Es war einmal … so fangen viel Märchen an. Es war einmal der Hund, dessen Vorfahre der Wolf ist, welcher sich hauptsächlich von Beutetieren ernährt, der viel Fleisch fraß …
Es war ebenfalls einmal, vor gar nicht so langer Zeit, da gab es keine Massentierhaltung. Fleisch war ein wertvolles Nahrungsmittel, das bei den wenigsten Menschen täglich auf dem Teller landete. Der Sonntagsbraten hat seinen Namen daher, dass man ihn sonntags aß, nur sonntags.
Der Grund: Natürlich sparte man sich das Fleisch vom Mund ab, damit es der Hund bekommen konnte. Der Hund, der ja schließlich ganz viel Fleisch benötigt. Während die Kinder brav ihren Getreidebrei mampften, quoll der Hundenapf über vor lauter saftigem, frischem Fleisch. Frisch, denn natürlich wurde regelmäßig eins der Rinder, Hühner oder Schafe extra für den Hund geschlachtet. Den Menschen war ihr Hund so wichtig, dass sie selber bereit waren zu hungern, Hauptsache der Hund hatte sein Fleisch.
Achtung Märchen!
Nein. so war es wohl eher nicht. Es war wohl doch ein kleines bisschen anders…
Also noch mal. Fleisch war bis vor nicht allzu langer Zeit ein wertvolles Nahrungsmittel, das es nicht zu Dumpingpreisen im Supermarkt um die Ecke massenweise zu kaufen gab. Auch der Supermarkt ist eine Erfindung der Neuzeit, bis vor kaum mehr als 100 Jahren war ein Großteil der Menschen noch Selbstversorger. Den Ackerbau gibt es seit der neolithischen Revolution vor mehr als 10.000 Jahren. Das war die Zeit, als die Menschen vom Jäger und Sammler zum Bauern wurden, ein fundamentaler Einschnitt in der Geschichte der Menschheit, der sich u. a. durch klimatische Veränderungen ergab.
Was fraß der Hund?
Hunde begleiten uns schon etwas länger, in den Anfängen der Domestizierung waren wir noch Jäger und Sammler. Die Hunde fraßen von Anfang an, was der Mensch übrig ließ (das machte ihre Haltung so überaus praktisch!). Dazu Aas, Fäkalien und das ein oder andere gejagte Kleintier. Essensreste mit nicht allzu viel Fleisch, ab und zu mal eine Maus oder Ratte, Scheiße von diversen Lebewesen (Tiere UND Menschen) … das wäre dann wohl die natürlichste Form der Hundeernährung.
Seit der neolithischen Revolution ist die Weltbevölkerung um ein vielfaches gewachsen. Selbst wenn wir wollten, zu einer Lebensweise als Jäger und Sammler könnten wir nicht mehr zurück. Schlicht und ergreifend aus dem einen Grund, weil wir zu viele Menschen sind.
Mit der Massentierhaltung wurde etwas möglich, was es wohl zu keiner Zeit in der menschlichen Geschichte gegeben hat: Fleisch für alle, soviel wir wollen. Ohne jede Anstrengung (außer dem Gang in den Supermarkt) und spottbillig.
Die Massentierhaltung wurde zu einer Zeit eingeführt, als viele Menschen noch glaubten, Tiere hätten keine Gefühle. Noch bis Ende der 80er-Jahre brachte man amerikanischen Veterinär-Studenten bei, dass Tiere keinen Schmerz empfinden würden. Wie man mit den Tieren in der Massentierhaltung umging, war für die meisten Menschen also egal. Heute wissen wir, dass das nicht stimmt. Tiere spüren Schmerz. Sie leiden. Mit dieser Erkenntnis ist der Umgang mit den Tieren in der Massentierhaltung nicht mehr akzeptabel. Die Massentierhaltung ist nicht mehr akzeptabel.
