Vor einigen Wochen hat Frida vom Blog 2KindChaos, deren Vorgängerblog "Herzmutter" einer der ersten Mamablogs überhaupt war, die ich gelesen habe, erzählt, dass sie nun alleinerziehend ist. Für die LeserInnen, mich eingeschlossen, war das eine große Überraschung, denn Außenstehende bekommen ja meist nicht mit, wie man monate- oder jahrelang hadert und kämpft. Und wenn die Entscheidung dann gefällt wurde und der Übergang geschafft ist, pendelt sich manchmal alles so schnell ein und man empfindet es schon als Normalität, so dass der Antrieb zum Darüber-Schreiben irgendwie fehlt. So war es jedenfalls bei mir. Doch jetzt habe ich mir einen Ruck gegeben und möchte euch erzählen, wie unsere neue Familienkonstellation aussieht.
Seit 5 Monaten lebe ich nun allein mit den Kindern. Alleinerziehend im klassischen Sinne fühle ich mich eigentlich nicht, denn der Papa kümmert sich und ist für seine Kinder da. Natürlich liegt die Hauptlast im Alltag bei mir, denn die Kinder wohnen bei mir. Aber ganz allein bin ich nicht. Beziehungsweise genauso allein wie vorher auch, nämlich ohne sonstige Unterstützung außer dem Papa der Kinder. Für mich hat sich in organisatorischer Hinsicht gar nicht soviel verändert, außer dass ich jetzt auch morgens und abends allein mit den Kindern bin und an einem Tag des Wochenendes. Wer sehr aufmerksam mitgelesen hat, wird dies vielleicht bemerkt haben. Dafür habe ich an dem anderen Wochenendtag kinderfrei und damit nun erstmals, seit ich Mutter bin, regelmäßige und zuverlässige Auszeiten, um mich zu regenerieren und Kraft zu tanken. Vor allem ohne schlechtes Gewissen und ohne das Gefühl, man verlange/ erwarte zuviel. Ich genieße das sehr, auch wenn es sich oft noch total unwirklich anfühlt und in diesen Stunden oft die Traurigkeit hochkommt.
Bild: Frühlingskindermama
Insgesamt komme ich ganz gut klar, unser Alltag ist mit Arbeit, Schule und Kita genauso durchgetaktet wie vorher und wir haben Wert darauf gelegt, so wenig wie möglich im Tages- und Wochenrhythmus für die Kinder zu verändern. Das heißt beispielsweise, dass der Mann wie früher die Kinder morgens wegbringt und ich sie nachmittags abhole. Zum Glück konnte ich mit den Kindern in unserer Wohnung bleiben, da sie durch die (noch) geförderte Miete sehr preiswert ist. Ich habe nun endlich wieder einen Rückzugsraum für mich, wo ich auch schlafe, nachdem ich fast 5 Jahre mehr oder weniger schlecht mit der Kleinen zusammen geschlafen habe und keinerlei Bereich für mich hatte, seit ich mein Schlafzimmer zugunsten eines eigenen Kinderzimmers für die Kleine aufgegeben hatte. Das genieße ich so sehr. Entgegen meiner Erwartungen, dass sie mein Allein-Schlafen nicht akzeptieren und jede Nacht zu mir rüberwandern würde, schläft sie allein in ihrem Zimmer durch. Und ich kann endlich wieder abends zum Einschlafen lesen und werde nicht mehr durch jede Bewegung neben mir geweckt. Ansonsten ist in unserer Wohnung alles beim Alten geblieben, bis auf einige wenige Möbel, die der Mann mitgenommen hat.
Der Papa der Kinder wohnt in der Nähe, nicht zu nahe, so dass sie nicht nach Lust und Laune zu ihm gehen können, aber nahe genug, dass die Umgebung für sie vertraut ist und er im Notfall (der gleich am 2. Tag nach dem Auszug eintrat) schnell bei uns ist. Die Entfernung zur Schule und zur Kita ist fast identisch mit unserer, die Kinder können bei ihm ein paar neue Ecken und Spielplätze entdecken, bewegen sich aber im Grunde im gleichen Kiez. Er hat nicht viel Platz in seiner Wohnung, aber sie können bei ihm übernachten und tun dies auch an einem Tag des Wochenendes und manchmal auch noch zwischendurch, teilweise allein wegen Exklusivzeit und so. Recht schnell haben sie Freundschaft mit einem Kind aus dem neuen Haus des Papas geschlossen, wodurch nochmal mehr ein Vertrautheitsgefühl entstanden ist.
