Alpencross – Die Serie – Es geht los …

Jetzt war es also so weit. Der große Augenblick, auf den wir so lange gewartet und hin trainiert hatten, er war da. 14 Monate waren vergangen, 14 Monate Training mit der uns immer begleitenden Frage: „Wird es denn reichen? Kondition und Kraft?“ Nun, es würde sich jetzt zeigen. Auch die bange Frage, wie das Wetter sich entwickeln würde, war nun beantwortet. Noch vor wenigen Wochen war der Teil der Alpen, den wir befahren wollten, einer ständigen Schlechtwetterperiode ausgesetzt und es gab sogar bis 2 Wochen vor unserem Starttermin noch Schneefälle, die eine Fahrt unmöglich gemacht hätten. Wie auf Kommando haben sich dann aber doch noch die Sonne und der nahende Sommer durchgesetzt, immerhin war es Mitte Juni. Die aktuellen Wetteraussichten waren durchweg positiv und unsere Bedenken, ob nicht doch noch alles ins Wasser fällt, waren wie weg geflogen.

  Es ging los.

Selten war ich so kribbelig vor einer Reise. Habe ich überhaupt je so empfunden? Nie war die Vorbereitungszeit so lang, nie war die eigene Leistungsfähigkeit so schwer einzuschätzen und nie barg eine Reise so viele Risiken. Ich war so voller Vorfreude, Hoffnung und Erwartungen, es war kaum auszuhalten. Und jetzt, am Tag unserer Abfahrt in Aachen, keine einzige Wolke am Himmel und Temperaturen, wie sie besser nicht sein konnten. Das Beste aber war, dass für Oberstdorf und für die Alpenregionen, durch die unsere Tour führen würde, das gleiche galt.

Treffpunkt und Sammelstelle vor der Abfahrt war unser Elternhaus. Auto beladen und allen „Auf Wiedersehen“ sagen. Diese Abschiede sind seltsamerweise immer schwer, und das, obwohl ja alle die vergangenen Monate miterlebt hatten. Im Moment der letzten Vorbereitung und dem Verstauen der Ausrüstung ging es doch sehr emotional zu. Auch Nachbarn kamen vorbei und wir verabschiedeten uns alle ausgiebig, drückten und umarmten unsere Mutter, unseren älteren Bruder Achim, seine Freundin Katrin und natürlich meine Mari.

Tom hatte noch 2 Deutschlandfahnen für das Auto mitgebracht, die wir schnell noch angebracht haben, es war schließlich das Fußball – WM – Jahr.

Dann hieß es „Abfahrt“ und für die nächsten 650 km war die Autobahn unser Zuhause. Irgendwann war es dann soweit, am Horizont tauchten schneebedeckte Gipfel auf. Ich hatte auf der Stelle eine Gänsehaut, als die Alpen das erste Mal sichtbar waren. Tom und ich haben uns nur angegrinst. Wir wussten beide, was der andere dachte und fühlte. Ein bewegender Moment und uns wurde klar, das war der Einstieg; die Tour hatte begonnen.

Beste Aussichten Die Sprungschanzen

Oberstdorf liegt in den Allgäuer Alpen und dient mit seinen alpinen Skigebieten, den Langlaufloipen und auch den Skisprung- und der Skiflugschanze als Wintersportplatz und ist zudem ein beliebtes Ziel für Bergsteiger. Wer Oberstdorf kennt, weiß, das hier im Winter die Hölle los ist und man sich vor Ski-Touristen kaum noch retten kann. Im Sommer ist es nicht ganz so schlimm. Die Skischanzen sind dann schneefrei und erheben sich mit ihrem grünen Belag hoch in den azurblauen Himmel. Kein Gedränge an den Skiliften und keine Menschenmengen, die sich durch die Straßen bewegen.

Im Sommer trifft man natürlich auch Touristen, es sind aber meist Wanderer, Radfahrer oder Menschen, die die Ruhe der Berge suchen. Oder so Verrückte wie wir.

Unser StartpunktKleine Erkundungsfahrt

Unser Hotel lag abseits des Ortes in einem traumhaften Seitental mit einer wunderschönen Aussicht auf die nahen Berge. Dieses kleine Hotel ist idealer Ausgangspunkt für alle Aktivitäten in der Natur, denn ein Rad- und Wanderweg führt direkt am Haus vorbei. Da wir schon am späten Nachmittag angekommen waren und unsere Zimmer bezogen hatten, war natürlich eine kleine Erprobungs- und Erkundungsfahrt Pflicht. Im nachhinein glaube ich vielmehr, es hatte uns so sehr gejuckt, uns auf die Räder zu schwingen, dass wir gar nicht anders konnten. Mal reinschnuppern, wie es sich hier fährt, die Sommerluft atmen und den warmen Wind im Gesicht spüren. Die Vorfreude auf den morgigen Tag war es, die uns raus trieb. Ja, wir waren „heiß“ auf die Berge.

Abends haben wir noch lange mit dem Hotelchef und den Bediensteten zusammen gesessen und gegessen und etwas getrunken, als letzte Gäste. Es ist immer wieder schön, wenn man auf Reisen den Menschen begegnet und wie man mit Ihnen ins Gespräch kommt. Man erfährt so vieles und hat einen ganz besonderen Kontakt zu den Menschen, der Region oder dem Land. Diese Momente sind es dann auch, die für mich das Reisen ausmachen. Irgendwo hinzufahren ohne den Kontakt zu Menschen, Land und Kultur zu suchen, ist für mich nicht denkbar.

Bei diesem Gespräch stellte sich dann auch heraus, dass vielleicht der ein oder andere Pass noch nicht ganz schnee- und eisfrei und damit befahrbar war. Es konnte also sein, dass wir teilweise gar nicht durchkommen, weil noch zu viel Schnee lag und wir eine Alternativ-Route als Ausweichstrecke in Erwägung ziehen mussten.

Am Vortag war bereits eine Gruppe Radfahrer aufgebrochen, mit ähnlichem Ziel wie wir. Noch hatte man nicht gehört, ob sie abbrechen mussten oder nicht. Hier galt wohl, keine Nachricht ist eine gute Nachricht.

Vielleicht würden wir die Gruppe ja irgendwo treffen, wir wussten nur, dass wir es auf jeden Fall versuchen würden. Sollte es sich doch wider Erwarten als nicht fahrbar herausstellen, könnten wir immer noch zurückkommen oder einen Umweg in Kauf nehmen.

Ich freute mich so sehr auf dieses Erlebnis, auf die Landschaft und die Berge.

Am meisten aber freute ich mich auf die gemeinsame Zeit mit meinem Bruder und unserem Vater. Und natürlich auf dieses Gefühl von Freiheit, das sich bereits breit machte.

Kommende Woche werden wir über den Tag berichten, an dem es wirklich los ging, die erste Etappe…

Lesen Sie hier, wie alles begann.

Lesen Sie über die Vorbereitung.



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