Jüngstes Beispiel ist der Fußgängertunnel Rotunde dos Dois Mundos an der Avenida dos Descobrimentos, einer der Hauptzufahrtstraßen von Albufeira. Hier hat die Stadtverwaltung den örtlichen "Street Artist" Filipe Neves (Künstlername: ASUR) eingeladen, den städtischen Raum zu verschönern.
Urbane Kunst greift an der Algarve oft maritime Motive auf
"The Ocean Wall" ist der Titel, den der bekannte Algarve-Künstler seinem jüngsten Werk gegeben hat - ein echtes Meer, das da in das Herz der Stadt eindringt und ihm zu neuer Lebendigkeit verhilft. Den Anstoß dazu gab die schiere Notwendigkeit, den Anstrich des beschädigten Fußgängertunnels zu erneuern. Die unterirdische Passage verbindet das Stadtzentrum mit der Grün- und Freizeitfläche Parque do Ribeiro. Auch heller sollte der Durchgang werden, so der Wunsch der Stadtverwaltung. Denn hunderte von Einwohnern und Touristen nutzen ihn jeden Tag.
Ana Pífaro, zuständige Kultur-Referentin der Touristenhochburg, betont, dass "das Projekt neben der Stadtsanierung selbst auch als eine Hommage an die traditionelle Fischerei in der Kommune" dient. Das entstandene Werk ASURs ist von der Arbeit "Gente de Mar" inspiriert ist, welche Albufeira vor zehn Jahren anlässlich des nationalen Fischertages in Auftrag gab.
500 Dosen Farbspray für urbane Kunst in Albufeira
Der Künstler verbrauchte 500 Dosen Farbspray, um auf einer Fläche von 700 Quadratmetern seine maritim beeinflussten Motive aufzusprühen. Das Ergebnis ist in Sichtweite der traditionellen Fischerboote zu bestaunen, unter denen es kaum eines gibt, das nicht der Schutzheiligen Nossa Senhora da Orada gewidmet ist. Die Szenen zeigen Fischer bei der Arbeit, aber auch allerhand Meereslebewesen. Auf der Webseite der Stadt Albufeira und in den sozialen Netzwerken löste das Werk viele, meistens positive Kommentare aus.
Die Stadtverwaltung bat den Künstler auch, die Rotunde dos Golfinhos zu bemalen. Auch sie ist dank ARUS nun schöner anzusehen. Für beide Projekte nahm die Kommune fast 39.000 Euro in die Hand.
Algarve-Spezialist für urbane Kunst ist weltweit gefragt
ASUR in der gesamten Region für die besondere Ästhetik und den starken Realismus seiner Bilder bekannt. Weitere Werke von ihm sind zum Beispiel an den Fassaden der Wachen der freiwilligen Feuerwehren in Albufeira und Silves zu sehen sowie im gesamten Ensemble der alten Konservenfabriken von Olhão. Begegnen kann man Bildern des künstlerischen Sprayers Filipe Neves aber auch im Ausland, so etwa in Amsterdam, Mailand, Frankfurt/Main, Bangkok, Osaka sowie auf Bali und im Kosovo.
Viel urbane Kunst findet der Portugal-Liebhaber übrigens auch im Museumsviertel von Cascais bei Lissabon. Dort widmet sich seit 2017 das Museu de Arte Urbana e Contemporânea de Cascais (MARCC) der Street Art. Es gibt dort rund 250 Werke des portugiesischen Künstlers Vhils (Alexandre Farto) zu sehen, aber auch Werke anderer Vertreter dieser Kunstrichtung. Vhils hat eine besondere Technik: Er fräst seine Werke mit einem Bohrer in die Hauswände und sprengt Löcher ins Gestein, um außergewöhnlich große Porträtbilder zu kreieren.
In Lissabon hat Vhils 2017 zusammen mit dem Street Art-Künstler Shepard Fairey aus den USA zwei Wohnhäusern in Lissabon ein neues Gesicht geschenkt. In der Rua Senhora da Glória sprühten die beiden das Gesicht einer Frau auf den Giebel eines mehrstöckigen Gebäudes. Der Amerikaner schuf zudem n der Rua Natália Correia das Bild einer uniformierten Frau, die ein Gewehr in der Hand hat, in dessen Lauf eine Blume steckt. Damit spielt der Künstler auf die so genannte Nelkenrevolution 1974 in Portugal an. Damals steckte die Bevölkerung aufständischen Soldaten Nelken in die Gewehrläufe.
Urbane Kunst greift sogar Sportthemen auf
2018, zur Fußball-Weltmeisterschaft, beeindruckte zudem die Algarve-Stadt Portimão mit einem Werk des Street Art-Künstlers João Samina. Wir berichteten in unserem Artikel "Fußball-WM: Algarve träumt vom Sommermärchen". Schräg gegenüber dem Rathaus sprühte der Künstler auf die Fassade eines abbruchreifen Wohnhauses in Graffiti-Manier bekannte Gesichter portugiesischer Fußballstars: In grau, schwarz und rot stehen neben CR7-Superstar Cristiano Ronaldo auch der aus Portimão stammende João Moutinho, Bernardo Silva und William de Carvalho. Eine Woche hatte der bekannte Künstler für die Ausarbeitung des Konzepts und der Schablonen gebraucht, fünf Tage für das Bemalen. Einige Jugendliche aus der Stadt unterstützten Samina dabei.