Hören Sie jetzt genau zu! Wissen Sie, wie viele Kriterien es gibt für “guten Wein”? Ein einziges, genau eins! Egal, wo der Wein herkommt. Egal, was die Flasche kostet. Egal welcher Jahrgang, welche Rebsorte; egal, was sonst auf dem Etikett stehen mag und was Uhupardo dazu meint – nur wenn er Ihnen schmeckt ist es ein guter Wein. Nur dann und sonst nicht! Das ist das einzige Beurteilungskriterium. Punkt.
Das war das weitaus wichtigste Statement in diesem Thema, nicht vergessen! Wenn wir jetzt trotzdem über (vorrangig spanischen) Wein referieren, hat das mehrere Gründe. Einer davon und der wichtigste ist, dass es inzwischen etliche Leser gibt, die uns darum gebeten haben und darauf warten. Ein weiterer Grund ist, dass wir froh sind, mal weg zu kommen von der Krise und über die schönen Seiten des Lebens texten zu dürfen. Ausserdem gibt es in Spanien so viele, teilweise preislich günstige hervorragende Weine, dass uns der Stoff bestimmt nicht ausgeht – im Weinkeller wie im Blog.
Dies soll keine Serie für sogenannte Wein-Experten werden (vielleicht wird es nie eine Serie, darüber reden wir gleich noch), sondern für alle, die ab und und zu eine gute Flasche entkorken wollen und sich freuen, wenn sie ein paar gute Tipps bekommen. Dabei werden wir ganz subjektiv “frei Schnauze” reden und akzeptieren jeden wütenden Widerspruch, wenn wir zum Beispiel feststellen, dass fast ausnahmslos italienische Weine generell an spanischen nicht einmal entfernt klingeln können. Und wenn Sie das noch nicht aufregt, finden wir bestimmt noch andere Streitthemen, um Ihren Adrenalinhaushalt anzukurbeln.
Genug der Vorrede, zur Sache, Schätzchen!
Wenn man in einem deutschen Ferienflieger sitzt und gen Spanien düst, kann man darauf warten, dass irgendjemand sagt: “Hach, mal wieder einen guten Rioja trinken!” – In neun von zehn Fällen meinen diese Menschen gar nicht explizit die Weine aus dem Anbaugebiet Rioja. Sie setzen “Rioja” einfach gleich spanischem Wein. Das ist zwar Usus, aber natürlich Quatsch, denn in Spanien gibt es viele Weinanbaugebiete, die gute (und nicht so gute) Tröpfchen produzieren.
Dann gehen diese Menschen in den Supermarkt und kaufen …? – Na, “Sangre de Toro” natürlich, was sonst? Wie auch nicht, wenn das doch “Blut des Stieres” heisst, so ein gut merkbarer klingender Name, und das Zeug von Spitzbergen bis Feuerland praktisch in jedem Supermarkt-Regal steht, jeder den Namen kennt und die Flasche nicht viel kostet?! Das Problem: Dieses schreckliche Zeug ist überhaupt kein Wein (65% Garnacha und 35% Cariñena). In amerikanischen Eichenfässern in sechs Monaten zum Erwachsenwerden geknebelt, damit es schnell verkaufbar ist. Claro, die Bodega Torres verdient sich jedes Jahr eine goldene Nase daran, das Stierblut ist eine echte Gelddruckmaschine, nur trinken muss man es nicht. Überhaupt, Torres … na ja.
Dann schon lieber einen “Baron de Ley”, wenn wir schon beim Rioja waren. Ob rot, weiss oder rosé, die Weine aus dem ehemaligen Benediktinerklosters sind eine echte Garantie und in einer noch akzeptablen Preisklasse eine gute Wahl für diejenigen, die eher leichte Weine bevorzugen und die “Bomben” aus dem Ribera del Duero oder dem Priorat für zu gewalttätig halten. Für uns persönlich sind ja nur die schwereren Geschütze überhaupt richtiger Wein, aber wissen Sie noch, was da ganz oben stand? Na, eben!
Alejandro Fernández und sein Pesquera – die Legende!
Kleiner Tipp für einen wirklich guten und sehr preisgünstigen Wein gefällig? Bitte, gerne: Der “Rioja Vega Tempranillo 2010 D.O.C.” (90% Tempranillo, 10% Garnacha) ist ein wirklich sehr ordentlicher Rioja, der für fünf Euro zu haben ist. Da macht alles richtig, wer ein paar Tannine verträgt. Oder sind Sie bereit, doch ein bisschen mehr anzulegen? Dann kommt hier ein richtiger Hammer! Der “Condado de Haza” vom spanischen Wein-Magier Alejandro Fernández, dem grossartigen “Pesquera-Macher”, dem Gott der Reben, dem … hach, bei diesem Namen läuten alle Glocken des Wein-Bescheuerten. Der “Condado de Haza” (100% Tempranillo) aus dem Ribera del Duero ist ein brettharter Wein, wahrscheinlich hat John Wayne die Trauben unter seinem Sattel breit geritten. So schmeckt er jedenfalls. Rubinrot und wuchtig, mit bemerkenswerter und merkenswerter Persönlichkeit.
Wissen Sie, was das Schöne ist? Die allermeisten herrlichen spanischen Weine kann man heute per Internet beziehen. Wir haben zwar wirklich wahllos verlinkt und wollen damit keinerlei Tipps für Online-Shops geben und sind auch keinesfalls sicher, ob es anderswo nicht auch billiger geht – da sollten Sie selbst ein bisschen suchen -, aber man bekommt sie wenigstens, diese Weine. Natürlich ist eine Spanien-Reise vorzuziehen, aber so ab und zu einen guten iberischen Tropfen im Glas kann man doch auch in Flensburg, Oberhausen oder Fürstenfeldbruck geniessen oder nicht?
War nett, mit Ihnen geplaudert zu haben. Ob das nun ein Einstieg war oder ein Thema, das eh kein Schwein interessiert, werden wir ja sehen. Das entscheiden Sie selbst – wollen Sie mehr Tipps, haben Sie Fragen, Wünsche?