Wie geht es den Kindern?
Die Kinder haben die Umstellung unterschiedlich gut verkraftet. Obwohl alles ziemlich schnell ging, nachdem der Mann eine Wohnung gefunden hatte, kam die räumliche Trennung für sie ja nicht ganz überraschend. Mit dem Großen hatte ich schon oft theoretisch darüber geredet und auch die Kleine kannte das Thema. Da sie in ihrem direkten Freundeskreis mehrere Kinder hat, bei denen vor kurzem das Gleiche passiert war, sind für sie solche Familienkonstellationen relativ vertraut. Natürlich flossen trotzdem vor und während des Umzugs des Papas viele Tränen, und auch im Alltag kommen immer mal wieder die Traurigkeit und das Vermissen bei ihnen hoch. Es gab auch schon sehr tränenreiche Abschiede und (nur bei der Kleinen) Aussagen wie "Ich will zu Papa resp. Mama!". Das ist völlig normal und verständlich. Sie akzeptieren zwar die Aufteilung, die Wohnsituation und überhaupt die Tatsache an sich, haben aber verschiedene Arten, mit der Trennung der Familie umzugehen.
Der Große, der eigentlich sehr an seinem Papa hängt und viel früher von mir als Mama unabhängig war als die Kleine, kommt gut zurecht. Er weint mittlerweile kaum noch und steckt die Abschiede und Tage ohne Papa gut weg. Er scheint den Papa auch nicht sehr zu vermissen, sondern freut sich einfach, wenn er ihn sieht und bei ihm ist. Der Große ist ein Charakter, der weniger an Menschen, sondern vielmehr an Strukturen hängt. Wenn wir also umziehen hätten müssen oder sich überhaupt sein Alltag, seine Umgebung stark verändert hätte, wäre die Situation vermutlich deutlich schwieriger für ihn. Solange sein gewohnter Rahmen gleich bleibt, kann er die schwierigen Emotionen, die mit Sicherheit vorhanden sind, gut verarbeiten. Er ist mir auch darin übrigens sehr ähnlich.
Die Kleine ist ganz anders und es bricht mir das Herz, wie sie unter der Situation leidet. Obwohl sie eine deutlich engere Beziehung zu mir als zum Papa hat und meine Abwesenheit (z.B. während der Mutter-Kind-Kur) so unerträglich für sie war, dass sie mit körperlichen Symptomen (Neurodermitis) darauf reagierte, obwohl der Papa bei ihr lange Zeit nichts machen durfte, obwohl sie mit solchen Familienkonstellationen aus ihrem Freundeskreis auf jeden Fall vertrauter ist als der Große und obwohl auch für sie die äußeren Strukturen gleich geblieben sind, ist ihre Welt aus den Angeln geflogen und sie leidet extrem. Sie hängt sehr stark an Menschen, weniger an Strukturen, und vermisst den Papa jeden Tag. Gleichzeitig vermisst sie mich, wenn sie beim Papa ist, und dieser Zwiespalt frisst sie manchmal fast auf. Sie hat große Verlustängste und kein Vertrauen mehr.
Ihr Sicherheitsgefühl, ihre Selbstverständlichkeit, ihre Leichtigkeit haben einen großen Knacks bekommen, sie ist verunsichert, viel scheuer als früher und macht leider gerade in einigen Bereichen einen Rückfall in die Babyzeit durch. Sie weint sehr oft bei den Abschieden und mag sich mit der neuen Situation nicht abfinden. Und wer jetzt meint, dass es für sie trotzdem besser sei, als mit unglücklichen Eltern zusammenzuleben, der irrt: sie würde lieber unsere Konflikte, unsere Anspannung und unser Unglücklichsein in Kauf nehmen, wenn sie dafür beide Eltern um sich hätte. Das hat sie explizit so gesagt und das spürt man auch. Deshalb tut mir ihr Leid besonders weh, es schürft bei allen sozusagen jedesmal die Wunden auf, die sich gerade oberflächlich geschlossen hatten.
