Als "Mamarazza" mit der Callas schnorchelte

Von Verdin @verdinguenter


(Arndt von Bohlen und Halbach mit Gina Lollobrigida)
In den 60erJahren schrieb Roman Schliesser in der "Kronenzeitung" seine beliebte ADABEI-Kolumne, Paula Elges  tratschte für den "Kurier" und Elfriede Hammerl  fuer das "Neue Österreich". Sie unterstützten unter vielen anderen auch den Karrierestart eines jungen Schauspielers, der genügend Fantasie hatte , ihnen regelmaessig halbwegs lustige Geschichten zu liefern. Elsa Maxwell, die Urmutter des Boulevard-Journalismus, starb 1963. Sie hatte bis dahin selbstlos Rita Hayworth mit dem Prinzen Ali Khan  und Maria Callas mit Aristoteles Onassis   verkuppelt. Wie wir in der  gleichermassen oberflächlichen wie entbehrlichen Doku "Jet Set in den Sixties"  (ORF2) erfuhren, war auch "Mamarazza" Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein mit der Callas befreundet , mit der sie gerne  in der Aegaeis schnorchelte. Das Fotoalbum der Fürstin eignet sich für die rueckwaertsgewandten Seitenblicke ebenso trefflich wie die Erinnerungen des einstmals " schönsten Mannes der Welt" Helmut Berger, der sich als Hausmittelchen gegen seine Depressionen von seinem Entdecker , dem Regisseur Luchino Visconti,  schon mal einen Maserati schenken ließ. Die Promis, die immer in Flugbereitschaft waren, ob das Ziel nun im Winter St. Moritz  war , oder  im Sommer St. Tropez, speisten Kaviar gleich becher-, und becherten Champagner gleich kuebelweise. Man traf sich in immer gleicher Besetzung , um einander stetig aufs Neue gegenseitig Bedeutung und Wichtigkeit zu bestätigen. Eine Party ging immer, und sei es, dass die Herren in Windeln und die Damen mit Schnullern erschienen. Viele der glitzernden und schillernden Persönlichkeiten von damals  wie die hauptberuflichen Millionen-Erben  Gunther Sachs  oder Arndt von Bohlen und Halbach leben heute nicht mehr. Man muss ihnen auch nicht posthum danken, dass sie ein wenig Glanz in die miefige Nachkriegszeit gebracht haben, denn das war doch nicht mehr als eine optische Täuschung fuer Lieschen Mueller. Allerdings: der Rezensent sitzt im Glashaus - er war der oben erwähnte junge Schauspieler - und will jetzt nicht mit Steinen auf die werfen, deren Treiben er heute doch fuer ziemlich hohl einschätzt.