Covid-19: Alarm an der Algarve
So etwas nennt man ungünstigen Zeitpunkt. Während das ganze Land auf die 2. Phase der Öffnung zusteuert, zeigen sich die Gesundheitsbehörden besorgt über die aktuelle Lage an der Algarve. Mit 112 Covid-19-Fällen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen liegt die Region weit vor den Werten im Norden (53), Zentrum (49), Großraum Lissabon (73) und Alentejo (72). Auch der sogenannte R‑Wert, der die Ansteckungsrate misst, liegt hier mit 1,19 deutlich über den nationalen Wert von 0,97. Als Richtgröße für Lockerungen hatte die Regierung eigentlich unter 1 vorgegeben. Damit befindet sich die Algarve bereits im roten Bereich der offizielle Risikomatrix.
Ein Grund für die negative Entwicklung sind die dramatischen Corona-Ausbrüche auf Baustellen in und um Portimão. Anfang April war von 89 positiven Fällen die Rede, tägliche sollen 20 neue dazu kommen, meldete Diário de Notícias. Die Stadtverwaltung setzt deshalb ihre Massentestkampagne fort, nicht nur im Bausektor, sondern auch bei städtischen Diensten, Taxifahrern, Bäckern, Haushaltshilfen, Wachleuten, Fischern, Einzelhändlern.
Portugal bremst Ostertourismus aus
Eine neue Einreiseverordnung der portugiesischen Regierung sorgt aktuell für Konfusion. Sie gilt zunächst bis zum 15. April und soll offenbar einen Touristenansturm à la Mallorca über die Osterferienzeit verhindern. Die Regelung untersagt nicht notwendige bzw. nicht essenzielle Einreisen nach Portugal aus europäischen Ländern mit einer Inzidenz über 150 Fällen pro 100 000 Einwohner in den letzten 14 Tagen. Das würde auch Deutschland betreffen. Gleichzeitig definiert das Dekret aber Reisen aus EU-Staaten, egal aus welchem Grund als „essenzielle Reisen".
Was sind wesentliche Reisen?
In Übereinstimmung mit der Verordnung zur Festlegung der Luftverkehrsbeschränkungsmaßnahmen werden die Reisen der folgenden Personen als wesentlich angesehen:
- Staatsangehörige der Europäischen Union, Staatsangehörige der mit dem Schengen-Raum assoziierten Staaten und deren Familienangehörige, Staatsangehörige von Drittstaaten mit rechtmäßigem Aufenthalt in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union;
- Drittstaatsangehörige, die aus beruflichen Gründen, zum Studium, zur Familienzusammenführung, aus gesundheitlichen oder humanitären Gründen reisen.
Quelle: Außenministerium Portugal
Diverse Reisemagazine und sogar auch das Auswärtige Amt haben aus der Verordnung ein Verbot für touristische Einreisen interpretiert. Nach Gesprächen dieser Redaktion mit diversen Experten scheint aber festzustehen: Es gibt de jure kein Einreiseverbot, z.B. für deutsche Touristen. De facto geht es aber darum, Reisen über die Osterfeiertage einzudämmen und unattraktiv zu gestalten, wie Olimar-Chef Markus Zahn gegenüber dem Fachmagazin „FVW" sagte. Mehrfach wird in deutschen Tourismusmedien auch Sandra Lorenz, Produktmanagerin von Turismo de Portugal zitiert, die es sehr klar ausdrückte: „Es geht darum, die Pandemie zu kontrollieren und nicht wieder einen Lockdown vollziehen zu müssen."
Covid-19: Grenze bleibt geschlossen
Seit dem 31. Januar ist die Grenze zwischen Spanien und Portugal für den touristischen Verkehr geschlossen. Spanien wird die Grenzkontrollen mit Portugal mindestens bis 16. April aufrechterhalten, so die Regierung in Madrid. Ausnahmen an den 16 erlaubten Grenzübergängen sind der internationale Güterverkehr, Pendler und Saisonarbeiter, Not- und Rettungsfahrzeuge sowie Rettungsdienste. "Die epidemiologische Situation in Spanien und Portugal rät zur Aufrechterhaltung von präventiven Maßnahmen zur Einschränkung der Mobilität innerhalb des Territoriums und dementsprechend wurde nach Konsultationen mit den portugiesischen Behörden beschlossen, die Kontrollen an der Landgrenze zwischen beiden Ländern über die Karwoche hinaus aufrechtzuerhalten", heißt es in der Anordnung des spanischen Innenministeriums. Portugals Ministerpräsident Antonio Costa bestätigte am vergangenen Donnerstag, dass die Grenze nach Spanien bis auf Weiteres geschlossen bleibt, mit den „bekannten und praktizierten Ausnahmen".
