Algarve sucht intensiv nach Thomas Cook-Alternative

Nach dem Zusam­men­bruch des ältes­ten Pau­schal­rei­se­ver­an­stal­ters der Welt sucht der Algar­ve-Tou­ris­mus inten­siv nach einer Tho­mas Cook-Alter­na­ti­ve. Springt zum Bei­spiel die Num­mer eins der Bran­che, TUI, in die Bre­sche? Und was macht der deut­sche Por­tu­gal-Spe­zia­list Oli­mar? Was soll­ten zudem Miet­wa­gen-Kun­den beach­ten?

Einen Tag nach der Plei­te des nach TUI größ­ten Rei­se­kon­zerns bedau­er­te der Tou­ris­mus­ver­band der Algar­ve, RTA, den Kon­kurs in einer offi­zi­el­len Stel­lung­nah­me. Zusam­men mit dem Flug­ha­fen Faro und Bran­chen­ver­bän­den wer­de inten­siv nach Lösun­gen gesucht, "um die Aus­wir­kun­gen die­ses Ereig­nis­ses auf den Tou­ris­mus in der Regi­on zu mini­mie­ren". Wir hat­ten in unse­rem Arti­kel "Tho­mas Cook-Plei­te: Algar­ve-Hotels befürch­ten Mil­lio­nen-Ver­lus­te" am Mon­tag­mit­tag über die unmit­tel­ba­ren Reak­tio­nen auf den spek­ta­ku­lä­ren Kon­kurs des größ­ten Rei­se­kon­zerns der Welt berich­tet.

Noch kein Wort zu Thomas Cook-Alternative TUI

Ob die Num­mer eins der Bran­che, der Rei­se­kon­zern TUI, bereit ist die Lücke zu fül­len, dazu gab es von RTA noch kei­ner­lei Hin­wei­se. Kreuz­fahrt­schif­fe von TUI Crui­ses steu­ern den Algar­ve-Hafen Por­timão an, Flug­zeu­ge von TUIf­ly star­ten und lan­den auf dem Algar­ve-Flug­ha­fen Faro. Der Kon­zern mit eige­ner Rei­se­agen­tur an der Algar­ve ist laut por­tu­gie­si­scher Web­sei­te Ver­trags­part­ner von 174 Algar­ve-Hotels. Über ihn kann man auch Feri­en­vil­len an Por­tu­gals Süd­küs­te buchen.

Oli­mar-Chef Mar­kus Zahn, von " Algar­ve für Ent­de­cker" um eine Stel­lung­nah­me gebe­ten, teil­te mit:

"Oli­mar steht auch beson­ders jetzt in stän­di­gem Aus­tausch und sehr engem Kon­takt mit der Tou­ris­mus­be­hör­de der Algar­ve und unse­ren Hotel­part­nern. Die Algar­ve ist für uns das wich­tigs­te Rei­se­ziel in Por­tu­gal. Hier geht es um Bade­gäs­te, aber nicht nur um Sun & Beach, son­dern auch um inter­es­san­te und authen­ti­sche Rei­sen ins unbe­kann­te Hin­ter­land. Das Rei­se­seg­ment umfasst somit Fami­li­en, Gol­fer, Aktiv­rei­sen­de, Kuli­na­ri­ker".

Tho­mas Cook sei einer der Ver­an­stal­ter mit einer gro­ßen Tra­di­ti­on an der Algar­ve gewe­sen, mit denen die Regi­on seit vie­len Jah­ren zusam­men­ar­bei­tet habe, stell­te RTA-Prä­si­dent João Fer­nan­des fest. Die Nach­richt vom Kon­kurs sei "natür­lich beun­ru­hi­gend, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die Schä­den, die dies eini­gen unse­rer Hotel­be­sit­zer zufü­gen könn­te", so der Chef von Turis­mo do Algar­ve.

Thomas Cook-Pleite: Algarve-Hotels verlieren bis zu zwei Millionen Euro

Der regio­na­le Hotel­ver­band AHETA bezif­fer­te die "besorg­nis­er­re­gen­den Geld­for­de­run­gen", auf denen Mit­glieds­un­ter­neh­men nach der Tho­mas Cook-Plei­te wohl voll­stän­dig sit­zen­blei­ben wer­den, auf "zwi­schen 800 Euro und zwei Mil­lio­nen Euro im Ein­zel­fall". Die Sum­me stei­ge laut ein­ge­hen­den Mel­dun­gen stän­dig an. Man wis­se auch von For­de­run­gen von Lebens­mit­tel-Lie­fe­ran­ten, Trans­fer-Ser­vices und Miet­wa­gen-Unter­neh­men, obwohl man die­se nicht ver­tre­te. AHE­TA-Prä­si­dent Eli­der­i­co Vie­gas for­der­te in einem Zei­tungs­in­ter­view bereits einen finan­zi­el­len Aus­gleichs­fonds der por­tu­gie­si­schen Regie­rung.

