Alkoholintoxikation

111223 Kater

Manche sagen auch “Kater”.

Wer neuerdings cool sein will, nennt es “Hangover”, doch der echte Kenner weiß: DAS, was mich betrifft, ist ein “Похме́льный синдром” oder nennt den üblen Zustand, der mich derzeit leiden macht “похмелье”.

“Geradezu in Strömen floss der Wein,
Die Nachbarn gossen ihn sich gegenseitig ein …”
(Michalkow)

Dabei versuchte ich anfangs noch Einfluss auf die trinkfreudige Gesellschaft zu nehmen. Warum – versuchte ich den Jungs zu soufflieren – fragen wir immer gleich zu Beginn nach Wodka? Immerhin – suggerierte ich – gibt es hier, beim Griechen, hervorragende Weine. Und für den, dem dies zu wenige “Gradussi” sind, hält man Metaxa bereit.

Das sei “Griechischer Cognac”, erklärte ich der Meute, wohl wissend, dass es das aus markenrechtlichen Gründen nicht geben kann. Eigentlich müsste es “виноградный бренди” heißen, aber wer will schon immer die Wahrheit wissen?

“Jedenfalls ist die Erfindung des Winzers Spyros Metaxases ein gutes Getränk, insbesondere für “nach dem Essen”, ein Digestiv sozusagen, wofür seinerzeit besagter Winzer Spyros zu einem der angesehensten griechischen und serbischen Hoflieferanten avancierte…”

Ich konnte das leider nicht ausführen.

“Also gut, bringen Sie dem Mann eine Flasche Metaxa. – Wir trinken lieber Wodka!”

Und ich bildete mir dies hörend ein, dass es etwas geringschätzig klang.

Ansonsten kann ich mich nur noch erinnern, dass zum Schluss – Restaurant halbdunkel, alle Gäste draußen (außer uns) – einige mehrere viele Wodkaflaschen neben der Metaxaflasche standen, leer, versteht sich, und dass Lenchen mir die Tür aufmachte, weil der Schlüssel nicht ins Schlüsselloch passte.

Irgendwer hatte die Rechnung bezahlt, irgendwer drückte – sah ich ein Auge zuhaltend – dem Kellner 100 Euro Trinkgeld in die Hand, irgendwer, der nicht zu unserer Gesellschaft gehörte, brachte uns nach Hause.

Das ist praktisch bei den Russen: Ist man sturzbetrunken, ruft man einfach einen Freund oder Bekannten an und lässt sich “по домам” bringen.

Stand ich also später im Flur vor Lenchen, zitierte Luther …

“…hier schtschtehe ich – und kann nich anders!”

… und sie, die Ukrainerin, sagt DEN SATZ DER DEN UNTERSCHIED MACHT

“Слава Богу, dass wir noch Bier im Kühlschrank haben!”

Ich weiß, was Unterschiede betrifft, wovon ich schreibe. Deutschländerinnen treten nach meiner Erfahrung gern nach, wenn des Mannes Stellung geschwächt.

“Musste denn immer [sic!] so viel saufen?!”

Oder blöder:

“Guckema wie-de aussiehst!”

Eine Ukrainerin fühlt mit. Sie weiß vorher, dass es IHM am Tag danach – besonders morgens – noch viel-viel schlechter gehen wird, als ohnehin schon. Vor allem, sollte dem geschundenen Körper kein frisches Bier zugefügt werden können. Doch weil das möglich ist, preist sie Gott. “Слава Богу undsoweiter” bedeutet nämlich “Gepriesen sei Gott dafür, dass wir noch Bier im Kühlschrank haben!”

* * *

Vorhin. Heute früh. Ich durstig. Finde mühsam Weg zum Kühlschrank. Sehe Bier und denke: Das Vorhandensein von Bier beweist, dass es einen Gott gibt!

Trinke. Ah!

Komme langsam wieder zu Sinnen.

Formuliere die frohe Botschaft neu: Das Vorhandensein von Bier beweist, dass Gott uns liebt!

* * *

Ich hätte dies Posting auch “Der Gottesbeweis” nennen können, hätte damit aber (1) die Pointe in der Überschrift verraten und (2) gibt es einen Witz gleichen Namens, der aber hier bereits erzählt wurde.


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