Auf LV-426 funkelt die Schönheit in der Hässlichkeit; wie ausgestorbene Skelettüberreste ragen die Felsen aus einem Massiv an schuppigen Gesteinsformationen und abgetragenem Geröll. Die Farben ausgetrieben, fotografisch dicht am Leblosen, am Überdauernden. Jemand beschrieb Camerons ruppige Gesteinsprobe von einer kessen Fortsetzung als 60 Kilometer lange Schotterstraße, die über holprige Irrwege nach Vietnam in einen nicht zu bändigenden Kammerspielkrieg führt, dessen viehische Monstrositäten sich aber nur gegen imperiale Kolonialmächte in ihrem eigenen Review zur Wehr setzen; zu einer Zeit noch, in der Marines durch ihre bloße testosterongeschwängerte Präsenz jeden Krieg im Keim ersticken konnten und prompt an der Ohnmacht ihrer Betriebsblindheit zugrundegehen.
Vielleicht kokettiert Camerons egomanisch überbordender Stoff- und Formtrieb tatsächlich mit einer militärisch-zackigen "Alien"-Neukonstruktion einschließlich dem großen Wink an die Pyrotechnik, die sich nunmehr, ästhetisiert von beißenden Dämpfen, fleischigen Feuerhintergründen und schmalen Lüftungsschächten, am Genuss labt, als dass sie am Subtext nagt. Aber dass aus einem vergleichsweise smarten Weltraumanzug ein fetter Frachtroboter wurde, vermag nicht zu täuschen, dass "Aliens" auch die ausschließlich rudimentär angezogenen Meta-Schrauben der Scott-Ikonographie fester an sich drückt: Die profitgenerierenden Großunternehmen im Hintergrund drängen sich vermehrt in den Vordergrund (als kapitalistische Analogie zur heutigen materiellen Gier kann man sie deuten).
Zwischen dem (arglistigen) Menschen und seiner (triebgesteuerten) Nemesis, einer für den Moment lediglich animalischen Jagd- und Schutzinstinkten geleiteten Spezies besteht vor allem kein entwicklungstechnischer Unterschied mehr, während Ripleys (psychologisch gefestigter: Sigourney Weaver) idealistischer Beschützerinstinkt vom Tierischen zum Zwischenmenschlichen schwappt – aus einer Katze wird ein (Ersatz-)Kind, und nichts zählt bei Cameron mehr, als eine hoffnungsvolle Botschaft in trauter Familienzusammengehörigkeit zu verkünden, nah vor dem Untergang. Das alles weitet sich zur intimen Genre-Mythologie über eine desillusionierte Frau, die alle geschädigten Erinnerungsleitungen kappen will, und deren schlafendes Gesicht sich romantisch über den Mond legt. Die nahezu zärtliche Geschichte einer erlösenden Selbstkasteiung, ausgerechnet am Ort des Leids, der Ursprungsquelle nimmersatter Alpträume.
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