Alltag September 2019

Von Arno

Nun ist es soweit. Das Jahr mit Ulli Gaus Alltags-Projekt findet sein jähes Ende. Wieder sind weitere 12 Monate wie im Zeitraffer an mir vorbei geflogen! Ich bin Ulli dankbar für die Idee und die intensive Begleitung der Aktion, denn es ist viel Arbeit dahinter, sich immer alle Beiträge anzuschauen, zu verlinken und in den Diskurs einzutauchen. Ich habe einige Blogger verfolgt, doch längst nicht alle, weil mir die Zeit gefehlt hat. Diese verdammte Zeit, welche so unaufhörlich und scheinbar immer schneller verrinnt. Dachte ich in jungen Jahren noch, dass die Zeit wohl nie vergehen mag und jegliche Mahnung zur Geduld nur der Versuch wäre, uns Kinder vom echten Leben abzuhalten, empfinde ich jetzt die Zeit als das was sie ist. Flüchtig! Im Laufe des eigenen Seins füllt sich unser Kalender der Verantwortlichkeiten zusehens. Arbeit, Haushalt, Kinder, Hobbies, sofern man dafür überhaupt Zeit hat. Und dann? Gehen die Kinder aus dem Haus und die Enkel kommen, oder Hunde, Katzen oder was auch immer. Jedenfalls wird die Zeit nie wieder mehr, sie nimmt immer mehr ab. Die Uhr läuft seit unserer Geburt ab, bei manchen schneller, bei anderen eben nicht, doch das Ergebnis ist immer gleich, nur wissen wir das genaue Ende nicht. Genau dies lässt die Zeit schneller erscheinen, weil wir doch so unendlich viel zu erledigen haben! Oder doch nicht? Was wäre, wenn wir uns Zeit nehmen, einfach so? Wir setzen uns hin und lauschen dem Wind, anstatt eine neue Maschine Wäsche zu machen, wir trinken Kaffee und blinzeln in die Sonne, wir sehen unsere geliebten Menschen an und nicht auf ein Display. Einstein hat festgestellt, dass die Zeit relativ ist, doch alles ist relativ, oder nicht? Ich mache schon länger nicht mehr alles, was auf meiner virtuellen Tagesliste steht, eben weil ich nicht weiß wie viel Zeit mir noch bleibt wirklich Zeit zu haben. Ich will nicht eines Tages vor dem großen Manitou stehen und damit glänzen, dass meine Böden gewischt, meine Fenster blitzblank und meine Regalordner tiptop ordentlich sind oder waren. Ich will von Vogelgesang erzählen, von Gesprächen mit Milou, von dem Erdenken neuer Gerichte oder vom Gefühl einen Baum gepflanzt zu haben. Diese Zeit wünsche ich uns allen, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Haltet einfach mal an und nehmt euch eine Auszeit, auch wenn diese nie lange genug ist, doch es wäre ein Anfang zu leben.

Euer, Arno von Rosen