Ein, sagen wir, alltäglich verlaufender Fortpflanzungsprozess scheint nicht das Ding von David Fincher zu sein. Damit fängt er in "Alien 3" an, wenn Sigourney Weaver das Monster nicht austragen darf. Nicht nur das: Sein erster Spielfilm verkörpert eine Geburtsstunde in mehrfacher Hinsicht, aber auch eine bleistiftfein ausschraffierte Skizze seiner mit religösen Versatzstücken, ebenso wie mit verengten Räumen operierenden defätistischen Weltsicht, wo sich gleichermaßen Gott wie Liebe abtrünnig dem "Kino des Zorns" beugen müssen, um unserem Zivilisationshaushalt den Spiegel vorzuhalten – und ihn schlussendlich mit Radikalität aufzuräumen, nicht weniger als dem Vorschlaghammer. Dass "Alien 3" seiner katastrophalen Produktionsgeschichte intervenierender Studiobosse wegen, selbst im merklich besseren Rohschnitt der inkohärenteste, da unkenntlich zerhackstückelte Teil innerhalb der Reihe bleibt, darf nicht verschleiern, dass ihm gerade der dramaturgisch aufgezwungene Vergleich mit dem Scott-Film das Genick bricht. So sehr Fincher die Mythologie mit Hilfe eigener künstlerischer Präferenzen zu erweitern gedachte, so schwer fällt es ihm, sich dem Original zu entziehen, indem er die Prämisse über das Organische, Maskuline und Psychosexuelle, das Abgeschottete unbewaffneter Hilfloser gegen ein höheres Wesen nahezu ausgiebig zitiert, Schlüsselszenen wie die "Kiddy-Szene" kopiert oder die Schlusseinstellung spiegelt. Ein Vergleich ist also weder unfair noch unpassend, sondern möglich. Und genau da versagt Fincher. Obgleich seine alptraumhafte Vision einer postapokalyptisch-versifften Industrie-, Kanal- und Ungezieferhölle rudimentär viel von dem in Worte buchstabiert, was Fincher später in ausformulierte Sätze packen wird, erreicht er nicht die Spannung des ersten Teils und nie das Drehbuch des zweiten.
Der melodramatische Höllenritt vom tragischen Schicksal zur eigens entschiedenen Selbstopferung durch ein System von rational handelnden und dem freien Willen unterstellten Menschen denn göttlicher Transzendenz (auch ein Fincher-Motiv) war ebenfalls nie zäher als in "Alien 3", einem Film ohne Leben, weil er sich für nichts so wirklich interessiert als für den Tod in christlicher Metaphorik, für keine Stringenz, keine Figuren (die wohl ambivalenteste stirbt nach wenigen vielversprechenden Dialogen), eher interessiert er sich für seinen ausgestellten Schmutz, der den Rest ins Schaufenster drängt. Und fest errichtete Gedankengebäude instabil macht: Die Idee des toten Ochsen, in dessen Körper dennoch ein Parasit heranwachsen kann und überdimensional herausschlüpft, widerspricht dem Kennengelernten, wonach mit dem Tod eines Menschen zugleich jener im Brustkorb eingenistete Organismus stirbt, der als sein Wirt fungiert. Parallelmontagen sowie subjektive Alien-Kamerasequenzen, die die finale Labyrinth-Jagd nichtsdestotrotz effektiv kontrastieren, sind nicht imstande, haarsträubendes Fremdschämen ("Drachen"), die Unlogik der Montage (zweimal kurz hintereinander wird der Vorschlag gleicher Anwesenden verbreitet, das "Biest" einzuschmelzen), dilettantisches CGI und den irritierenden Gore zu verdecken – ambitioniert zeigt Fincher die Autopsie Newts in einzelnen Kopfkinodetails, nur um wenige Szenen danach die blutigsten Shots der Reihe abzufilmen. Somit ist es der "Alien"-Film, der am schnellsten vergessen ist, der sich aber auch am holprigsten durchwurschtelt. Weavers fleischgewordene Sexualität inmitten von schwitzenden Fleischmaschinen allerdings, die fetzt, mit Glatze noch mehr.
4 | 10