Er ist ein bisschen griesgrämig, neugierig und unternehmungslustig: ganz im Stil von Gernstl war Betram Schwarz alleine auf der Schwäbischen Alb unterwegs. Als Fernseh- und Radioreporter ist er dort zwar öfter zugange, aber noch nie besuchte er Reutlinger, Münsinger, Zollernalb & Co. zu Fuß, im Bus oder als Tramper. Was er dabei erlebt hat, ist in seinem Buch “Allein über die Alb” zu lesen. Und da gibt es so einige unerwartete Momente. Eigentlich kein Wunder, geht den Älblern ihr eigensinniger Ruf voraus. Dabei ist es ganz einfach: “Sie sind und leben Wahrheit”, bringt der Autor die Älbler-Mentalität auf den Punkt.
Erfreulicher läuft es für den einsamen Wanderer in Gussenstadt – hier trifft er eine glückliche Frau auf dem Traktor, “alte Schulfreunde” und eine Bahnhofskönigin. Dank Mercedes-Polierern in Stubersheim, einem skurrilen Quadschrauber in Hofstett-Emerbuch und einer Sonnenstudio-Besitzerin in Trochtelfingen steht dieser Reisebericht einem ziemlich abgefahrenen Roadmovie in nichts nach. Zumindest werden es Stuttgarter Leser die den Albtrauf kaum überwinden so empfinden!
Ein Märchen in Blau erwartet den Leser im fünften Kapitel, wenn es – na klar – zur schönen Lau an den Blautopf geht.Ein Kraftort sei das, erfährt Schwarz von einer Besucherin und Mörike erzählt den Rest der Geschichte. Wie nämlich die schöne Lau in eine der faszinierendsten Höhlenlandschaften verbannt wurde und schließlich doch wieder begnadigt ins Schwarze Meer zurück kehrte.
Auch die kurzen Begegnungen mit Susanne Hinkelbein und ihrem Monochord, mit Monika Reinhard an einem geschichtsträchtigen Sinti-Grab in Burladingen oder mit einer Brannik-affinen Albbewohnerin lesen sich mal merk-, mal denkwürdig, auf jeden Fall einzigartig.
Nach 93 Seiten geht die Reise übers einstige Urzeitmeer zu Ende: auf dem Wittloh lässt Bertram Schwarz seinen neuen Lieblingsfilm vorm geistigen Auge Revue passieren. Er handelt von einer Reise allein über die Alb.
Ein Lesevergnügen und “Wanderführer” der besonderen Art!
Bertram Schwarz “Allein über die Alb. Eine Reisereportage”, 96 Seiten mit 49 Farbfotos, gebunden, 12 Euro 90, Silberburg-Verlag