Dieses Buch hat so eine Art Wahn in mir ausgelöst. Ich kann es mir kaum erklären, es muss so etwas wie das Kindchenschema auf Küchenebene durchgeschlagen haben….ich war wochenlang im Bällchenfieber….Wovon reden wir also? Von Bällchen: Veggiebällchen, Fischbällchen, Fleischbällchen, süße Bällchen. Alles, was rund ist, eben
Juliane Pieper ist eigentlich Illustratorin. Gekocht hat sie aber auch schon immer gern. Der Vorschlag, ein Kochbuch mit ihren Illustrationen und Rezepten herauszugeben, kam vom Verleger – und so ist sie entstanden, die Bällchen-Weltreise.
Das Buch ist sehr schön aufgemacht. Weil Juliane Pieper eben Illustratorin ist, gibt es in dem Buch eine Menge schöner gezeichneter Bildchen; und die sind so nett und fröhlich, dass sie einem beim Lesen des Buches und beim Kochen ein Grinsen aufs Gesicht zaubern. Das bedeutet gleichzeitig, dass es keine Fotos von den Gerichten gibt – und mir gefällt das Buch so. Wer aber unbedingt Fotos haben möchte, um sich die Gerichte vorstellen zu können, der braucht ein anderes Buch.
Die Rezepte sind bunt gemischt….und kommen von rund um den Globus – Bällchenweltreise halt
Genauso vielfältig ist auch das Kapitel mit den Fischbällchen. Da gibt es asiatisches wie thailändische Fischbällchen und indonesische Krabbenbällchen ebenso wie amerikanische Krebsfleischbällchen, Reisbällchen aus Korea oder Hechtklösschen in Cidre.
Die Fleischklößchen brachten mich in Entscheidungsschwierigkeiten. Italienische Fleischklößen kennt man ja, auch die britischen Meatballs….aber es gibt auch Wildschweinbällchen mit Zwiebelconfit, chinesische Hühnerbällchen oder Leberknödel.
Was Süßes gefällig? Da finden wir Naschereien wie Marzipankartoffeln, Snacks wie Energiebällchen, süße Hauptgerichte wie Topfenknödel und Dampfnudeln und natürlich Nachtisch: Moussebällchen mit Orangenlikör zum Beispiel.
Damit man die Bällchen nicht solo essen muss, gibt es auch noch je ein Kapitel mit Soßen und Beilagen. Da machen nicht nur die Rezepte Freude, ich hatte auch großen Spaß daran, das kleine, persönliche Vorwort zum Soßen-Kapitel zu lesen: die gebürtige Schwäbin Juliane Pieper schreibt da sehr eindrücklich über die Wichtigkeit von Soßen für den Schwaben im Allgemeinen. Zu jedem Bällchen-Rezept gibt es einen Vorschlag, welche Beilage oder Soße dazu passt, das ist praktisch.
Am Ende findet man Vorschläge für Bällchen-Buffets. Das bietet sich an, weil sich ein Großteil der vorgestellten Rezepte eignen, um sie mitzunehmen oder sie im Rahmen einer großen Tafel zu präsentieren: wir hätten da einen Vorschlag für den Fußball-Abend, ein kleines und ein großes asiatisches Buffet, Brunch oder eine sommerliche Gartenparty. Ich werde nie wieder lange grübeln müssen, wenn ich für solche Gelegenheiten etwas mitbringen möchte. Ein Rezept-Register nach Gruppen und ein alphabetisches Register nach Zutaten runden den Rezeptteil ab.
An den Rezepten gab es nichts auszusetzen – Klassiker oder neues, alles hat funktioniert und fein geschmeckt. Bällchen gibt es jetzt öfter, wir haben sie noch nicht über.
Den Anfang machten die Erbsenbällchen….mit Erbsen kriegt man mich ja immer. Wenn die Tiefkühle auch leer ist (Haha…), Erbsen findet man da. Die Bällchen waren gifterbsengrün, außen knusprig, innen saftig, fix gemacht. Ein Joghurt-Dip dazu, alles gut.
Auch die Thai-Fischbällchen haben Spaß gemacht. Dazu gab es den empfohlenen würzigen Dipp, rasch durch den Wok gezogene knackige Zuckerschoten und Reis.
Jetzt muss ich eine kulinarische Beichte ablegen. Es ist mir fast ein wenig peinlich, aber ich hatte noch nie Königsberger Klopse gegessen oder gar gekocht. Womöglich ist das meiner süddeutschen Herkunft geschuldet. Nun, ich habe es nachgeholt – und diese fluffigen Klöße in der aromatischen Sauce werden hier definitiv öfter auf den Tisch kommen.
Bei den Schokotrüffeln habe ich das Thema verfehlt; sehr fein waren die zwar. Aber eben nicht rund. Meine Masse war zu fest, die Trüffel eher unregelmäßig. Gestört hat das aber nicht.
Ich weiß ja nicht, wie das bei Euch zuhause ist, aber uns gehen Fleischbällchen immer. Und weil es so viele verschiedene Varianten davon gibt, wird man sie auch nicht so schnell über. Die albanischen Qofte kannte ich noch nicht – aber jetzt: scharf würzig mit Chiliflocken und Kreuzkümmel, und mit Zitronensaft abgerundet – klasse.
Natürlich mußte ich, bei meiner Vorliebe für Buchweizen, die pikanten Buchweizenbällchen ausprobieren. Gekochter Buchweizen, zwei Sorten Käse, etwas Tabasco, das alles im Ofen gebacken – damit war ich zufrieden, die wird es mal wieder geben.
Ich mag das Buch wirklich gern. Es ist zwar alles rund, was drin vorkommt, aber sonst ist Abwechslung garantiert. Wer mutig ist und keine Angst davor hat, wochenlang nur Rundes zu essen, findet das Buch gleich hier beim Verlag.