Die BKW überprüft den Reaktordruckbehälter im AKW Mühleberg. Jedenfalls ein kleines Stück davon.
«Gemäss ihrer Safety-first-Politik» und «gestützt auf «die zurzeit verfügbaren Informationen aus dem belgischen Kernkraftwerk Doel 3» lässt die BKW den Reaktordruckbehälter (RDB) im AKW Mühleberg auf Risse untersuchen, wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt. Zu vermuten ist: Etwas anderes blieb der Betreiberin des AKWs Mühleberg gar nicht übrig. Der Reaktordruckbehälter in Mühleberg stammt aus der gleichen Fabrik wie derjenige in Doel 3, und dort wurden bekanntlich tausende von Rissen entdeckt. Die belgische Atomaufsicht vermutet, dass es sich dabei um «Fertigungsfehler» handelt. Für den in Paris lebenden Nuklearexperte Mycle Schneider stand deshalb schon Anfang August fest: «Sofern eine Aufsichtsbehörde nicht explizit ausschliessen kann, dass ein Reaktordruckbehälter Risse aufweist, die seine Festigkeit gefährden, muss er aufgrund der Erkenntnisse in Doel vollständig untersucht werden.»
Die BKW-Verantwortlichen bemühen sich in ihrer Medienmitteilung sehr, die Freiwilligkeit der Massnahme zu betonen. Der Reaktordruckbehälter in Mühleberg habe sich «bei der Inbetriebnahme in tadellosem Zustand» befunden, schreiben sie. Die Inspektion führe man nur durch, «jegliche Fehler in den damaligen Herstellungs- und Überwachungsprozessen auszuschliessen».
Schön und gut. Wer die Mitteilung jedoch genauer liest, stellt fest, dass mitnichten der ganze Druckbehälter geprüft wird, wie dies Nuklearexperte Schneider fordert und wie es in Doel 3 (und ebenfalls im zweiten belgischen AKW Tihange 2) gemacht wird: Untersucht wird in Mühleberg lediglich «eine repräsentative Fläche des RDB-Grundmaterials». Diese Inspektion sei mit dem Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI abgesprochen und werde nur wenige Tage dauern. Dies habe nur eine «geringfügige Verschiebung der Wiederinbetriebnahme des KKM zur Folge».
Das erinnert irgendwie fatal an die letzte geringfügige Verschiebung im AKW Mühleberg. Im Juni 2011 wurde die Jahresrevision geringfügig – um fünf Wochen – nach Vorne verschoben, angeblich ebenfalls freiwillig. Grund war damals der mangelnde Hochwasserschutz. Zwei Monate später meldete das ENSI auf seiner Website urplötzlich ein «Vorkommnis» in Mühleberg, wegen einer «möglichen Verstopfung der Notstandsystem-Wasserfassung bei einem Extremhochwasser». Das «Vorkommnis» hatte 39 Jahre lang bestanden.