Der Tou­ris­mus­ver­band RTA ver­such­te gleich­zei­tig, die Dimen­si­on der Aus­wir­kun­gen zu rela­ti­vie­ren. Trotz der lang­jäh­ri­gen Bezie­hung sei Tho­mas Cook zuletzt nicht mehr der wich­tigs­te Rei­se­ver­an­stal­ter für die Süd­küs­te Por­tu­gals gewe­sen: "Das Gewicht, das die­ses Unter­neh­men im Tou­ris­mus in der Regi­on hat­te, war zum Schluss viel gerin­ger als in der Ver­gan­gen­heit", argu­men­tier­te Fer­nan­des. Der Kon­zern , der bereits ein­mal Hotels an der Algar­ve besaß, habe zuletzt sich auf den Ver­kauf inte­grier­ter Pake­te von Unter­künf­ten und Flug­rei­sen kon­zen­triert.

Gesucht wird Thomas Cook-Alternative, die für mindestens 10.000 Passagiere sorgt

Fer­nan­des sprach in sei­ner neu­en Stel­lung­nah­me von 10.000 Flug­pas­sa­gie­ren pro Jahr, die durch Tho­mas Cook an der Algar­ve gelan­det sei­en. Ges­tern war von 20.000 Flug­gäs­ten die Rede gewe­sen. Es han­de­le sich um 0,2 Pro­zent des gesam­ten Besu­cher­stroms, der mit dem Flug­zeug in Faro ankom­me, ergänz­te der Tou­ris­mus­ma­na­ger. Das sei also "kei­ne sehr bedeu­ten­de Men­ge". Auch AHE­TA-Prä­si­dent Vie­gas stimm­te zu: "Es ist klar, dass das Aus­maß des Kon­kur­ses von Tho­mas Cook in Län­dern wie der Tür­kei, Tune­si­en, Spa­ni­en oder Ägyp­ten so alar­mie­rend ist, dass wir an der Algar­ve damit nicht ver­gleich­bar sind, son­dern eher Pea­nuts dar­stel­le", sag­te er. Den­noch gehe es ums Über­le­ben klei­ner Unter­neh­men, die nun unter hohen Schul­den ächz­ten.

Turis­mo do Algar­ve ließ wis­sen, dass in einer Sofort­hil­fe-Maß­nah­me dar­an gear­bei­tet wer­de, die Auf­nah­me- und Rück­kehr­be­din­gun­gen für Tou­ris­ten zu gewähr­leis­ten, die der­zeit in der Urlaub mach­ten und von die­ser Situa­ti­on betrof­fen sei­en. "Wir spre­chen von ins­ge­samt knapp 500 Per­so­nen. Des­halb glau­ben wir, dass dies kein kom­pli­zier­ter Vor­gang sein wird", sag­te der Ver­bands­prä­si­dent. Die Algar­ve ver­fü­ge über meh­re­re Ver­an­stal­ter und Flug­ge­sell­schaf­ten, wel­che direk­te Ver­bin­dun­gen zu den wich­tigs­ten Flug­hä­fen in Groß­bri­tan­ni­en, Deutsch­land und den Nie­der­lan­den garan­tie­ren. Dies sind nach RTA-Anga­ben die Haupt­märk­te, mit denen Tho­mas Cook zusam­men­ar­bei­te­te.

Lockmittel für Thomas Cook-Alternative ist gemeinsames Marketing

Gleich­zei­tig ver­stärkt der Turis­mus­ver­band sei­ne Bemü­hun­gen, um die Ver­lus­te aus dem Kon­kurs von Tho­mas Cook zu decken. Als Stra­te­gie nann­te Fer­nan­des unter ande­rem die Inten­si­vie­rung der Ver­hand­lun­gen mit ande­ren Rei­se­ver­an­stal­tern, die das bis­her von dem in Kon­kurs gegan­ge­nen bri­ti­schen Welt­kon­zern genutz­te Markt­seg­ment bedie­nen könn­ten.

Fer­nan­des schwebt die Durch­füh­rung gemein­sa­mer Mar­ke­ting­kam­pa­gnen vor, "um das Poten­zi­al des Ange­bots der Regi­on zu för­dern" und den Ver­kauf des Rei­se­ziels zu stei­gern. "Wir erwar­ten, dass vie­le der der­zei­ti­gen Kun­den von Tho­mas Cook sehr bald in der Lage sein wer­den, bei kon­kur­rie­ren­den Unter­neh­men und Betrei­bern ein Ange­bot zu fin­den", so der Prä­si­dent von Turis­mo do Algar­ve zuver­sicht­lich.

