mindestens einmal pro Woche schaue ich auf meinen Streifzügen durch das WWW auf der Seite von Jarka Svenka vorbei. „All about Retriever“ der Name sagt genau das, was die Seite beinhaltet.
Seit Jahren entwickelt sich diese Seite weiter und wird immer informativer. Am Anfang habe ich immer die Seite „Arbeit – Termine“ aufgerufen. Nirgends sonst habe ich bisher alle Termine so übersichtlich und auf einen Blick gefunden. Mit der Zeit, genauer gesagt seit dem Einzug von Delphin werden diese Termine ja auch wichtiger für mich
Irgendwann kamen die Seiten für die Wurfankündigungen hinzu und noch ein wenig später die Rubrik „Interviews“. Mit viel Interesse und Spannung habe ich diese gelesen. Das zuletzt veröffentlicht Interview mit Norma Zvolsky hat mir nicht nur gefallen, es hat mich tief bewegt. Wie kann das sein? Wie können Mensch, deren Worte, einen so anrühren , dass man danach fast ein Tränchen verdrückt, den Kopf seines großen Labbirüden in beide Hände nimmt und mit ihm „Frieden schließt“?
Ich schrieb Jarka an und bat einen Teil des Interviews auf dem Fiene Blog zitieren zu dürfen und erhielt die Erlaubnis.
Gibt es Retriever ohne „will to please“? Wie sieht es heutzutage mit seinem Wesen aus?
„Will to please“, ist für mich einerseits die „angeborene Bereitschaft zur Zusammenarbeit“ gepaart mit „leichter Trainierbarkeit“, also Kooperations- und Teamfähigkeit. Meiner Ansicht nach wird über „will to please“ viel zu viel von Menschen geredet, die noch nie erlebt haben, was es ist. Nur weil man einem Hund etwas beibringen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass er „will to please“ hat.
Nach meinen Erfahrungen als Seminarleiterin und Ausbilderin geht leider besonders der „will to please“ immer mehr verloren. Häufig werden Tiere von ihren Züchtern als leicht erziehbare, ideale Familienhunde bezeichnet (so wie es auch in der gängigen Literatur beschrieben steht) doch stellen sie sich später als wenig rezeptiv und nur schwer erziehbar heraus. Als Ausbilder erlebe ich zahlreiche Menschen mit diesen Hunden; nicht selten zweifeln sie an Ihrer persönlichen Qualität als Hundehalter und Ausbilder. Häufig ist das Problem jedoch nicht ihr Unvermögen, sondern eben ein schwer erziehbarer, eigensinniger Hund. Oftmals sind die Menschen entmutigt und müssen erst wieder aufgerichtet und in Ihrem Tun bestätigt werden.
Einige dieser Menschen durfte ich bei der Auswahl eines weiteren Hundes beraten. Diese Menschen kamen Monate oder Jahre später mit ihrem neuen Golden, Flat oder Lab zu mir und bedankten sich im Nachhinein für die damalige Beratung mit zumeist denselben Worten - „Ich wusste gar nicht, wie schön es mit einem Hund sein kann und wie einfach Hunde zu erziehen sind. Jetzt erst kann ich nachvollziehen, was mit „will to please“ gemeint ist. Wie schwierig es mit meinem anderen Hund war, kann ich nun abschätzen, ich dachte früher, ein Retriever muss so sein und habe das Problem bei mir anstatt in der Zucht gesucht!“
Quelle: All about Retriever – Interview mit Norma Zvolsky
Eine bescheidene Frage… kennt ihr uns? Nein, Norma Zvolsky kennt mich nicht, kennt Hannes nicht und doch erleichtert sie mir genau mit diesen Sätzen den Umgang mit meinem Incredible-Boy.
Wir waren von der Rasse des Labrador durch unser altes Mädchen Cosma überzeugt, ja geradezu verliebt. Obwohl aus einer Dissidenz-Zucht vereinigt sie all guten Eigenschaften die in den gängigen Ratgebern für den Labrador werben in sich. Nie wäre uns in den Sinn gekommen eine andere Rasse als Zweithund auszuwählen.
Bei besagtem Zweithund wollten wir dann alles richtig machen. Wir suchten lange auf den Seiten des DRC und LCD nach Züchtern und fanden einen für uns perfekten Zwinger. Wir wurden von unserer Züchterin gelöchert und es schien ihr wirklich wichtig zu sein für ihre Welpen gute Menschen zu finden. Wir fühlten gut mit unserer Wahl.
Hannes stellte sich als extrem schwierig heraus. Ich habe unzählige Wege versucht ihn davon zu überzeugen, dass die Arbeit mit mir auch ihm Spaß bringt. Er war da völlig anderer Ansicht. Er war sich schon immer sicher, dass er sich seinen Spaß sehr wohl selbst machen kann. Ein unabhängiger, starker Geist. Körperlich reifte er zu einer imposanten Erscheinung deren unbändiger Kraft ich oft hilflos ausgeliefert war.
In meiner Hilflosigkeit versuchte ich zig Hundeschulen, Verhaltensberater, Trainer. Ich las und las alles was mir vor die Finger kam nur um irgendwie Zugang zu diesem Hund zu bekommen. Meinen Traum mit ihm mal auf einem WT zu starten war bereits nach knapp 2 Jahren ausgeträumt. Er war immer unzuverlässig. Klappten bestimmte Dinge 5 mal gingen sie beim 6 mal voll daneben. Oft war ich traurig und noch öfter auch ungerecht zu ihm.
Irgendwann machte ich meinen Frieden mit ihm. Ich ließ ihn einfach in Ruhe. Versuchte nicht mit ihm zu arbeiten und plötzlich hatten wir gelegentlich Tage, an denen wir zufrieden von unseren Spaziergängen zurück kamen.
Vor dem Einzug von Delphin habe ich lange mit Angelika über Hannes gesprochen. Ich besuchte auch ein Seminar bei ihr damit sie sich von unserem „Umgang“ miteinander ein Bild machen könne. Meine Angst war einfach, dass ich nicht der Mensch für eine Arbeitslinie sein könnte und ich ging damit auch offen um. Ich befürchtet, das es meine Schuld war, dass Hannes und ich einfach nicht zu einem Team wurden.
…. Und dann kam Delphin… WOW! Wie leicht es sein kann… und auch schön! Delphin ist mein wahrgewordener Traum. Sie ist „Will to please“ auf vier Pfoten. Alles, was ich mir mit Hannes mühevoll errungen habe, hat sie mir freiwillig geschenkt.
Danke Jarka und Norma, ihr habt mir, völlig unbeabsichtigt, bestätigt, was ich im Stillen schon gedacht habe. Sicher habe ich bei Hannes auch Fehler in der Ausbildung gemacht aber diese Fehler sind nicht das Hauptproblem… und mit diesem Wissen kann ich wirklich entspannter mit ihm umgehen….
yin und yang
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