Die Geschwisterkonstellation
Äußerlich, d.h. in ihren Betreuungseinrichtungen, verhalten sich beide Kinder genauso wie vorher und zeigen bis jetzt keine negativen oder problematischen Veränderungen. Auch ihre externen Bezugspersonen bestätigen das, worüber wir sehr erleichtert sind. Zuhause hatte ich mir, ehrlich gesagt, durch die Auflösung der Erwachsenen-Konfliktsituation auch mehr Ruhe in der Geschwisterkonstellation versprochen. Bekanntlich sind meine Kinder sehr verschieden, harmonierten nie besonders gut miteinander und produzieren durch ihre ständigen Scharmützel immensen Stress, sowohl für sich selbst als auch für uns. Diejenigen, die um unsere Probleme wussten, erklärten sich die permanenten Geschwisterstreitereien natürlich gern als gespiegelte Eltern- Konflikte, und obwohl ich eigentlich nicht daran glaubte, da meine Kinder schon vom Wesen her so unterschiedlich sind, war die Erklärung natürlich so schön simpel und einleuchtend.
Leider hat sich aber seit der Trennung, und es sind 5 Monate, also eine durchaus bewertbare Zeit, vergangen, nicht wirklich etwas an der Geschwisterbeziehung verändert. Es gab am Anfang eine ganz kurze harmonische Phase, die mir Hoffnung machte, aber danach lief alles wieder wie bisher ab, mit viel Ärgern, viel Streiten, viel Missgunst, sie lassen sich einfach nicht in Frieden, sondern kleben aneinander, aber immer konfliktreich. Die Hoffnung auf Geschwister-Harmonie und Zusammenhalt in solch einer Situation hat sich also nicht bestätigt und das zeigt mir, dass die beiden grundsätzlich vom Typ her nicht gut zusammenpassen, entlastet uns aber auch von Selbstzweifeln und externen Vorwürfen, ob wir nicht doch "schuld" an ihrem Verhalten gewesen seien.
Doch obwohl die Geschwistersituation im Grunde gleich geblieben ist, empfinde ich das Zusammenleben insgesamt als weniger anstrengend, da viele Auseinandersetzungen mit ihnen auch daraus entstanden sind, dass wir als Eltern kein gutes Team waren und beispielsweise ich als Mama viel Ärger und Frust auffangen musste, die bei den Kindern durch manche Reaktionen des Papas entstanden sind. Dieses ständige Vermitteln, Auffangen, Trösten und Partei ergreifen hat mich oft sehr ausgelaugt, vor allem, wenn es Konflikte betraf, die ich nicht selbst verursacht habe, aber klären sollte. Das ist im Alltagsleben jetzt deutlich einfacher geworden und entlastet mich.
Das Finanzielle
Finanziell gesehen ist die Situation schwierig und noch nicht in Gänze überschaubar. Wir haben beide minimal unsere Wochenarbeitszeit aufgestockt, aber im Grunde finanzieren wir mit fast den gleichen Gehältern einen kompletten Haushalt mehr. Der Mann zahlt natürlich Unterhalt und wir müssen nicht hungern, aber man rechnet viel mehr als früher, hat Angst vor unvorhersehbaren Anschaffungen und jede Ausgabe tut doppelt weh. Urlaube werden im Moment vom Ersparten finanziert und das mache ich auch nur deshalb, weil es mir so viel bedeutet, mal wegzufahren. Eine Dauerlösung ist das nicht. Da wir unsere Einnahmen nicht groß steigern können, bleibt nur, perspektivisch die Ausgaben zu reduzieren. Die Mieten beider Wohnungen sind sehr preiswert, das Auto wird gebraucht, also bleibt eigentlich nur unser Garten, in den wir in den letzten 8 Jahren soviel Arbeit und Liebe gesteckt haben und der uns zumindest im Sommer eine preiswerte Wochenendgestaltung ermöglicht. Noch haben wir dazu nichts entschieden, aber im Grunde ist der Garten das einzige Stellschräubchen.
