Algarve: Tourismusförderer kämpfen um die Macht

Von Alexander Kroll
An der Algarve prallen derzeit unterschiedliche Konzepte der Tourismusförderung aufeinander. Auslöser sind die Wahlen für die Präsidentschaft der internationalen Promotion-Agentur Algarve Tourism Association (ATA). Ambitionen auf Übernahme des Vorsitzes hat der neue Präsident der für Portugal und Spanien zuständigen regionalen Fremdenverkehrs-Organisation Região de Turismo do Algarve (RTA) geäußert.

Beide Einrichtungen residieren in Faro unter einem Dach, im selben, mit Spiegelglas verkleideten Hauptquartier. Das zwölfstöckige Gebäude wurde vor 25 Jahren eingeweiht.

Am Montag kündigte der neue RTA-Chef João Fernandes, erst seit Anfang Mai 2018 im Amt (siehe unsere Nachrichten-Meldung „ Algarve News: Neuer Präsident für Tourismusverband "), in einem Interview an, auch den Vorsitz der ATA mit ihren 360 Mitgliedern übernehmen zu wollen. Damit kommt es bei der für den 3. Dezember terminierten Wahl zu einer Kampfkandidatur. Denn der bisherige ATA-Präsident Carlos Luis gab am Dienstag in einer Pressemitteilung umgehend bekannt, erneut antreten zu wollen.

Tourismusförderung à la Fernandes

Fernandes sagt, er wolle die „Kluft" zwischen den beiden für die interne und externe Förderung der Region zuständigen Stellen überbrücken. Sie sollen dazu gebracht werden, "mit einer Stimme" zu sprechen, so Fernandes. Denn wenn man an internationalen Veranstaltungen teilnehme, sei es manchmal sehr schwierig, "die Trennung zwischen derjenigen Einheit, deren Aufgabe es ist, das touristische Produkt der Region zu strukturieren, und dem Verein, der für die Förderung der Region außerhalb der iberischen Halbinsel verantwortlich ist", zu erklären, so der RTA-Präsident.

Fernandes ist sich einer breiten Unterstützung seiner Kandidatur sicher, wie er sagte. Es gehe ihm darum, durch Synergieeffekte die knappen Ressourcen besser zu nutzen und mehr Effizienz und Verhandlungsmacht zu erreichen.

Fernandes kündigte an, die ATA-Mitglieder stärker in die Tagesarbeit einbinden zu wollen. Er sieht ferner die Notwendigkeit, sich auch mit anderen Tourismusregionen zu vernetzen. Ebenso wie die Algarve sei beispielsweise Madeira von dem Rückgang an Übernachtungen britischer Touristen betroffen, fügte er hinzu.

Tourismusförderung à la Luis

Luis erklärte, er wolle die ATA-Strategie fortsetzen, die Algarve als Ganzjahres-Destination zu fördern und die Vertretung und das Mitwirken aller Tourismusunternehmen bei der Entwicklung der Region gewährleisten. Die Ergebnisse dieser Strategie würden national und international anerkannt. Private Partner seien, unabhängig von Umsatz oder Sektor, an der Tourismusförderung breit beteiligt.

Luis, der seit Januar 2014 an der Spitze der ATA steht, erinnerte daran, dass die Satzung der Promotionagentur erst vor fünf Jahren einstimmig geändert worden sei, um eine stärkere Autonomie bei der Außenwerbung zu erreichen - unabhängig von politischen Einflüssen. Es mache keinen Sinn, den Weg der getrennten, aber abgestimmten Zuständigkeiten zu verlassen „und in die Vergangenheit zurückzukehren", unterstrich der amtierende ATA-Präsident. Luis verwies darauf, dass Synergien aus der Zusammenarbeit mit RTA schon immer vorhanden waren und auch in Zukunft bleiben werden. Der gegenteilige Vorschlag könne hingegen zu negativen Auswirkungen zum Beispiel auf die erfolgreiche Marketing-Partnerschaft mit dem Flughafen Faro und dessen Betreibergesellschaft ANA führen, sagte Luis.

Tourismusförderung der Algarve: Die Organisation RTA

Die Fremdenverkehrsorganisation Região de Turismo do Algarve (RTA) wurde 1970 per Gesetz mit der Mission betraut, die touristischen Interessen aller Bereiche der Südküste zu wahren. Sie widmet sich touristischer Promotion, Animation und Information in Zusammenhang mit Portugals wichtigster Ferienregion. In ihr gingen Tourismuskommissionen, Initiativkommissionen und die Tourismusgebiete mit ihren kommunalen Kommissionen oder Tourismusbehörden auf.

RTA steht also schon fast 50 Jahre im Dienst der Algarve, die häufig als beste Stranddestination Europas bezeichnet wird. Ihr Ziel ist es - so steht es auf der Webseite - den touristischen Wert der Algarve im Inland und im benachbarten Spanien zu erhöhen. Der gegenwärtige RTA-Präsident Joao Fernandes ist der 17. in der Geschichte der Organisation.

Tourismusförderung der Algarve: Die Organisation ATA

Die Algarve Tourism Association (Associação Turismo do Algarve, ATA) ist eine privatrechtliche Organisation in der Form eines gemeinnützigen Vereins. Ihre Ziel sind:
* die touristische Bekanntmachung und Förderung der Algarve und ihrer regionalen Produkte in allen Aspekten, zum Beispiel anhand von Studien und der Vorbereitung und Entwicklung von spezifischen Aktivitäten auf allen externen Märkten
* die Abstimmung zwischen staatlichen Behörden und regionalen privaten Akteuren hinsichtlich politischer Bestimmungen, Ziele und Strategien der touristischen Förderung der Algarve im Ausland.
Bei den verschiedenen internationalen Marketing-Aktivitäten der ATA stehen diese im Vordergrund:
- Beteiligung an den internationalen Hauptmessen des Sektors (z. B. Fitur, ITB Berlin, WTM, Vakantiebeurs, IGTM, EIBTM, IMEX und weiteren internationalen, spezifischen Veranstaltungen für jedes touristische Produkt)
- Organisation und Hilfe bei Informationsveranstaltungen für Reiseagenturen und Reiseveranstalter
- Organisation von Informationsveranstaltungen für die internationale Presse
- Organisation von Roadshows in den strategischen Märkten
- Organisation von Workshops mit Unternehmen der Algarve, an denen vor Ort auch internationale Reisemittler teilnehmen können
- Unterstützung für internationale Reisemittler bei Hardselling-Kampagnen
- Entwicklung von Kommunikations-Kampagnen auf internationalen Märkten (Fernsehen, Presse, Events, Außenwerbung auf Bussen, Taxen usw.).