ISBN 9783608939743
Klett-Cotta-Verlag
Preis: 19,95€
gebundene Ausgabe
Als der Regen kam . . . kann Helen sich daran erinnern? Und an Jakob? Vielleicht eher an Pius? Erinnert sie sich überhaupt an irgendetwas? An das Jugendfest? An ihren Sohn Mauro? Sie kann es nicht sagen, denn Helen ist dement. Sie lebt in einem Pflegeheim, zu hause war es nicht mehr möglich.
Ihr Sohn Mauro kommt nur noch selten, es scheint, er sei förmlich geflohen. Nicht vor seiner Mutter, eher vor der Stadt ansich. Nun ist er zurück, um die Wohnung seiner Mutter aufzulösen, und gerade ist wieder Jugendfest.
Wie schon seit Hunderten von Jahren bindet dieses traditionelle Fest vor allem die Jugend an sich, daran erinnert Mauro sich sehr gut, aber nicht gern . . .
Meine Meinung
Demenz, eine verflixte Krankheit, in meinem Beruf begegne ich ihr oft, zu oft. Um wie viel schwerer muss es für Angehörige sein, die ihre Eltern, Mütter, Väter langsam verlieren, ihnen häufig nicht mehr folgen können. Förmlich eingeschlossen in ihrer kleinen, eigenen Welt, in ihrer eigenen Sichtweise, oft nur noch eine optische Hülle, während niemand sagen kann, wohin ihr Geist gegangen ist.
Der Autor hat hier gute Rechere betrieben, wie ich finde. Die Gedanken Helens, die immer wieder in kursiver Schrift auftauchen, erscheinen verworren, ohne System. Helen aber wird ein System haben, sie findet sich darin zurecht. Und in kurzen Momenten klaren ihre Gedanken auf, sie erinnert sich an einen Tanz, eine Begebenheit, eine Begegnung.
So geht es hier nicht nur um ihre, sondern auch um die Vergangenheit ihres Sohnes.
Beide haben viel zu berichten, jeder auf seine Art, und nach und nach findet der Leser sich ein. Liebe, Verlust, Akzeptanz, Probleme jeglicher Art, gibt es hier zu verarbeiten, nichts davon wird ausgelassen.
Der Schreibstil ist sehr direkt, und erscheint dadurch vielleicht etwas lieblos, oder distanziert und kurz angebunden. Es wird nichts geschönt, erst zum Ende hin kommen Gefühle in die Geschichte, diese dann aber so massiv, dass mir die Tränen liefen. Es war beim Lesen, als sei ein Knoten geplatzt.
Unterm Strich
Ein gutes Buch, auf seine besondere Art, das mich sehr berührt hat, nicht nur im Herzen.
Dafür vergebe ich gerne 5 Sternthaler.
Der Autor
Urs Augstburger,1965 in Brugg geboren, hat sechs Romane publiziert und feierte mit »Schattwand« seinen literarischen Durchbruch. Der Autor arbeitet beim Schweizer Fernsehen und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Ennetbaden. Weitere Informationen zu Urs Augstburger finden Sie auf seiner Webseite: www.ursaugstburger.comQuelle: vorablesen.de
Vielen Dank an Vorablesen und den Klett-Cotta-Verlag für dieses Rezensionsexemplar