Es belastet sehr, wenn man auf Dauer mehr ausgibt als einnimmt, und auch die Kinder bekommen das schon mit. Ich erfasse seit Februar jede Ausgabe und Einnahme in einer App und werde im Jahresverlauf sehen, wie ich dastehe. Außerdem mache ich mir große Sorgen um meine Rente und insgesamt meine finanzielle Situation in der Zukunft. Ich habe früher schon einmal über das Thema geschrieben. Zum Glück habe ich nie meine Arbeit zugunsten der Familie aufgegeben und ich kann nur dringend an alle Mamas, die zuhause sind, appellieren: verlasst euch nicht darauf, dass die Beziehung schon halten wird und jemand für euch einsteht. Ihr wisst nicht, was später kommt und wie sich Menschen entwickeln. Ich habe das Glück, dass Unterhaltszahlungen selbstverständlich sind und nicht erfochten werden müssen oder ganz ausbleiben. Aber es gibt auch ganz andere Fälle und Situationen nach Trennungen.
Getrennt und trotzdem Familie
Zu den Gründen der Trennung möchte ich mich hier nicht äußern. Nur soviel vielleicht: wir waren schon 10 Jahre zusammen, als wir unseren Großen bekamen, hatten eine sehr schmerzhafte Fehlgeburt und sehr schwierige Kinderwunschjahre, also schon viele Höhen und Tiefen, hinter uns, aber unsere Beziehung, unsere Ehe hat leider den Belastungen, die das Leben mit Kindern mit sich bringt, trotz aller Anstrengungen nicht stand gehalten. Wir haben es uns nicht leicht gemacht und vieles versucht. Niemals hätte ich mir träumen lassen, mal in dieser Situation zu stecken. Unser Familientraum ist gescheitert, unsere Pläne und Vorhaben beerdigt, unsere Kinder haben ihre kleine Welt verloren, und das ist auf der Meta-Ebene ein ganz schreckliches Gefühl, auch wenn der Alltag jetzt einfacher ist.
Wir versuchen aber, trotzdem Dinge gemeinsam als Familie zu erleben, weil wir das ja sind und bleiben. Am Zeugnistag des Großen wurde selbstverständlich gemeinsam mit Pizza gefeiert, die Abschlussfeier seiner Klasse besuchten wir zu viert, die Geburtstagsausflüge fanden zusammen statt und sogar zwei Wochenendtrips, auf denen wir getestet haben, ob das funktioniert. Für die Kinder ist das schön und wertvoll und auch wichtig, finde ich. Ursprünglich hatten wir auch ein regelmäßiges gemeinsames Abendessen unter der Woche geplant, aber das hat sich eher als stressig erwiesen und wird im Moment nicht praktiziert. Wir müssen halt nach und nach ausprobieren, was funktioniert und was nicht. Auf jeden Fall lasse ich den Mann am Alltag der Kinder teilhaben, indem ich Fotos und Nachrichten schicke, Situationen erzähle und mich mit ihm autausche. Nun steht unser Sommerurlaub an, der zweigeteilt sein wird: die erste Woche urlaube ich mit den Kindern allein an der Ostsee und hoffe auf etwas Entspannung und gutes Wetter, die zweite Woche verbringen wir alle zusammen an drei verschiedenen Orten, darunter zwei Tage in Hamburg, mit Abwechslung und vielen Unternehmungen, so dass es sich für die Kinder und uns sicherlich nicht wie der klassische "alte" Familienurlaub anfühlen wird. Ich bin gespannt, ob das funktioniert und welche Schlüsse wir für's nächste Mal daraus ziehen werden.
Ich lebe jetzt also allein mit den Kindern und bin "getrennt gemeinsam erziehend", wie die Kleinstadtlöwenmama so passend über ihre Situation geschrieben hat. Alleinerziehend ist nicht gleich alleinerziehend, das finde ich sehr wichtig zu betonen. Wir sind beide für unsere Kinder da und wollen ihnen Sicherheit und Liebe geben, obwohl die Kernfamilie zerbrochen ist. Da wir keinerlei familiäres Netz hier haben, bleibt uns auch nichts anderes übrig, als uns gegenseitig zu unterstützen. Mittlerweile hat sich alles soweit gut eingespielt, auch wenn es natürlich immer wieder neue Situationen und Herausforderungen gibt. Diese müssen und wollen wir gut und einvernehmlich lösen, denn wir sind und bleiben Mama und Papa unserer beiden Kinder. Für immer.
