Alpencross – Die Serie – Etappe 7

Von Ftb @FTBMike

Es ist schon unglaublich, da bereitet man sich über ein Jahr vor, spult Kilometer um Kilometer ab, trainiert Berge, wo immer man sie findet und dann … dann ist man plötzlich 6 von 7 Etappen gefahren und steht 90 km vor dem Ziel. So schnell kann es gehen. Das Etappenziel ist heute auch gleichzeitig das Tourziel, der Gardasee in Italien. Mit 90 km ist dieser Tag auch der Längste und man würde sehen, ob wir wieder trocken durch kommen. Die vergangenen Tage waren toll und auch heute starten wir bei gutem Wetter. Was steht also heute auf dem Programm? Erst mal, natürlich, ein Anstieg auf über 1.500 m bis nach Madonna di Campiglio. Dieses Stück ist wirklich sehenswert, denn es führt durch Wald und der Fluss und die Landschaft sind wirklich beeindruckend. Beeindruckend war auch der Weg dort hinauf, denn er war nicht nur steil, sondern vom Untergrund auch schwer und kraftraubend zu fahren.

 

Natürlich sollte das noch nicht alles sein, heute sollten wir einen Teil der Dolomitenausläufer sehen. Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg mit vielen Aufwärtshöhenmeter. 90 km Alpen bedeuten 90 km Natur und heute waren es vor allen Dingen die Wälder, die uns begleiteten. Damit sind auch die Wege meist breiter und befestigter, womit man schneller voran kommt, was bei dieser Länger sicher besser war. Auf knapp 1.200 m Höhe lag ein wunderschön gelegener Bergsee, genau so, wie man es sich vorstellt. Einsam und still und die Wasseroberfläche ganz ruhig, ein Traum zum Pause machen. Leider gibt es am Wasser auch immer allerlei Stechmücken, hier sogar Exemplare, groß wie Apfelsinenkisten.

Der Tag war jetzt schon fortgeschritten und ab diesem See stand uns wieder ein echtes Highlight bevor. Damit ist nicht nur diese unglaubliche Landschaft gemeint, in der wir mit unseren Bikes unterwegs sein konnten. Nein, es war auch der Trail, der jetzt vor uns lag. Trail hieß, extrem steile und schmale Wege über Wiesen hoch in den Wald und auf  Waldwegen, die eng waren voller Steine und Wurzeln, sodass diese fast nicht fahrbar waren. Eine unglaubliche Anstrengung und Plackerei, schiebend, schleppend und manchmal auch tragend, immer hinter einander auf scheinbar endlosen Wegen bis auf fast 1.800 m. Allein diese Stück Wiese (Bild) war so steil, kaum zu beschreiben und das Bild kann kaum rüber bringen, wie es war. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass irgendein Teil in den vergangenen Tagen so anstrengend war. Das hat wohl auch damit zu tun, dass die Akkus nicht mehr voll waren. Die Motivation war aber nach wie vor ungebrochen, die Kräfte ließen allerdings nach.

Oben angekommen war es aber wieder wie immer, wenn man es geschafft hat. “Allein mir fehlen die Worte” auszudrücken, wie wir uns gefühlt haben, körperlich und seelisch. Es ist wohl eine Mischung aus Stolz, euphorischer Freude und leichter Hysterie.

Hier oben war die Aussicht grandios und die Felsformationen, die da auf uns runter blickten, haben uns sehr beeindruckt und diese Stelle war sicher einer der schönsten Plätze auf dieser Tour.

Allerdings war diese Stelle auch ein Punkt, an dem man genau darauf achten muss, in welcher Richtung man weiter fährt. Leicht nimmt man statt des richtigen Pfades in das linke Tal den falschen Weg in das rechte Tal. Das wäre uns auch fast passiert und wehe denen, die ihren Fehler erst 1.000 m weiter unten bemerken. Wir kannten glücklicherweise diese Gefahr, man hatte uns vorher gewarnt.

Nach einer fantastischen Fahrt durch dieses Gebirge bis unten ins Tal lagen jetzt nur noch 35 Kilometer zwischen uns und dem Gardasee. Auf dieser rasanten Abfahrt fielen doch die ersten Tropfen Regen, es sollten aber auch die letzten sein. Vor einer Woche wussten wir nicht, ob wir es überhaupt schaffen würden, ob diese Route überhaupt fahrbar wäre und wie das Wetter mitspielen würde. Jetzt sah es so aus, dass wir nach Tagen mit schönem Wetter doch tatsächlich ohne Regen durchkommen sollten.

  Der letzte Pass, der uns von unserem Ziel trennte, war der Passo di Ballino. Klein aber gemein, denn mit seinen schlappen 755 m lag er nicht wirklich hoch aber, und das ist wirklich schwer zu glauben, dieser Pass hat uns auf den letzten Kilometern noch mal richtig gequält.

Oben angekommen waren es jetzt aber nur noch 15 Kilometer, die eigentlich nur noch mehr oder weniger bergab gingen. Jetzt wurde es richtig emotional, je näher wir dem Ziel kamen. Das Gefühl, das Wissen, keine Anstiege mehr vor sich zu haben und die Erinnerungen an die vergangenen Tage voller unglaublicher Erlebnisse war so …. unbeschreiblich. Sich sieben Tage durch vier Länder (Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien) durch die Alpen zu kämpfen,  im höchsten und einem der schönsten Gebirge im Inneren Europas hat uns so beeindruckt und nachhaltig fasziniert, dass wir noch heute oft und gerne an diese gemeinsame Zeit zurückdenken und die Bilder verursachen immer noch Gänsehaut.

Dann war es soweit, hinter einer Kurve konnte man ihn zum ersten Mal sehen, den Gardasee. Im leichten Dunst konnte man Ihn von Weitem sehen – endlich.

Bevor wir jetzt endgültig in die Stadt runter fuhren, haben wir angehalten, mussten wir anhalten. Diesen Blick und die damit verbundene Tatsache, dass es gleich vorbei war, mussten wir auf uns wirken lassen. Nach fast 430 km und über 14.000 Hm ging es jetzt zu Ende und wir waren froh, stolz und doch gleichzeitig etwas traurig und wehmütig.

Der Gardasee ist der größte See Italiens und wunderschön gelegen zwischen den Alpen und der Poebene. Diese Region ist ein El Dorado für Mountainbiker, was wir ja erleben durften. Jetzt waren wir angekommen in Riva del Garda, was am nördliche Ufer liegt und ein beliebter Touristenort ist. Diesen Abend haben wir wirklich genossen und gefeiert, denn so etwas macht man nicht alle Tage.

Was uns dann noch blieb, war die Rückreise am nächsten Tag nach Oberstdorf, mit dem Zug, vorbei am Bodensee, bis wir wieder am Ausgangspunkt dieser Reise waren.

Das war unsere Tour durch die Alpen, ein Erlebnis, dass uns auch heute noch bewegt und an das wir immer noch gerne zurück denken. Ich denke, jeder, der das Mountainbiken liebt, sollte ein Mal in seinem Leben eine Alpenüberquerung machen, mögliche Routen gibt es ja zur Genüge.

Lesen Sie hier, wie alles begann.

Lesen Sie über die Vorbereitung.

Lesen Sie hier über unsere ersten Eindrücke.

Die erste Etappe.

Die zweite Etappe.

Die dritte Etappe.

Die vierte Etappe.

Die fünfte Etappe.

Die sechste Etappe.