Alle meine Wünsche – Delacourt

Alle meine Wünsche – Delacourt

Alle meine Wünsche

Grégoire Delacourt

Hofmann & Campe, 2012

15,99 €

978-3455403848

Jocelyne ist verheiratet, hat einen Vater, der genau sechs Minuten weiß, welcher Tag heute ist. Sie hat ausgewachsene Kinder, die nur Geld brauchen oder sich selbst verwirklichen ohne Worte. Sie steht mit beiden Beinen im Leben, siw weiß, dass sie alles hat und dass Menschen nur selten zufrieden sind. Aber was passiert, wenn man plötzlich noch mehr hat, als man braucht? Kann man noch glücklicher sein oder noch unglücklicher werden? Denn eigentlich hat Jocelyne keine Wünsche. Oder doch?

Die Protagonisten:

Jocelyne ist ein bodenständiger Charakter, der genau weiß, was sie hat, was sie braucht und was sie auch nicht braucht. Wir nehmen teil an ihren Gedanken zu ihrer Liebe, zu ihrem Ehemann und zu ihren Kinder. Ihre Gedanken sind kurz und prägnant, sie verschenkt eigentlich keine Zeit mit langer Trauer oder tiefem Schmerz.

Ihre Kinder und auch ihr Ehemann sind dabei die meiste Zeit eher nebulöse Gestalten, die sich an dem Rand ihres Blickfeldes herumdrücken. Die Mutter ist nun mal diejenige, die alles zusammenhält, aber wenn es nichts mehr gibt? Was bleiben für Wünsche?

Ein bisschen Wind bringen die Zwillinge hinein, die immer ihr Leben ändern wollen und immer einen Mann suchen.

Die Kulisse:

Frankreich, die Kulisse der Wünsche, der Träume und der Liebe. Kein Wunder, dass sich auch diese Geschichte um die Schwächen oder Stärken einer Beziehung rankt. Die Idee, dass eine normale, gestandene Frau plötzlich eine Million zur Verfügung hat und ihr kleines Glück ins Wanken gerät, ist vor allem mit dem Kurzwarenladen gut in Szene gesetzt. Der Abstand von “arm-normal-reich” wird immer wieder vor Augen geführt.

Die Handlung:

Im Leben dreht sich eigentlich alles um die Liebe und ums “liebe” Geld. Das eine hat man immer zu wenig, dass andere oftmals auch. Was also tun, wenn es eine Million zu viel auf dem Konto gibt? Wenn alle Wünsche erfüllt werden können? Die neuen Schuhe sind möglich, das Dach kann repariert werden, das Cabrio beim Händler kann  bestellt werden. Doch was kommt danach? Gibt es noch ein danach? Werden die Wünsche größer? Kleiner? Oder immer fadenscheiniger?

Dieser Teil des Buches, das Hadern mit der Million hat mir sehr gut gefallen. Jocelyn lockert ihre Gedanken sehr gut auf, in dem sie mal eine Liste schreibt, mal die Million ganz vergisst und auch schlecht schläft.

Wunderbarerweise störte mich die Idee mit dem “Näh-Blog”, den sie führt. Es passte gar nicht zu der gestandenen Frau, so etwas ins Leben zu rufen und dann auch noch zu betreuen. Außerdem kam die Blogsache, wenn sie den Teil der Geschichte sein sollte, einfach zu kurz. Immer nur nebenbei werden Artikel erwähnt, oder der Onlineshop erwähnt, den sie eröffnet haben. Der Leser bekommt davon aber gar nichts mit.

Die Gestaltung:

Ein verträumtes Foto zeigt den Lebensinhalt von Jocelyne. Ein Bild, das mich in eine verträumte Stimmung versetzt hat und was mir immer ein: ” Lies mich” ins Ohr geflüstert hat.

Zitat:

“Ich mag Wörter gern. Ich mag die langen Sätze, die endlosen Seufzer. Ich mag es, wenn die Worte manchmal verbergen, was sie sagen, oder es auf neue Weise sagen. “ (S. 21)

Die Bewertung:

Ich vergebe schweren Herzens 3 Bücherpunkte, weil dieses Buch mich verletzt hat. Mit seiner unendlichen Traurigkeit, dem ewigen Seufzen und dem Verlust an das Gute im Menschen zu glauben, bleibe ich nach dem Lesen einsam zurück:

Alle meine Wünsche – Delacourt


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