Alltag halt…

Von Beautifulvenditti

Vor etwas mehr als einer Woche hätte ich darüber schreiben wollen, dass im Hause Venditti inzwischen unglaublich ruhige Zeiten angebrochen sind. So ruhig, dass Prinzchens zehnter Geburtstag schon drei Tage vor dem Fest perfekt organisiert und geplant war. Die Geschenke eingepackt, die Zutaten für Torte und Croissants eingekauft, die Gäste über alle nötigen Details informiert. 

Ich hätte darüber geschrieben, dass das einerseits ein unglaublich gutes Gefühl ist, weil man doch tatsächlich für einen Moment glaubt, man hätte nach vielen chaotischen Jahren die Dinge endlich im Griff, andererseits aber auch eine gefährliche Entwicklung, da – sobald man mal in etwas gemässigterem Tempo durchs Leben kurvt – sofort wieder der gute alte Perfektionismus das Kommando übernimmt, weil er denkt, er sei jetzt wieder gefragt.

Das alles habe ich nicht geschrieben und darüber bin ich ganz froh. Gut, im ersten Moment war ich ziemlich sauer, weil ich es einmal mehr nicht geschafft hatte, meine Sätze in die Tasten zu hauen, ehe sie im Dauergequassel meiner Kinder für immer verloren waren. Doch heute dämmert mir, dass dieser Text das Ende meines Blogs gewesen wäre. Das definitive Ende und nicht nur dieser unerträgliche „Eigentlich möchte ich ja schon bloggen, aber mir fehlt einfach die Ruhe dazu“-Zustand, in dem diese Seite sich momentan befindet.

Warum ein solcher Text das Ende gewesen wäre? Weil kein Mensch von Müttern lesen will, die ihr Leben im Griff haben, die drei Tage vor dem Geburtstag sämtliche Geschenke verpackt haben und die den Tortenboden auskühlen lassen können, ehe sie die Buttercreme drauf schmieren, weil sie so unglaublich gut organisiert sind, dass sie noch endlos viel Zeit haben, die Torte zu dekorieren, bevor die Gäste eintrudeln. Solche Mütter mag keiner, denn die geben einem das Gefühl, mit etwas mehr Anstrengung könnte man auch sein wie sie. Seien wir ehrlich: Von solchen Menschen will man doch nichts lesen. (Höchstens vielleicht ein Kochrezept, aber auch das führt meistens nur dazu, dass man am Ende völlig frustriert auf die unansehnliche Masse starrt, die so gar keine Ähnlichkeit mit der fünfstöckigen Torte haben will, die man dank  der „kinderleichten,  Anleitung mit Erfolgsgarantie“ angeblich im Handumdrehen hätte zaubern können sollen.)

Nun, wie man ahnt, ist mein Leben der Meinung, die Zeit sei noch nicht reif, um aus mir ein Vorbild für andere berufstätige Mütter mit gewissen häuslichen Ambitionen zu machen. Inzwischen ist bei uns wieder der ganz normale Alltag eingekehrt. Was im aktuellen Fall bedeutet: Auto mit irreparablem Motorschaden und zwar derart unverhofft, dass die Karre schon keinen Wank mehr tut, bevor „Meiner“ und ich noch die Gelegenheit hatten, die Nachricht des Garagisten zu verdauen, geschweige denn, einen Ersatzwagen zu organisieren.

Also ist da kein Fahrzeug, das gross und fahrtüchtig genug wäre, um das Prinzchen und seine kleinen Partygäste über steile Hügel und kurvenreiche Waldwege zum nachträglichen Geburtstagsvergnügen zu bringen. Eigentlich wäre da auch gar keine Zeit für nachträgliches Geburtstagsvergnügen, denn die Schulleitung hat mal wieder ohne ersichtlichen Grund einen stinknormalen Arbeitstag für schulfrei erklärt, so dass es auch ohne Partygäste schon kompliziert genug wäre, die Ansprüche von Kindern und Arbeitgeber irgendwie aneinander vorbeizubringen. Natürlich ist der Kühlschrank ausgerechnet an einem solchen Tag so leer, dass ein Einkauf zu Fuss nur möglich ist, wenn man die Hälfte der Dinge, die auf dem Einkaufszettel stehen, doch nicht kauft, weil man schlicht nicht die Konstitution hat, um das alles nach Hause zu schleppen. Und weil das alles doch etwas gar langweilig wäre, streut man dazwischen noch ein paar Kleinigkeiten, die auch ein wenig Aufmerksamkeit verdient hätten: Mit dem Nachbarskind abgetauschter Instrumentalunterricht, den man auf keinen Fall vergessen darf, ein Kunstprojekt für die Schule, das auf dem Fussboden seine Spuren hinterlässt, Rechnungen, die sofort bezahlt werden müssen, ein neues Handy, das augenblicklich in Betrieb genommen werden muss, weil sonst der Teenager nie wieder glücklich wird… Das alles natürlich kräftig gewürzt mit viel Herumgerenne, Improvisation und Drama. Alltag halt, wie man ihn im Hause Venditti kennt.

Alltag, wie ich ihn mir eigentlich nicht wünsche, aber wie ich ihn vielleicht brauche, um abends sagen zu können: Wenn ich das nicht irgendwo niederschreiben kann, werde ich verrückt.