Algen sind das neue Schwarz: Mode aus Meeresalgen

Beim Baden stören sie oft und an Stränden sehen sie unästhetisch aus – doch Algen sind absolute Multitalente. Nur ein Bruchteil der vorkommenden Arten ist bisher wissenschaftlich untersucht, doch die Meerespflanzen könnten the next big thing unter den nachwachsenden Rohstoffen sein. Ihre wertvollen Inhaltsstoffe machen sie nicht nur als Nahrungsmittel, für die Bioenergiebranche oder für Kosmetik interessant, sondern auch für die Textilindustrie. Diese hat Algen als innovatives Material für grüne Mode entdeckt. Das Tolle: Selbst in Kleidungsstücken sind Algen noch gut für die Gesundheit.

Mikroalgen als natürliche Textilfarbe

Das Berliner Designerinnen-Duo Blond&Bieber zum Beispiel hat mit Mikroalgen in Pulverform herumexperimentiert und daraus Farbpigmente für Textilien entwickelt. „Algaemy“ hieß das Projekt, in dem die Designerinnen Baumwollstoffe nicht nur grün, sondern auch rot, braun und gelb färbten. Dass der Naturstoff ein Eigenleben hat, wurde zum Teil des Konzeptes. Das fertige Kleidungsstück verändert seine Farbe, wenn es viel in der Sonne getragen wird – zum Beispiel von grün zu blau – und erzählt so etwas über seinen Träger. Und im Gegensatz zu chemischen Textilfarben sind die Farben aus Algenpigmenten so natürlich, dass man sie sogar essen könnte, so das Duo.

Eco Fashion aus Algenfasern

Für die Mode sind Algen aber nicht nur als Farbstofflieferanten interessant. Sie sind auch ein spannendes Material für umweltfreundliche Kleidung. Stoffe mit Algenfasern können nachhaltiger hergestellt werden als reine Baumwollstoffe, da weder Ackerflächen, große Mengen an zusätzlichem Wasser noch Pestizide nötig sind. Das deutsche Unternehmen Smartfiber hat eine innovative Faser aus Braunalgen und Zellulose entwickelt: SeaCell. Die Algenblätter dafür werden vor der Küste Islands geerntet, wo Smartfiber nur den nachwachsenden Teil der Pflanze abschneidet. Die Blätter werden in einem natürlichen Verfahren getrocknet, gemahlen und in die Zellulosefasern eingearbeitet.

Stoffe mit Algen werden zu „Anti-Aging-Kleidung“

Das Ergebnis sind Kleidungsstücke, die atmungsaktiv, weich und dabei gesundheitsfördernd sind. Ihre Träger sollen von den Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen in den Algen profitieren, die durch die natürliche Hautfeuchtigkeit beim Tragen freigesetzt werden. Braunalgen mildern Entzündungen und Juckreiz, aktivieren die Zellregeneration und schützen die Haut vor freien Radikalen. Auch für Allergiker sind die Fasern gut verträglich. Nicht umsonst werden Algen in der chinesischen Medizin schon seit Jahrtausenden als Heilmittel genutzt.

Studierende des Fachbereichs „Mode und Textil“ an der TU Berlin haben letztes Jahr eine nachhaltige Modekollektion aus SeaCell-Stoff entworfen. Unter dem Motto „Sustainable Jerseys“ schneiderten sie T-Shirts, Jacken und Kleider. Und auf den Färöer-Inseln fand ebenfalls im letzten Jahr ein Designerwettbewerb mit Stoffen aus Meeresmaterialien statt. Ziel der „Blue Fashion Challenge“ war es, „blaue“ statt grüner Mode zu schaffen – aus Algen, aber auch aus Fischhäuten (die dort in großen Mengen als Abfallprodukte anfallen). Gewonnen hat die Designerin Sissal Kristiansen vom Label Shisa Brand mit einem Kleid aus Algenfasern und einer Tasche aus Fischleder. Sie zeigte, dass auch „blaue“ Mode außergewöhnlich und schön sein kann.

Grüne Mode braucht neue Materialien

Es gibt verschiedene Forschungsprojekte, die sich mit der industriellen Kultivierung von Algen beschäftigen. Können umweltfreundliche Algenfasern eines Tages vielleicht Baumwolle ersetzen? Im Moment wird hier noch experimentiert, eine Massenproduktion ist nicht in Sicht. Doch den weltweit wachsenden Kleiderkonsum werden auch umweltfreundliche Alternativen nicht langfristig decken können. Echte Nachhaltigkeit funktioniert am Ende eben nicht ohne bewussteren Konsum.

Algen sind das neue Schwarz: Mode aus Meeresalgen

Seacell Kollektion des Labels Funktion Schnitt

Mehr Infos:

https://subitec.com/de/ziele-der-mikroalgen-kultivierung

http://www.pflanzenforschung.de/de/journal/journalbeitrage/mikroalgen-der-rohstoff-der-zukunft-1260

https://www.funktionschnitt.de/pages/seacellhttp://www.dw.com/en/doing-your-bit-seaweed-fashion/av-39168641

https://www.mindbodygreen.com/articles/the-blue-fashion-challenge

http://fabriclink.com/university/Seaweed.cfm

http://www.alga-net.com/didyouknow/marinetextil.htm

http://www.lesouk.co/articles/tex-style-news/europe-invests-in-seaweed-fiber-farms-for-textile-production

http://blondandbieber.com/

https://www.shisabrand.com/


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