Alles was zählt? Chris Christie und das Präsidentenamt

In den hiesigen Medien war er noch nicht das große Thema und wir hätten wohl auch nicht das Problem, das die Amerikaner gerade herumposaunen: Ist er schlank genug, um gute Politik zu machen?

Gemeint ist der republikanische Politiker Chris Christie, seit 2009 Gouverneur im  traditionel demokratischen Staat New Jeresy, 2013 mit 60% wiedergewählt, ist einer der möglichen Kandidaten für das nächste Rennen um das Weiße Haus in Washington.Trotz seiner (geschätzten) ca. 160kg und dem Spitznamen “Kugelfisch”, den ihm seine Parteifreunde gaben, scheint der konservative Politiker, der als Brückebauer zwischen den Lagern gilt, weil er zwar als Katholik die Ehe Homosexueller ablehnt, aber z.B. in der Waffenfrage als flexibel gilt, in seinem Bundesstaat beliebt zu sein.

In den amerikanischen Medien ist leider weniger von seinen politischen Entscheidungen die Rede, sondern mehr von seinem Gewicht. Um dem Druck von außen zu begegnen hat sich Christie 2012 ein Magenband um den Magen legen lassen und seitdem abgenommen. Er hat, wie in den Medien sehr wohl bemerkt wurde, jetzt ein schlankeres Gesicht und sein Umfang hat deutlich abgenommen. Hier, in diesem Artikel gibt es einige Fotovergleiche. Im Text selbst, wird noch bezweifelt, ob das jetzt schon ausreicht, ihn als erfolgreichen Kandidaten zu sehen und auch seine (schlanke) Frau wird noch kritisiert, nicht First-Lady-like aufzutreten.

Alle Macht dem Schein, also?  Dass Christie das trotz seines Magenbanderfolges (wobei, bis 2016 ist es noch weit hin, da kann der JoJo wieder zuschlagen) nicht zum scheinheiligen Salatblattesser geworden ist, demonstrierte er Anfang 2013 in der TV Show von David Letterman, wo er auf die Frage, wie groß denn jetzt sein Taillienumfang sei, demonstrativ in einen Doughnut biss.

Chris Christie wird im Jahr 2016, sollte er in den Ring steigen, so hoffe ich, für anderes geradestehen müssen, als für sein Körpervolumen. Seine Reisekosten als Staatsanwalt und sein Hang zu Luxus, die Tatsache, dass seine vier Kinder Privatschulen besuchen, er die Gelder für die öffentlichen Schulen aber gekürzt hat, um nur zwei Dinge zu nennen.

In Deutschland und Österreich gab es und gibt es zum Glück Politiker unterschiedlicher Lager, deren Kompetenz mehr im Mittelpunkt stand und steht, als ihre Körperfülle. Weder Helmut Kohl noch Gerhard Schröder oder Sigmar Gabriel waren ihre ganze politische Laufbahn hindurch rank und schlank. In Österreich sind z.B.  Bruno Kreisky und Josef Pröll Beispiele dafür, dass man es auch ohne Sixpack an die Spitze einer Partei schaffen kann.

Wenn es nicht mehr zählt, was ein Politiker, eine Politikerin will, welche Kompetenz er/sie hat, wofür er/sie steht und wie integer er/sie ist, sondern aus der Wahl ein Beautycasting wird, dann sehe ich für unsere Zukunft alles andere als rosig.


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