ALLES WAS IN EINEN KOFFER PASST:
Im Dezember 2003 stand mein damaliger 4 jähriger Sohn vor mir, die Hände zur Faust gebildet und sagt: Papa ist böse zu Dir - dann bin ich das auch!
Das war der entscheidende Satz, der mir den Antrieb gegeben hat mein Leben zu verändern...
Es war für mich vielleicht keine Veränderung, ... - nein -vielmehr der Beginn "unseres" neuen Lebens
die Stunde NULL
ich habe mir gesagt: Ab jetzt kannst Du alles gut - oder alles "Scheiße" machen!
Es hängt nur von Dir ab! Also mach was draus!
Dann gab es kein Halten mehr..
unter dem Vorwand beruflichen Aufträgen im Ausland nachzugehen, zog ich von heute auf morgen, von einem kleinen Dörfchen in Südtirol, in die für mich eigentlich viel zu große Stadt Stuttgart, um dort noch einmal "geboren" zu werden.1 Auto, 1 Koffer Kleider und UNS:
Robin, ein Baby und Tobias, 4 Jahre ... und weg waren wir!Wir hatten ab diesen Zeitpunkt viel Zeit - Zeit zusammenzuwachsen - als kleine &neue Familie. (Der Vater, der Kinder ist in Südtirol geblieben und hatte auch umgehend eine neue Freundin... wir waren frei!)
Ich habe begonnen meine Kinder so dicht wie möglich an mich heranzulassen, habe die beiden genau beobachtet, um zu sehen, nach was sie streben und was ihre Herzen sprechen. Schon nach kurzer Zeit war mein Großer wie ausgewechselt...er ist ein Kuschelkind geworden, hat viel gelacht und seine Aggressionen waren wie weggeblasen.
Tobias (heute 16) spricht von der schönsten Zeit seines Lebens!
ALLES WAS IN EINEN KOFFER PASST
mehr braucht ein Kind nicht.... Doch es braucht das Unsichtbare:BEDINGUNGSLOSE LIEBE UND ZUNEIGUNG
AUFMERKSAMKEITEMOTIONALE NÄHE
UND EINE HOHE QUALITÄT AN GEMEINSAM VERBRACHTER ZEIT
AUFMERKSAMKEIT UND EMOTIONALE NÄHE:
(ich beginne hier mit dem Kleinkindalter)
Fakt ist: Die Nähe zum Kind macht die Beziehung aus und nicht die Distanz.
Es gibt Zeiten, wo das Kind beginnt seine Entscheidungen selbst zu treffen und ich persönlich gehe davon aus, dass spätestens im Alter von 3 Jahren eine solche erste Distanzierung stattfindet. (Das Kind orientiert sich in der Welt, selbstständig und auch wenn es alle Schritte selbst macht, fehlt ihm indirekt die bisher gewohnte Nähe zu den Eltern, das Kind steht plötzlich in Konflikt zu den eigenen Emotionen)
Mütter berichten hier von den ersten Knackpunkten... meist kommt in dieser Zeit noch ein kleines Geschwisterchen nach ...>>>. das Kind möchte von den Eltern weiterhin so beobachtet und mit Aufmerksamkeit beschenkt werden, tut aber genau das Gegenteil, um dies zu erreichen. Bereits hier kommt es in vielen Fällen dazu, dass der Dialog zwischen Eltern und Kind abreisst - beide fühlen sich nicht verstanden.
Beide Parteien haben das Gefühl, dass das Puzzle, aus dem die Familie besteht, nicht mehr zusammengefügt werden kann, weil sich die einzelnen Teile gegenseitig abstossen.
