All die verdammt perfekten Tage

Von Privatkino
Titel: All die verdammt perfekten Tage
Originaltitel: All the bright places
Autor: Jennifer Niven
Genre: Jugendbuch ab 12 Jahren
Verlag: Limes
Format: Broschiert, 400 Seiten
ISBN: 978-3809026570

Inhalt:
Sechs Stockwerke über den Abgrund, auf einem Glockenturm, fragt sich Finch, ob heute wohl ein guter Tag zum Sterben ist. Jedoch bemerkt er bald, dass er nicht alleine ist, neben ihm steht Violet, die die selben Gedanken wie er zu tragen scheint. So beginnt die Geschichte von Finch und Violet, dem Freak der Schule und dem beliebten Mädchen. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise durch das Leben und können sein, wie sie wirklich sind. Nicht der Freak, sondern der witzige und lebenslustige Typ, ebenso das nachdenklich und traurige Mädchen. Auf der Suche nach Leben, gehen sie zusammen einen Weg und doch alleine.

Meine Meinung:
Dieses Buch wollte ich eigentlich schon längst auf Englisch lesen, nur leider gab es davon keine eBook Ausgabe, umso mehr habe ich mich natürlich gefreut, als ich sah, dass es beim Limes Verlag auf Deutsch erscheint. 2015 geht zu Ende und ich darf sagen, „All die verdammt perfekten Tage“ gehört für mich zu den Jahreshighlights.

Man startet schnell in die Geschichte: Finch steht am Glockenturm und man folgt seinen Gedanken, wie er sich vorstellt, die Arme auszubreiten und zu fliegen. Für ihn ist es nämlich kein Fall. So ist der Junge einfach, seine Gedanken sind poetisch und manchmal abstrakt, aber genau deswegen habe ich mich in ihn verliebt. In der Schule wird er als Freak bezeichnet, was man durchaus sagen könnte, weil er anders ist, eine spezielle Persönlichkeit, was ihn vermutlich auf den Glockenturm getrieben hat, weil er zu viel denkt, so verwinkelt, in sich selbst verloren. Ganz oft habe ich mir gewünscht, dass ich ihn morgen auf der Straße begegnen würde, so sehr habe ich ihn ins Herz geschlossen, wollte ihn einfach an meiner Seite haben.

Neben Finch auf dem Glockenturm steht Violet, auch sie hadert mit dem Leben, hat eine Geschichte, die sie nach dem Tod sehnen lässt. Ehrlich gesagt muss ich sagen, neben Finch wirkt sie blass, hat zwar ihre Ecken und Kanten, auch ihr Grund ist interessant, aber ich glaube, weil der Junge so eine extrem starke Persönlichkeit besitzt, steht Violet etwas im Schatten unter. Generell tut es der Geschichte keinen Abbruch, ich habe nur einfach mit Finch mehr mitgelebt, als mit Violet.

Junge. Mädchen. Auf einem Glockenturm. Es könnte der Beginn einer absurden Liebesgeschichte sein, wie es reihenweise Bücher gibt, ist es hier aber nicht und doch ein bisschen. Sie verbringen viel Zeit zusammen, besonders, als sie für ein Schulprojekt ihre Heimat erkunden sollen und besondere Plätze aufsuchen müssen. Es entwickeln sich Gefühle, aber ich denke, Violet fühlt mehr und tiefer, Finch schwebt zu sehr in seinem Gedankenmeer. Eine Freundschaft entwickelt sich, in der mehr Finch das Wort führt, ihn wird auch deutlich mehr Platz in dem Buch eingeräumt, vielleicht auch ein Grund, warum man ihn mehr mag. Kitschig ist die Geschichte niemals, sondern auf einen wunderbaren Level.

Das Ende, es wird nicht jeden gefallen. Finch Abschluss fand ich persönlich perfekt, es hat für mich irgendwie einfach in das Bild seiner Persönlichkeit gepasst. Violet, mit ihr hadere ich ein bisschen, zu glatt waren mir ein wenig ihre Gedanken. Es ist einfach wirklich so, Finch besitzt eine unglaubliche Tiefe und deswegen ist man wohl umso kritischer mit Violet.

Fazit:
Nach einer Durststrecke an Büchern, die mein Herz eroberten, schafft es „All die verdammt perfekten Tage“ auf ganz wunderbare Weise. Selten haben ich mir einen Buchcharakter so sehr in die Realität gewünscht, aber Finch, ihn zu kennen würde jede Welt bereichern.