Bildquelle: Pixabay
Seit 5 Monaten lebe ich nun allein mit den Kindern. Alleinerziehend im klassischen Sinne fühle ich mich eigentlich nicht, denn der Papa kümmert sich und ist für seine Kinder da. Natürlich liegt die Hauptlast im Alltag bei mir, denn die Kinder wohnen bei mir. Aber ganz allein bin ich nicht. Beziehungsweise genauso allein wie vorher auch, nämlich ohne sonstige Unterstützung außer dem Papa der Kinder. Für mich hat sich in organisatorischer Hinsicht gar nicht soviel verändert, außer dass ich jetzt auch morgens und abends allein mit den Kindern bin und an einem Tag des Wochenendes. Wer sehr aufmerksam mitgelesen hat, wird dies vielleicht bemerkt haben. Dafür habe ich an dem anderen Wochenendtag kinderfrei und damit nun erstmals, seit ich Mutter bin, regelmäßige und zuverlässige Auszeiten, um mich zu regenerieren und Kraft zu tanken. Vor allem ohne schlechtes Gewissen und ohne das Gefühl, man verlange/ erwarte zuviel. Ich genieße das sehr, auch wenn es sich oft noch total unwirklich anfühlt und in diesen Stunden oft die Traurigkeit hochkommt.
Bild: Frühlingskindermama
Insgesamt komme ich ganz gut klar, unser Alltag ist mit Arbeit, Schule und Kita genauso durchgetaktet wie vorher und wir haben Wert darauf gelegt, so wenig wie möglich im Tages- und Wochenrhythmus für die Kinder zu verändern. Das heißt beispielsweise, dass der Mann wie früher die Kinder morgens wegbringt und ich sie nachmittags abhole. Zum Glück konnte ich mit den Kindern in unserer Wohnung bleiben, da sie durch die (noch) geförderte Miete sehr preiswert ist. Ich habe nun endlich wieder einen Rückzugsraum für mich, wo ich auch schlafe, nachdem ich fast 5 Jahre mehr oder weniger schlecht mit der Kleinen zusammen geschlafen habe und keinerlei Bereich für mich hatte, seit ich mein Schlafzimmer zugunsten eines eigenen Kinderzimmers für die Kleine aufgegeben hatte. Das genieße ich so sehr. Entgegen meiner Erwartungen, dass sie mein Allein-Schlafen nicht akzeptieren und jede Nacht zu mir rüberwandern würde, schläft sie allein in ihrem Zimmer durch. Und ich kann endlich wieder abends zum Einschlafen lesen und werde nicht mehr durch jede Bewegung neben mir geweckt. Ansonsten ist in unserer Wohnung alles beim Alten geblieben, bis auf einige wenige Möbel, die der Mann mitgenommen hat.
Der Papa der Kinder wohnt in der Nähe, nicht zu nahe, so dass sie nicht nach Lust und Laune zu ihm gehen können, aber nahe genug, dass die Umgebung für sie vertraut ist und er im Notfall (der gleich am 2. Tag nach dem Auszug eintrat) schnell bei uns ist. Die Entfernung zur Schule und zur Kita ist fast identisch mit unserer, die Kinder können bei ihm ein paar neue Ecken und Spielplätze entdecken, bewegen sich aber im Grunde im gleichen Kiez. Er hat nicht viel Platz in seiner Wohnung, aber sie können bei ihm übernachten und tun dies auch an einem Tag des Wochenendes und manchmal auch noch zwischendurch, teilweise allein wegen Exklusivzeit und so. Recht schnell haben sie Freundschaft mit einem Kind aus dem neuen Haus des Papas geschlossen, wodurch nochmal mehr ein Vertrautheitsgefühl entstanden ist.
Wie geht es den Kindern?
