Über die Zimmerdecke schleicht der Lichtkegel, lautlos, vorsichtig, er nimmt sich Zeit. Wie eine Schlange kriecht er lauernd und listig aus der linken Ecke des Kinderzimmers, über den dunkelbraunen Kleiderschrank, lauert, sucht, verharrt. Geisterhaft bleibt die Lichterscheinung beim einohrigen Plastikdackel stehen, streift die Matroschkas, auch Burratino. Was sucht er? Es ist Nacht. Papa hat sie allein gelassen. „ Ich muss noch mal los Töchterchen. Jetzt wo die Mama so weit weg studiert müssen wir groß werden.“ Oma Ritter war da um „Gute Nacht „ zu sagen. Ihre Dederonschürze knisterte und schlug Funken im Dunkeln. Oma Ritter hat einen Schlüssel, falls was ist. Der Lichtkegel ist nicht „falls was ist“ das ahnt sie und zieht die Decke bis zur Nasenspitze. Luft anhalten, sich ganz klein machen. „Still“, hat der Vater gezischt, wenn einer wieder Sturm läutete und der Vater nicht öffnen wollte. „Still! sein Blick gereizt. Papa lässt sie oft allein. „Muss noch mal los Töchterchen.“ Der Lichtkegel hat sich verzogen. Sie versucht einzuschlafen, bevor das Lichtwesen wiederkommt. Es wird wiederkommen, so ist es immer. Was sucht es? Am Nachmittag hat sie Löwenzahn gepflückt .Noch immer fühlen sich die Finger klebrig an. Still. Es ist so still Niemand ist mehr wach, nur die Lichtkegel und sie und Papa irgendwo da draußen. Sie zieht den 3beinigen Löwen enger zu sich heran, starrt in die Dunkelheit. Ein langes metallisches Quietschen, Schlüsselgeklapper. Endlich. Sie hört seinen schweren Schritt. Jetzt ist er beim alten Böhling. Der trinkt sagt Mama, aber Mama ist nicht da. Jetzt ist er bei Ritters. Jetzt…die Tür schließt auf Papa? Geruch von Wein und Rauch. „Die Nacht ist schon auf dem Weg in den Morgen. Warum schläfst du nicht Töchterchen?“
Auflösung: Lichtwesen sind Autoscheinwerfer:)
