Am Sonntag, 14. Juli, hat die portugiesische Zeitung Expresso gemeldet, dass an Portugals Südküste die Reservierungen für den Sommer unter dem Niveau von 2018 liegen. Das Blatt beruft sich auf João Fernandes, Präsident des Tourismusverbands RTA. Nach dessen Worten ist die Situation vor allem darauf zurückzuführen, dass die Nachfrage bei französischen, deutschen, niederländischen und irischen Touristen geringer ist.
Kann die Algarve mehr deutsche Last-Minute-Urlauber anziehen?
Ähnlich sei die Lage in konkurrierenden Reisezielen wie Andalusien, auf den Kanarischen Inseln oder den Balearen, erläutert Fernandes. Ausnahmen beobachtet er in sich wieder erholenden Tourismusregionen wie der Türkei, Ägypten und Griechenland. Letzteres verfolgt nach Aussagen des Fremdenverkehrsexperten aus Faro eine „aggressive Preispolitik".
Fernandes berichtet über Preissenkungen für Flüge und Pauschalreisepakete im Rahmen von Last-Minute-Angeboten von Fluggesellschaften, Reiseveranstaltern und Hotels. Das kurbele derzeit die Algarve-Nachfrage an. Der Verbandspräsident rechnet damit, dass derartige Last-Minute-Offerten bis Ende August dafür sorgen werden, das Reservierungsniveau des Vorjahres zu erreichen.
Immer mehr Last-Minute-Urlauber
„Was wir an der Algarve sehen, ist, dass es bei Urlaubern immer kurzfristigere Reise-Entscheidungen gibt", so Fernandes. Als es Anfang Juli in den Herkunftsländern der meisten Algarve-Touristen Hitzewellen gab, habe das wiederholt zu Urlaubsstornierungen geführt, berichtet er. Und gibt sich für das Sommerwetter optimistisch: „Die Phase der größten Nachfrage könnte sich dann bis September, Oktober oder sogar November verlängern".
Wie Fernandes der portugiesischen Zeitung gegenüber sagte, hält er für den Rest des Tourismusjahres an der Algarve die Märkte Portugal, Spanien und Großbritannien für die erfolgversprechendsten - im letzteren Fall sogar trotz des angekündigten bevorstehenden Austritts Großbritanniens aus der EU (Brexit). Die abnehmende Zahl deutscher und niederländischer Algarve-Touristen führt der Experte auf eine Eintrübung der wirtschaftlichen Lage in deren Ländern zurück. "Die Deutschen unternehmen immer mehr Inlandsreisen, und genau wie die Niederländer beginnen sie sofort ihre Ausgaben zu drosseln, wenn sich die Wirtschaftslage abkühlt", will der Verbandspräsident beobachtet haben.
In der vergangenen Woche hatte der Algarve-Hotelverband AHETA berichtet, dass im Juni 2019 die stärksten Rückgänge von Übernachtungen bei den Niederländern (minus 12,7 Prozent), Franzosen (minus 12,5 Prozent) und Deutschen (minus 11,3 Prozent) zu verzeichnen seien. Dafür schliefen im Juni 8,7 Prozent mehr Portugiesen und 4,4 Prozent mehr Iren in den Hotelbetten der Algarve.
Nach Preiserhöhungen jetzt günstige Angebote für Last-Minute-Urlauber
Möglicherweise deutet sich auch eine Abwendung von den immer teurer gewordenen Hotels und ein Hinwendung zu selbst gebuchten Privatunterkünften an. Darauf weisen die jüngsten Zahlen des Algarve-Flughafens Faro hin. Er hat in den vergangenen zwölf Monaten fast drei Prozent mehr Fluggäste registriert - knapp neun Millionen. Für das erste Halbjahr 2019 betrug die Zuwachsrate sogar 6,8 Prozent, für das zweite Quartal fünf Prozent gegenüber den Vergleichszeiträumen von 2018.
Die Algarve-Hotels meldeten jedoch lediglich eine um 0,8 Prozent erhöhte Zimmerauslastung seit Jahresbeginn. Ihr Umsatz stieg hingegen um 3,2 Prozent. Das deutet darauf hin, dass die Preisschraube weiter nach oben gedreht wurde. Dies erkannt habend, scheinen die Tourismusverantwortlichen nun das Heil in günstigen Last-Minute-Angeboten zu suchen.
Seit Januar 2019 gut sieben Prozent weniger Übernachtungen von Deutschen
Am Montag, 15. Juli, veröffentlichte die portugiesische Statistikbehörde INE neuste Gesamtzahlen für die ersten fünf Monate von 2019. Sie bestätigen, dass die Tourismus-Aktivitäten im Land zwar weiter wachsen, zuletzt im Mai aber weniger stark. So wurden von Januar bis Ende Mai 6,6 Prozent mehr Gäste gezählt und 4,1 Prozent mehr Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum.
Nach diesen Angaben sanken in den ersten fünf Monaten von 2019 die Übernachtungen von Deutschen (minus 7,3 Prozent) und Franzosen (minus 2,4 Prozent) besonders stark. Die Übernachtungen von Briten in Portugal stiegen hingegen um 2,5 Prozent, die von Spaniern und Brasilianern sogar um jeweils neun Prozent. Noch höher waren die Zuwächse bei Polen, US-Amerikanern, Kandadiern und Chinesen.
Für die Algarve meldet INE für die Periode von Januar bis Mai dieses Jahres 2,4 Prozent mehr Übernachtungen von Ausländern und 3,8 Prozent mehr insgesamt. Die Gesamterträge nahmen danach um insgesamt 8,8 Prozent zu, die aus dem Beherbergungsgeschäft um 6,9 Prozent.