Seit Januar haben die Grenzbehörden 750.000 durchreisewillige Personen überprüft, 6000 davon wurde die Einreise nach Portugal verwehrt, darunter 31 Flüchtige, die per Haftbefehlt gesucht wurden.
Covid 19: Kosten für Coronahilfen "explodieren"
In den Touristen-Hotspots der Algarve Albufeira, Portimão und Loulé explodieren die Kosten für die Abfederung der sozialen Einschnitte der Corona-Pandemie. Nach Angaben des Instituts für Beschäftigung und Berufsausbildung (IEFP) entfielen im Februar 52% der 33.459 in der Region registrierten Arbeitslosen auf die drei Städte. In Albufeira zum Beispiel ist die Unterstützung für "Miete", "Lebensmittel" und "Medikamente" für Bedürftige "exponentiell gestiegen", erklärte Bürgermeister José Carlos Rolo (Foto). Alles in allem würden sich derartige Ausgaben auf 17 bis 18 Millionen im Jahr summieren. Deshalb müssten andere Aufgaben wie Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur aufgeschoben werden. Der Bürgermeister von Loulé Vítor Aleixo bezifferte die Auswirkungen der Maßnahmen zur Bekämpfung der sozioökonomischen Folgen von Covid-19 auf das Budget der Gemeinde auf "10 Millionen Euro". Isilda Gomes, Bürgermeisterin von Portimão, muss dafür die Stadtkasse mit etwa sechs Millionen Euro belasten.
Verkehrsbericht: Weniger Bußgelder und weniger Verkehrstote
Zumindest im Straßenverkehr sorgt Corona für gute Nachrichten. Nach dem Jahresbericht der Nationalen Behörde für Verkehrssicherheit (ANSR) sank dank geringerer Mobilität die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 25 %, die Zahl der Toten und Schwerverletzten ging um 20 % zurück. Laut ANSR gab es im Jahr 2020 auch einen Rückgang des Kraftstoffverbrauchs auf den Straßen um 14,4 % im Vergleich zu 2019. 2020 wurden, so der Bericht, insgesamt 112,8 Millionen Fahrzeuge kontrolliert und Bußgelder von rund 1,2 Millionen Euro verhängt. Das ist ein Rückgang von 6, 9% gegenüber 2019. Knapp 63% aller registrierten Verkehrsdelikte waren Geschwindigkeitsüberschreitungen, ein Zuwachs von 14,5 Prozent. Dieser Anstieg ist auf den verstärkten Einsatz von Radarkontrollen zurückzuführen. Die Polizei erwischte 2020 außerdem 18,7% mehr Fahrer ohne Führerschein.
Kontroverse Brücke in Tavira eröffnet
Am vergangenen Dienstag wurde in Tavira nach längerer Verzögerung eine umstrittene neue Brücke für Autos, Fussgänger und Fahrräder über den Gilão-Fluss offiziell eingeweiht. Das 1,4 Millionen-Euro- Projekt soll in Verbindung mit anderen Eingriffen, darunter der Requalifizierung der Ufer, "die Attraktivität der Stadt aufwerten", so die Stadtverwaltung. Der Bau hatte im Vorfeld für Diskussionen gesorgt. Die Bürgerinitiative Tavira Sempre bemängelte die mangelnde Beteiligung der Bevölkerung und beklagte, dass die Brücke nicht zur charakteristischen Architektur der Stadt passen und nur mehr Autos in das historische Zentrum bringen würde.
Iberische Halbinsel: Die Zukunft ist trocken
Der Umweltverband Associação Natureza Portugal ( ANP) warnt vor zunehmender Trockenheit auf der Iberischen Halbinsel. Er fordert eine engere Kooperation zwischen Spanien und Portugal, um den erwarten Folgen des Klimawandels zu begegnen. Die Prognose: „Alle Klimamodelle bestätigen eine Verringerung der Niederschläge mit einem konsequenten Anstieg der Durchschnittstemperaturen, was zu einer größeren Evapotranspiration (Gesamtverdunstung) führt", so die Umweltschützer. Sie rechnen bis 2050 mit einer dramatischen Verringerung der Wassermengen „im Boden, in Flüssen und im Grundwasser". Damit werde es „für Pflanzen und Tiere schwieriger, ihren Wasserbedarf zu decken. Für den Menschen wird es eine Herausforderung sein, genügend Wasser zur Verfügung zu haben, um den derzeitigen Lebensstil aufrechtzuerhalten", sagt die Organisation, die damit verbunden auch ein Artensterben befürchtet. Auf der Iberischen Halbinsel seien schon 52 Prozent der Arten gefährdet.