Die Rückkehr des Sonntagsbraten
Und so kehrt bei immer mehr Menschen der Sonntagsbraten zurück auf ihren Teller. Wer möchte denn schon das Fleisch von einem Tier essen, dem für den eigenen „kulinarischen Genuss“ Schmerzen und Leid zugefügt wurden? In den Supermärkten tauchen immer mehr Kennzeichnungen auf, die das Qualfleisch als solches ausweisen. Eine Frage der Zeit nur noch, bis es keine Massentierhaltung mehr geben wird.
Zumal das Leid der Tiere ja nicht der einzige Grund ist, der gegen die Massentierhaltung spricht, denn die Massentierhaltung ist auch schlecht für die Umwelt, das Klima, ja sogar der Welthunger wird damit „gefüttert“. In Zeiten, wo Schüler für den Klimaschutz streiken und demonstrieren, wird es immer schwieriger, einen Fleischkonsum, der den Klimawandel anheizt, zu rechtfertigen.
Bekommt der Hund bald den Sonntagsbraten?
Entsprechend den aktuellen Entwicklungen erforschen Wissenschaftler schon seit vielen Jahren, mit welcher Ernährungsform alle Menschen auf der Welt satt werden können, die zugleich auch nachhaltig ist und sind jüngst zu dem Schluss gekommen, dass die Basis Pflanzen sein sollten, lediglich kleine Bestandteile sollten tierischen Ursprungs sein. Damit würde die Massentierhaltung überflüssig. Nur – für den Hund würde dadurch ein klitzekleines Problemchen entstehen: Wenig Fleisch für die Menschen heißt noch weniger Fleisch für den Hund. Kaum ein Mensch wird wohl auf seinen Sonntagsbraten verzichten, damit der Hund diesen bekommt.
Schenken wir den eingangs erwähnten Mythen und Märchen glauben, dann würde das wohl für den treuesten Begleiter des Menschen das AUS bedeuten. Kein Fleisch, kein Hund. … Oder?
Aber – wir haben Glück. Entgegen der recht weit verbreiteten Meinung benötigt der Hund nämlich längst nicht so viel Fleisch, wie viele meinen.
Eigentlich, wenn man es genau nimmt, benötigt er eh gar nicht das Fleisch, sondern die Nährstoffe daraus, allen voran Proteine (Eiweiße). Das sei jetzt aber nur der Vollständigkeit halber gesagt, wir werden hier nun NICHT darüber diskutieren, wie sinnvoll eine vegane Hundeernährung ist.
Wir sind heute sehr fortschrittlich und was wir den Menschen, die vor über 100 Jahren gelebt haben, u. a. voraus haben, sind sogenannte Nährwertberechnungen. Wir sind heute in der Lage zu ermitteln, welche und wie viele Nährstoffe ein Nahrungsmittel enthält. Wir kennen sogar die Bedarfswerte, die Menschen oder auch Hunde für bestimmte Nährstoffe haben. Mithilfe dieser Parameter kann man ermitteln, wie viel Fleisch oder andere Nahrungsmittel ein Hund fressen muss, bis er seinen Bedarf an z. B. Proteinen gedeckt hat.
Mithilfe solcher Werte und Berechnungen kommt man schnell darauf, dass eine Hundemahlzeit definitiv nicht zu 80% aus Fleisch und anderen tierischen Bestandteilen bestehen muss. Nein, es darf deutlich weniger sein.
Zudem wissen wir ebenfalls, dass Hunde auch pflanzliche Komponenten gut verwerten können, viel, viel besser als ihr Stammvater der Wolf. Wie der Mensch haben sie sich nämlich an die diversen Veränderungen in der Ernährungsform der Menschen immer mal wieder angepasst, was wohl nicht zuletzt ein wichtiger Bestandteil der Erfolgsgeschichte des Hundes gewesen ist.
All you need is NOT meat!
Fleisch wird nicht nur für uns Menschen immer unwichtiger werden. Auch der Hundenapf wird sich entsprechend verändern, denn der Hund frisst, was der Mensch übrig lässt. Schon immer. Daran wird sich nichts ändern. Never ever.
Es gibt schon viele Alternativen für uns Menschen und auch für den Hund und man kann die Hundemahlzeiten auch mit wenig Fleisch sehr gesund und abwechslungsreich gestalten. Clean Feeding ist dabei natürlich eine Variante.