Thomas Cook GmbH setzt länger aus

Unter­des­sen ver­län­ger­te die Tho­mas Cook GmbH in Deutsch­land mit ihrer "Not­ge­schäfts­füh­rung" die Frist, bis zu der Kun­den ihre Rei­se nicht antre­ten kön­nen, "da sie weder von Air­line noch Hotel als Gast akzep­tiert wer­den", wie es auf der Web­sei­te am Diens­tag, 24. Sep­tem­ber, heißt. Jetzt gilt der Stopp bis 26. Sep­tem­ber. Am Mon­tag war noch ledig­lich vom 23. und 24. Sep­tem­ber die Rede gewe­sen.

Alle Gäs­te mit Abrei­sen am 24., 25. und 26. Sep­tem­ber wür­den kon­tak­tiert, ver­sprach das Unter­neh­men. Es bit­tet die Kun­den wei­ter­hin, davon abzu­se­hen, selbst in den Call­Cen­tern von Tho­mas Cook anzu­ru­fen.

Buchun­gen der fol­gen­den wei­te­ren Ver­an­stal­ter sei­en nicht betrof­fen vom Tho­mas Cook-Kon­kurs und soll­ten sich bei Rei­se­fra­gen direkt an den jewei­li­gen Ver­an­stal­ter wen­den:

  • Der­tou­ris­tik Grup­pe (Dertour/Meiers/ITS/JAHN)
  • FTI-Grup­pe (5vor Flug/BigXTRA/FTI)
  • Schau­ins­land Rei­sen
  • TUI-Grup­pe
  • LMX Rei­sen
  • VTOURS
  • AMEROPA
  • All­tours (inkl Bye­bye)
  • ETI Rei­sen
  • L'TUR
  • TROPO
  • OLIMAR
  • HLX
  • TOUR VITAL
  • Cen­ter­parcs
  • Kiwi­tours
  • Aldia­na

Mietwagen-Kunden sollten nach der Thomas Cook-Pleite dies beachten

Von der Insol­venz des bri­ti­schen Rei­se­ver­an­stal­ters Tho­mas Cook sind auch vie­le deut­sche Tou­ris­ten betrof­fen, die einen Miet­wa­gen als Teil einer Pau­schal­rei­se gebucht hat­ten. Die­se wür­den das Auto "even­tu­ell nicht mehr erhal­ten", berich­te­te die deut­sche Platt­form billiger-Mietwagen.de. Betrof­fe­ne Kun­den soll­ten dann Kon­takt mit der Insol­venz­ver­si­che­rung auf­neh­men, die auf dem Siche­rungs­schein der Pau­schal­rei­se genannt sei.

"Die meis­ten Kun­den unse­rer Platt­form sind nicht mit Pau­schal­rei­sen unter­wegs, son­dern haben ihre Rei­se­bau­stei­ne, zum Bei­spiel Flug plus Feri­en­woh­nung plus Miet­wa­gen, selb­stän­dig gebucht", berich­te­te Pres­se­spre­cher Frie­der Bech­tel. Für den Fall, dass Kun­den ihren Miet­wa­gen spon­tan wegen der Insol­venz nicht abho­len könn­ten, frü­her abge­ben müss­ten oder ver­län­gern müss­ten, bis sie zurück­flie­gen könn­ten, gibt er die­se von Miet­wa­gen-Bro­kern erhal­te­ne Rück­mel­dun­gen wei­ter:

* Bei kurz­fris­ti­gen Stor­nie­run­gen wegen Flug­aus­fall haben die Miet­wa­gen-Anbie­ter ange­kün­digt, so kulant wie mög­lich vor­zu­ge­hen und nicht genutz­te Miet­wa­gen­ta­ge nach Mög­lich­keit voll­stän­dig zu erstat­ten.
* Bei Ver­län­ge­rung der Fahr­zeug­mie­te soll der schon gel­ten­de Tages­preis ohne Zuschlä­ge ange­wandt wer­den.
* Es ist hilf­reich, wenn Kun­den bei kurz­fris­ti­gen Anlie­gen direkt mit den loka­len Miet­wa­gen-Sta­tio­nen Kon­takt auf­neh­men.
* Soll­ten Stor­no-Gebüh­ren anfal­len, kön­nen die Kun­den prü­fen, ob ihre Rei­se­ver­si­che­rung oder der Insol­venz­ver­si­che­rer die­se Kos­ten abdeckt. Dazu kon­tak­tie­ren die Kun­den am direkt die ent­spre­chen­de Ver­si­che­rung.

Jeder Ein­zel­fall müs­se lei­der sepa­rat geprüft wer­den, so Bech­tel: Die ers­ten Rück­mel­dun­gen von Kun­den zei­gen aber, dass die Anbie­ter kulant vor­ge­hen".

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