(das Kind bockt - die Eltern reagieren konsequent und schicken es auf sein Zimmer >> Distanzierung als Reaktion)
Resultat:
1) passiv aggressives Verhalten
das Kind macht genau das Gegenteil von dem, was von ihm erwartet wird2) Ersatzhandlungen
schreien, schlagen, treten, Dinge kaputt machen und in besonderen Härtefällen schwächere Personen beißen (z.B. Kindergartenkollegen)
Beispiel: In den letzten Jahren konnte ich einige solcher "auffälligen" Kinder hier in unserem Ort beobachten. Sie kamen aus verschiedenen sozialen Gesellschaftsschichten und bei jedem dieser Kinder konnte ich eine emotionale Verwahrlosung erkennen: die Nähe zur Mutter war, sei es durch Zeitmangel, durch das Nachkommen von kleineren Geschwistern oder schlicht aus Überforderung der Mutter, unterbrochen worden.
Die Kinder waren alle auf die selbe Art und Weise "auffällig" und haben von der Gesellschaft die Namen: Schlägerkind, Arschlochkind...aufgedruckt bekommen.
In der Tat haben diese Kinder "grundlos" drauflosgebissen, gestossen und getreten. Je mehr Verbote und Ausschluss es für diese Kinder gab, desto verzweifelter waren ihre Taten.
Laut meinen Beobachtungen ist der Auslöser für solche Ersatzhandlungen großer aufgestauter Frust (emotionale Leere), es öffnet sich in dem Moment das Ventil, sobald das Kind seinen Willen nicht durchsetzten kann. z.B. ein anderes Kind gibt ihm im Sandkasten die Schaufel nicht. ...Es setzt eine Kurzschlussreaktion ein. Das Kind rächt seine emotionale Verzweiflung an einem Dritten und völlig unbeteiligten. (z.B. Beißattacke)
Wie es zu dieser emotionalen Verwahrlosung kommt:
wahres Beispiel aus unserem Kindergarten und leider nicht das einzige:
Bild der Mutter: alleinerziehend, voll berufstätig, emotional sehr belastet ..sie kämpft mit schwerem Übergewicht, treibt in ihrer wenigen Freizeit verbissen!! Sport und plagt sich mit immer neuen Diäten (mit keinem Resultat), ständig wechselnde Partner, Internet Chat-süchtig, besitzt keine Geduld, packt ihr Kind grob z.B. wenn es sich nicht beeilt, kann sich nur wirklich entspannen, wenn das Kind nicht in ihrer Nähe ist, denn das Kind nervt, Das Kind isst deshalb oft alleine in seinem Zimmer. Die einzige Person bei der sich das Kind sehr wohl fühlt ist die Oma, aber die Mutter unterbindet den Kontakt, da sich die Oma zu viel einmischt.
Dieses Kind ist durch emotionale Verwahrlosung völlig von der Welt abgeschnitten. Die einzigen Schritte, die es selbstständig unternimmt sind Verzweiflungstaten.
Das Mädchen ist heute 11 Jahre alt, sie kommt gerne zu uns, auch wenn sie nicht mehr im Ort wohnt. Jedesmal wenn ich ihr die Tür öffne, steht ein viel zu kleines und viel zu mageres "Stückchen" Mensch vor mir, dessen Leben anders verlaufen wäre, wenn eseine hohe Qualität an Zeit
Aufmerksamkeit,
emotionale Nähe
und Liebe
von ihrer Mutter bekommen hätte...
(was das Mädchen sonst noch alles bekommen hat, passt niemals in einen Koffer! Ein tolles Himmelbett, die neueste Technik in Sachen E-Technik und Unterhaltung, einen in alle Richtungen verstellbaren Schreibtisch... alle Spielsachen, Designerklamotten, DVDs und Computerspiele die es gibt uvm....)
Im nächsten Post, sofort im Anschluss geht es weiter...
EMOTIONALE NÄHE UND AUFMERKSAMKEIT
bei pupertierenden Jugendlichen
Was bei Kleinen Kindern recht leicht und einfach ist, geht bei Jugendlichen eigentlich ganz genau gleich, mit dem Unterschied, dass hier das Umfeld, in dem sich der Jugendliche befindet mit einbezogen werden muss.
Als Mutter eines großen und mittleren jugendlichen habe es lernen müssen, genau zu beobachten, was mein Kind gerade bewegt...