Die Kinder haben die Umstellung unterschiedlich gut verkraftet. Obwohl alles ziemlich schnell ging, nachdem der Mann eine Wohnung gefunden hatte, kam die räumliche Trennung für sie ja nicht ganz überraschend. Mit dem Großen hatte ich schon oft theoretisch darüber geredet und auch die Kleine kannte das Thema. Da sie in ihrem direkten Freundeskreis mehrere Kinder hat, bei denen vor kurzem das Gleiche passiert war, sind für sie solche Familienkonstellationen relativ vertraut. Natürlich flossen trotzdem vor und während des Umzugs des Papas viele Tränen, und auch im Alltag kommen immer mal wieder die Traurigkeit und das Vermissen bei ihnen hoch. Es gab auch schon sehr tränenreiche Abschiede und (nur bei der Kleinen) Aussagen wie "Ich will zu Papa resp. Mama!". Das ist völlig normal und verständlich. Sie akzeptieren zwar die Aufteilung, die Wohnsituation und überhaupt die Tatsache an sich, haben aber verschiedene Arten, mit der Trennung der Familie umzugehen.
Der Große, der eigentlich sehr an seinem Papa hängt und viel früher von mir als Mama unabhängig war als die Kleine, kommt gut zurecht. Er weint mittlerweile kaum noch und steckt die Abschiede und Tage ohne Papa gut weg. Er scheint den Papa auch nicht sehr zu vermissen, sondern freut sich einfach, wenn er ihn sieht und bei ihm ist. Der Große ist ein Charakter, der weniger an Menschen, sondern vielmehr an Strukturen hängt. Wenn wir also umziehen hätten müssen oder sich überhaupt sein Alltag, seine Umgebung stark verändert hätte, wäre die Situation vermutlich deutlich schwieriger für ihn. Solange sein gewohnter Rahmen gleich bleibt, kann er die schwierigen Emotionen, die mit Sicherheit vorhanden sind, gut verarbeiten. Er ist mir auch darin übrigens sehr ähnlich.
Die Kleine ist ganz anders und es bricht mir das Herz, wie sie unter der Situation leidet. Obwohl sie eine deutlich engere Beziehung zu mir als zum Papa hat und meine Abwesenheit (z.B. während der Mutter-Kind-Kur) so unerträglich für sie war, dass sie mit körperlichen Symptomen (Neurodermitis) darauf reagierte, obwohl der Papa bei ihr lange Zeit nichts machen durfte, obwohl sie mit solchen Familienkonstellationen aus ihrem Freundeskreis auf jeden Fall vertrauter ist als der Große und obwohl auch für sie die äußeren Strukturen gleich geblieben sind, ist ihre Welt aus den Angeln geflogen und sie leidet extrem. Sie hängt sehr stark an Menschen, weniger an Strukturen, und vermisst den Papa jeden Tag. Gleichzeitig vermisst sie mich, wenn sie beim Papa ist, und dieser Zwiespalt frisst sie manchmal fast auf. Sie hat große Verlustängste und kein Vertrauen mehr.
Ihr Sicherheitsgefühl, ihre Selbstverständlichkeit, ihre Leichtigkeit haben einen großen Knacks bekommen, sie ist verunsichert, viel scheuer als früher und macht leider gerade in einigen Bereichen einen Rückfall in die Babyzeit durch. Sie weint sehr oft bei den Abschieden und mag sich mit der neuen Situation nicht abfinden. Und wer jetzt meint, dass es für sie trotzdem besser sei, als mit unglücklichen Eltern zusammenzuleben, der irrt: sie würde lieber unsere Konflikte, unsere Anspannung und unser Unglücklichsein in Kauf nehmen, wenn sie dafür beide Eltern um sich hätte. Das hat sie explizit so gesagt und das spürt man auch. Deshalb tut mir ihr Leid besonders weh, es schürft bei allen sozusagen jedesmal die Wunden auf, die sich gerade oberflächlich geschlossen hatten.
