aus meinem Tagebuch: Teil 5
Donnerstag 4. April 96. Mit der Sonne kommt auch wieder der Wind. Wir essen panierte Butterbrote.
Nach etwa sechzig Kilometer erreichen wir Djamaa. Da wir nun unabhängig sein wollen, tanken wir mal voll. Mehr als zweihundert Liter Benzin und etwas Wasser. Kurz vor der nächsten Strassensperre zweigen wir auf eine kleine Nebenstrasse ab. Noch einmal „davon gekommen“. Irgendwo überqueren wir eine Öl-Pipeline und machen Mittagsrast. Wir überlegen, ob wir der Pipeline nach Süden folgen sollten, und so Touggourt zu umfahren; oder gerade aus weiter? Wir beschliessen dann aber, geradeaus nach M’Rara und weiter zu fahren.
Mitten in M’Rara ist die Strasse zu Ende. Schäbige Häuser um einen staubiger Platz. Wir fragen nach dem Weg. Da kommt ein silbriger Peugeot angebraust und ein Mann mit ernster Mine und einer Pistole entsteigt der Karre. Und nimmt uns unsere Pässe ab. Bald darauf stehen wir vor der Polizeistation! Umringt von einem Dutzend Polizisten mit ebenso vielen Gewehren. Wie im Wildwest-Film. Die Obrigkeit berät nun, was mit uns geschehen soll? Möglichst ohne unnötige Umtriebe für sie. Sie beschliessen, uns in Djamma einer anderen Behörde weiterzureichen. Also rasen wir im Konvoi dahin.
Schon bald sitzen wir vor einem Kasernentor. Hinein dürfen wir nicht, was uns eigentlich ganz recht ist. Ich schaue durch eine Ritze in den Kasernehof. Da steht ein Häftling auf einem Bein und stemmt einen Stuhl in die Höhe, während ihn ein paar Beamte verhören.
Irgendwann kommt ein Uniformträger heraus zu uns und will die Namen unserer Eltern wissen. Dann verschwindet er wieder in der Kaserne. Der Häftling stemmt immer noch den Stuhl. Kurz vor 16 Uhr steht der Uniformierte plötzlich wieder da - und erklärt uns, dass wir nicht nach Ghardaia fahren dürften. Sonst aber überall hin; und dann wünscht er uns eine Gute Fahrt.
Ja - dann wollen wir mal los! Wir fahren nach Touggourt und wundern uns, dass jetzt plötzlich geht, was am Vormittag noch unmöglich schien. Wir wollen bei den Seen von Merjadja übernachten. Doch die Seen gibt es nicht mehr, hier sind jetzt Gemüsegärten. So fahren wir hinaus in die Wüste und übernachten etwa 20 Kilometer südlich von Touggourt.
Freitag 5. April 96. Gegen Mittag kommen wir nach Ouargla. Jetzt sind wir immerhin schon mehr als 300 Kilometer von der Grenze weg. Die Soldaten an der ortstypischen Strassensperre winken. Wir auch - und fahren durch. Im Stadtzentrum setzen wir setzen uns in ein Café. Herrlich. Wenige Kilometer hinter Ouargla beginnt nun eine schöne Piste, die uns weit nach Süden bringt. Mehr als 1'000 Kilometer, bis ins Hoggar. Nur Wüste, keine Siedlungen, keine Strassen, keine Strassenkontrollen.
Nach wenigen Minuten kommt ein Polizist mit strammem Schritt und einer speckigen Mütze – und nimmt uns unsere Pässe ab! Schon wieder. Uns so sitzen wir kurz darauf in einem armseligen Büro im Polizeipräsidium von Ouargla. Die übliche Fragerei nach dem wohin und woher? Man überlegt, telefoniert, klärt ab. Dann kommt man zum Schluss, dass wir nun nach Tunesien zurück reisen tuen. Man mache sich Sorgen um unsere Sicherheit - wobei! Algerien natüüürlich ein sehr sicheres Land sei, aber unsere Sicherheit sei ihnen doch das wichtigste. Und so weiter und so fort.
Als wir wieder draussen auf der Strasse sind, kommt uns ein Polizist nachgerannt. Er sagt uns mit klaren und einprägsamen Worten: «Wenn ihr auch nur einen Meter Richtung Ghardaia fährt, verstösst ihr gegen algerischer Recht. Au Revoir». Gleichzeitig fingert er an seiner Dienstpistole herum.
Na gut, fahren wir halt wieder nachhause. Einige Kilometer ausserhalb der Stadt fahren wir erst einmal in die Dünen und übernachten. Leo wickelt sein Didgeridoo aus ...
