug einfach viele Sachen wegwirft, während man es sich bei einem Brand nicht aussuchen kann, welche Sachen man behält und welche dem Feuer zum Opfer fallen. Das stimmt sicher für viele wichtige Dinge wie Reisepässe, Unterlagen oder Fotoalben, aber bei unserem letzten Umzug sind auch einfach Dinge verschwunden, wo ich mir nicht erklären kann, was mit denen passiert ist. Oder wie kann man einfach elektrische Zahnbürsten für die Kinder verlieren?!
2. Das wahre Landleben - Als wir nach der Geburt des Mittleren nach Surrey gezogen sind, kam mir das im Vergleich zu London wie das Landleben vor. Erst jetzt habe ich gemerkt, dass man innerhalb der M25 immer noch zum Großraum London gehört. Nun leben wir wirklich auf dem Land. Kein Laden ist zu Fuß zu erreichen, das nächste Starbucks ist Meilen entfernt. Trug man in Surrey die richtige Marke Gummistiefel um zu zeigen, dass man zur Mittelklasse gehört, braucht man hier Gummistiefel (egal welcher Marke) um sich auf schlammigen Wegen nicht die guten Schuhe zu ruinieren (leider habe ich diese Erkenntnis erst gestern gewonnen, NACHDEM ich mir auf einem extrem schlammigen Weg meine guten Schuhe ruiniert habe..).
3. Geschmack ändert sich - Obwohl wir auf dem englischen Land wohnen, kommen mir manche Sachen sehr vertraut vor. Ich bin selbst auf dem Land aufgewachsen. Nach dem Abitur konnte ich nicht schnell genug die Tasche packen, um dem Dorfleben zu entkommen und nie wieder da zu wohnen. Bald war meine mittelgroße Universitätsstadt nicht mehr groß genug und es musste London sein. Knapp zwanzig Jahre später wohne ich wieder auf dem Dorf - und es gefällt mir! Es gefällt mir, dass ich meine Nachbarn kenne. Es gefällt mir, dass ich in der Krabbelgruppe des Dorfes schon nach wenigen Monaten alle Leute kenne. Es gefällt mir, dass es hier ruhig und alles etwas langsamer ist. Wer weiß, ob es mir immer noch gefällt, wenn die Kinder größer sind, aber der Geschmack am und im Leben ändert sich eben immer wieder.
4. Kinder sind anpassungsfähiger als gedacht - Vor unserem Umzug hatte ich Sorge, dass die Kinder die relativ große Umstellung (schließlich haben sie ihre Schule gewechselt) nicht gut verkraften würden. Aber ich wurde positiv überrascht: Nach ein paar Tränchen in den ersten Schultagen gingen sie in ihre neue Schule, als wären sie schon immer da gewesen. Manchmal kann man Kindern vielleicht doch mehr zutrauen.