Dobrè „Do The Dobrè (Again)“ (Millaphon)
Die Macher von Millaphon waren also mal wieder angeln und haben sich mit Dobrè zwar keinen dicken, wohl aber schillernden Fisch an Land gezogen. Das Album „Do The Dobrè“, mit dem das Label nun auf Tour geht, ist so neu nicht – knapp ein Jahr nach der Erstveröffentlichung, damals noch im Eigenvertrieb über No Bakery Records, waren die Mannen um Sänger Johannes Dobroschke das Drive-By-Management anscheinend müde und so kam ihnen der Deal zum Re-Release wohl nicht ungelegen. Genaugenommen sind auch die Songs auf der Platte nicht alle taufrisch, manch einer stammt gar aus den Anfangstagen der Band, die ja immerhin schon seit 2007 im Geschäft ist und neben einer ganzen Reihe von Eigenkompositionen auch ein zauberhaftes Coveralbum („Radio Dobré“) vorzuweisen hat.
Elf Stücke und zwei Zugaben also – die ersten Minuten sind vorbei und, Fluch oder Segen, das Referenzbüchlein wird im Geiste durchgeblättert. Das liegt hauptsächlich an Dobroschkes markanter Stimme, die mal nölig und schneidend, dann wieder zart und vorsichtig daherkommt, Gordon Gano von den Violent Femmes fällt einem da ein, Mike Scott und die Waterboys schippern vorbei und auch die SZ lag nicht ganz falsch, als sie den Kopf der Band – Achtung, zentnerschwere Last! – den „Dylan von Schöngeising“ titulierte.
Genug der Vergleiche, man käme ohnehin nicht nach, so wandelbar und vielfältig präsentiert sich das Münchner Quintett – sie wollen, das merkt man schnell, alles ausprobieren und so richtig grobe Schnitzer sind ihnen dabei nicht unterlaufen. Es gelingt der schwere Bluesrock („Wrong Road“), gern auch mal so breit und großmäulig angelegt wie weiland bei den Stones („Buy Me A Ticket“/“MNY“), genauso wie der raue Folk für die Sinnsuche bei „Freddy“ („Just go and try to be an honest man, you will fail but try the best you can. Cause I want you zo understand there ain’t no plan, not for you and not for me, not for all humanity …“). Es geht akkustisch und verträumt (“Help Me Now”), beschwingt mit Hundegekläff und Hühnergackern (“Good Old Days“) und selbst als Crooner macht Dobroschke eine veritable Figur („Cream“). Das etwas platte, brünftige „T-Shirt“ schrammt zwar ganz leicht an der Fremdschamgrenze entlang, fällt aber bei der Vielzahl guter Ideen nicht wirklich ins Gewicht.
Dobrè können es also ganz groß, können Jahrmarktzelte bauen, in die wiederum ganze Chöre passen, und sie können es ganz klein – mit „Dictionary“ am Ende, auch älter, und trotzdem der passende Abgang. Die Bastelanleitung im Booklet haben sie übrigens beibehalten, ein Boot, ein Schiffchen, das auch gern Mütze sein darf, je nachdem, an welcher Ecke man zieht. Und auch ein schönes Sinnbild für die Musik der fünf – die, je nach Blickwinkel, für jede Stimmung die passende Melodie bereithält, nicht beliebig, aber liebenswert. Guter Fang also.
www.do-the-dobre.de
17.03. Berlin, Magnet Club
01.04. München, Atomic Café
07.04. Berlin, Lido (mit Moop Mama)