Die Geschwisterkonstellation
Äußerlich, d.h. in ihren Betreuungseinrichtungen, verhalten sich beide Kinder genauso wie vorher und zeigen bis jetzt keine negativen oder problematischen Veränderungen. Auch ihre externen Bezugspersonen bestätigen das, worüber wir sehr erleichtert sind. Zuhause hatte ich mir, ehrlich gesagt, durch die Auflösung der Erwachsenen-Konfliktsituation auch mehr Ruhe in der Geschwisterkonstellation versprochen. Bekanntlich sind meine Kinder sehr verschieden, harmonierten nie besonders gut miteinander und produzieren durch ihre ständigen Scharmützel immensen Stress, sowohl für sich selbst als auch für uns. Diejenigen, die um unsere Probleme wussten, erklärten sich die permanenten Geschwisterstreitereien natürlich gern als gespiegelte Eltern- Konflikte, und obwohl ich eigentlich nicht daran glaubte, da meine Kinder schon vom Wesen her so unterschiedlich sind, war die Erklärung natürlich so schön simpel und einleuchtend.
Leider hat sich aber seit der Trennung, und es sind 5 Monate, also eine durchaus bewertbare Zeit, vergangen, nicht wirklich etwas an der Geschwisterbeziehung verändert. Es gab am Anfang eine ganz kurze harmonische Phase, die mir Hoffnung machte, aber danach lief alles wieder wie bisher ab, mit viel Ärgern, viel Streiten, viel Missgunst, sie lassen sich einfach nicht in Frieden, sondern kleben aneinander, aber immer konfliktreich. Die Hoffnung auf Geschwister-Harmonie und Zusammenhalt in solch einer Situation hat sich also nicht bestätigt und das zeigt mir, dass die beiden grundsätzlich vom Typ her nicht gut zusammenpassen, entlastet uns aber auch von Selbstzweifeln und externen Vorwürfen, ob wir nicht doch "schuld" an ihrem Verhalten gewesen seien.
Doch obwohl die Geschwistersituation im Grunde gleich geblieben ist, empfinde ich das Zusammenleben insgesamt als weniger anstrengend, da viele Auseinandersetzungen mit ihnen auch daraus entstanden sind, dass wir als Eltern kein gutes Team waren und beispielsweise ich als Mama viel Ärger und Frust auffangen musste, die bei den Kindern durch manche Reaktionen des Papas entstanden sind. Dieses ständige Vermitteln, Auffangen, Trösten und Partei ergreifen hat mich oft sehr ausgelaugt, vor allem, wenn es Konflikte betraf, die ich nicht selbst verursacht habe, aber klären sollte. Das ist im Alltagsleben jetzt deutlich einfacher geworden und entlastet mich.
Das Finanzielle
Finanziell gesehen ist die Situation schwierig und noch nicht in Gänze überschaubar. Wir haben beide minimal unsere Wochenarbeitszeit aufgestockt, aber im Grunde finanzieren wir mit fast den gleichen Gehältern einen kompletten Haushalt mehr. Der Mann zahlt natürlich Unterhalt und wir müssen nicht hungern, aber man rechnet viel mehr als früher, hat Angst vor unvorhersehbaren Anschaffungen und jede Ausgabe tut doppelt weh. Urlaube werden im Moment vom Ersparten finanziert und das mache ich auch nur deshalb, weil es mir so viel bedeutet, mal wegzufahren. Eine Dauerlösung ist das nicht. Da wir unsere Einnahmen nicht groß steigern können, bleibt nur, perspektivisch die Ausgaben zu reduzieren. Die Mieten beider Wohnungen sind sehr preiswert, das Auto wird gebraucht, also bleibt eigentlich nur unser Garten, in den wir in den letzten 8 Jahren soviel Arbeit und Liebe gesteckt haben und der uns zumindest im Sommer eine preiswerte Wochenendgestaltung ermöglicht. Noch haben wir dazu nichts entschieden, aber im Grunde ist der Garten das einzige Stellschräubchen.