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Donnerstag 4. April 96. Mit der Sonne kommt auch wieder der Wind. Wir essen panierte Butterbrote.
Nach etwa sechzig Kilometer erreichen wir Djamaa. Da wir nun unabhängig sein wollen, tanken wir mal voll. Mehr als zweihundert Liter Benzin und etwas Wasser. Kurz vor der nächsten Strassensperre zweigen wir auf eine kleine Nebenstrasse ab. Noch einmal „davon gekommen“. Irgendwo überqueren wir eine Öl-Pipeline und machen Mittagsrast. Wir überlegen, ob wir der Pipeline nach Süden folgen sollten, und so Touggourt zu umfahren; oder gerade aus weiter? Wir beschliessen dann aber, geradeaus nach M’Rara und weiter zu fahren.
Mitten in M’Rara ist die Strasse zu Ende. Schäbige Häuser um einen staubiger Platz. Wir fragen nach dem Weg. Da kommt ein silbriger Peugeot angebraust und ein Mann mit ernster Mine und einer Pistole entsteigt der Karre. Und nimmt uns unsere Pässe ab. Bald darauf stehen wir vor der Polizeistation! Umringt von einem Dutzend Polizisten mit ebenso vielen Gewehren. Wie im Wildwest-Film. Die Obrigkeit berät nun, was mit uns geschehen soll? Möglichst ohne unnötige Umtriebe für sie. Sie beschliessen, uns in Djamma einer anderen Behörde weiterzureichen. Also rasen wir im Konvoi dahin.
Schon bald sitzen wir vor einem Kasernentor. Hinein dürfen wir nicht, was uns eigentlich ganz recht ist. Ich schaue durch eine Ritze in den Kasernehof. Da steht ein Häftling auf einem Bein und stemmt einen Stuhl in die Höhe, während ihn ein paar Beamte verhören.
Irgendwann kommt ein Uniformträger heraus zu uns und will die Namen unserer Eltern wissen. Dann verschwindet er wieder in der Kaserne. Der Häftling stemmt immer noch den Stuhl. Kurz vor 16 Uhr steht der Uniformierte plötzlich wieder da - und erklärt uns, dass wir nicht nach Ghardaia fahren dürften. Sonst aber überall hin; und dann wünscht er uns eine Gute Fahrt.
Ja - dann wollen wir mal los! Wir fahren nach Touggourt und wundern uns, dass jetzt plötzlich geht, was am Vormittag noch unmöglich schien. Wir wollen bei den Seen von Merjadja übernachten. Doch die Seen gibt es nicht mehr, hier sind jetzt Gemüsegärten. So fahren wir hinaus in die Wüste und übernachten etwa 20 Kilometer südlich von Touggourt.
Freitag 5. April 96. Gegen Mittag kommen wir nach Ouargla. Jetzt sind wir immerhin schon mehr als 300 Kilometer von der Grenze weg. Die Soldaten an der ortstypischen Strassensperre winken. Wir auch - und fahren durch. Im Stadtzentrum setzen wir setzen uns in ein Café. Herrlich. Wenige Kilometer hinter Ouargla beginnt nun eine schöne Piste, die uns weit nach Süden bringt. Mehr als 1'000 Kilometer, bis ins Hoggar. Nur Wüste, keine Siedlungen, keine Strassen, keine Strassenkontrollen.
Nach wenigen Minuten kommt ein Polizist mit strammem Schritt und einer speckigen Mütze – und nimmt uns unsere Pässe ab! Schon wieder. Uns so sitzen wir kurz darauf in einem armseligen Büro im Polizeipräsidium von Ouargla. Die übliche Fragerei nach dem wohin und woher? Man überlegt, telefoniert, klärt ab. Dann kommt man zum Schluss, dass wir nun nach Tunesien zurück reisen tuen. Man mache sich Sorgen um unsere Sicherheit - wobei! Algerien natüüürlich ein sehr sicheres Land sei, aber unsere Sicherheit sei ihnen doch das wichtigste. Und so weiter und so fort.
Als wir wieder draussen auf der Strasse sind, kommt uns ein Polizist nachgerannt. Er sagt uns mit klaren und einprägsamen Worten: «Wenn ihr auch nur einen Meter Richtung Ghardaia fährt, verstösst ihr gegen algerischer Recht. Au Revoir». Gleichzeitig fingert er an seiner Dienstpistole herum.
Na gut, fahren wir halt wieder nachhause. Einige Kilometer ausserhalb der Stadt fahren wir erst einmal in die Dünen und übernachten. Leo wickelt sein Didgeridoo aus ...
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