Es belastet sehr, wenn man auf Dauer mehr ausgibt als einnimmt, und auch die Kinder bekommen das schon mit. Ich erfasse seit Februar jede Ausgabe und Einnahme in einer App und werde im Jahresverlauf sehen, wie ich dastehe. Außerdem mache ich mir große Sorgen um meine Rente und insgesamt meine finanzielle Situation in der Zukunft. Ich habe früher schon einmal über das Thema geschrieben. Zum Glück habe ich nie meine Arbeit zugunsten der Familie aufgegeben und ich kann nur dringend an alle Mamas, die zuhause sind, appellieren: verlasst euch nicht darauf, dass die Beziehung schon halten wird und jemand für euch einsteht. Ihr wisst nicht, was später kommt und wie sich Menschen entwickeln. Ich habe das Glück, dass Unterhaltszahlungen selbstverständlich sind und nicht erfochten werden müssen oder ganz ausbleiben. Aber es gibt auch ganz andere Fälle und Situationen nach Trennungen.
Getrennt und trotzdem Familie
Zu den Gründen der Trennung möchte ich mich hier nicht äußern. Nur soviel vielleicht: wir waren schon 10 Jahre zusammen, als wir unseren Großen bekamen, hatten eine sehr schmerzhafte Fehlgeburt und sehr schwierige Kinderwunschjahre, also schon viele Höhen und Tiefen, hinter uns, aber unsere Beziehung, unsere Ehe hat leider den Belastungen, die das Leben mit Kindern mit sich bringt, trotz aller Anstrengungen nicht stand gehalten. Wir haben es uns nicht leicht gemacht und vieles versucht. Niemals hätte ich mir träumen lassen, mal in dieser Situation zu stecken. Unser Familientraum ist gescheitert, unsere Pläne und Vorhaben beerdigt, unsere Kinder haben ihre kleine Welt verloren, und das ist auf der Meta-Ebene ein ganz schreckliches Gefühl, auch wenn der Alltag jetzt einfacher ist.
Wir versuchen aber, trotzdem Dinge gemeinsam als Familie zu erleben, weil wir das ja sind und bleiben. Am Zeugnistag des Großen wurde selbstverständlich gemeinsam mit Pizza gefeiert, die Abschlussfeier seiner Klasse besuchten wir zu viert, die Geburtstagsausflüge fanden zusammen statt und sogar zwei Wochenendtrips, auf denen wir getestet haben, ob das funktioniert. Für die Kinder ist das schön und wertvoll und auch wichtig, finde ich. Ursprünglich hatten wir auch ein regelmäßiges gemeinsames Abendessen unter der Woche geplant, aber das hat sich eher als stressig erwiesen und wird im Moment nicht praktiziert. Wir müssen halt nach und nach ausprobieren, was funktioniert und was nicht. Auf jeden Fall lasse ich den Mann am Alltag der Kinder teilhaben, indem ich Fotos und Nachrichten schicke, Situationen erzähle und mich mit ihm autausche. Nun steht unser Sommerurlaub an, der zweigeteilt sein wird: die erste Woche urlaube ich mit den Kindern allein an der Ostsee und hoffe auf etwas Entspannung und gutes Wetter, die zweite Woche verbringen wir alle zusammen an drei verschiedenen Orten, darunter zwei Tage in Hamburg, mit Abwechslung und vielen Unternehmungen, so dass es sich für die Kinder und uns sicherlich nicht wie der klassische "alte" Familienurlaub anfühlen wird. Ich bin gespannt, ob das funktioniert und welche Schlüsse wir für's nächste Mal daraus ziehen werden.
Ich lebe jetzt also allein mit den Kindern und bin "getrennt gemeinsam erziehend", wie die Kleinstadtlöwenmama so passend über ihre Situation geschrieben hat. Alleinerziehend ist nicht gleich alleinerziehend, das finde ich sehr wichtig zu betonen. Wir sind beide für unsere Kinder da und wollen ihnen Sicherheit und Liebe geben, obwohl die Kernfamilie zerbrochen ist. Da wir keinerlei familiäres Netz hier haben, bleibt uns auch nichts anderes übrig, als uns gegenseitig zu unterstützen. Mittlerweile hat sich alles soweit gut eingespielt, auch wenn es natürlich immer wieder neue Situationen und Herausforderungen gibt. Diese müssen und wollen wir gut und einvernehmlich lösen, denn wir sind und bleiben Mama und Papa unserer beiden Kinder. Für immer.
Bildquelle: Pixabay