Algarve News und Portugal News aus KW 26/2020: Covid-19: Das geteilte Land | Warten auf die Briten | Wieder illegale Parties | Corona-Tests am Flughafen Faro? | Portugal: Nachfrage nach Häusern steigt | Algarve: Arbeitslosigkeit wächst rasant | Nachrichten aus Polizei und Justiz - unser Wochenrückblick mit interessanten Nachrichten!
Covid-19: Das geteilte Land
Am 1. Juli tritt Portugal in eine neue Phase des Lockerungsprozesses ein. Die aktuelle Entwicklung der Corona-Lage führt allerdings zu einer Dreiteilung im Land. Der größte Teil des portugiesischen Festlands geht in den „Alarmzustand" über, während im Großraum Lissabon weiterhin die Katastrophen-Situation gilt. 19 Gemeinden im Bereich der Kreisverwaltungen Amadora, Odivelas, Loures, Sintra und Lissabon kehren in den „Katastrophenfall" zurück, mit den entsprechend rigiden Einschränkungen. Die Bewohner der betroffenen Gemeinden in der Umgebung der Hauptstadt werden demnach nur noch aus dem Haus gehen dürfen, um Einkäufe zu tätigen, zur Arbeit zu fahren oder einen Arzt aufzusuchen. Zusammenkünfte über 5 Personen sind verboten. Die Regierung hat die Polizei per „Reglement für Verwaltungsverstöße" ermächtigt, Verletzungen der Corona-Maßnahmen mit hohen Geldstrafen zu belegen. Bei Einzelpersonen werden zwischen 100 und 500 Euro fällig, bei juristischen Personen 1.000 bis 5.000 Euro.
Premierminister Antonio Costa appellierte in diesem Zusammenhang an das portugiesische Volk: „Sie alle sollten sich darüber im Klaren sein, wie wichtig diese verstärkten Anstrengungen sind. Covid-19 ist nicht verschwunden und wird auch nicht verschwinden, bis es ein Medikament oder einen Impfstoff gibt. Der wirksame Weg, um diese Pandemie zu kontrollieren, besteht darin, wann immer möglich zu Hause zu bleiben und stets den körperlichen Abstand, die Schutznormen und die Hygienestandards einzuhalten. "
Die aktuellen Maßnahmen hat Afpop in der folgenden Tabelle dankenswerterweise auf Deutsch zusammengefasst.
Tourismus wartet auf die Briten
Kommen sie oder kommen sie nicht? Morgen will Premierminister Boris Johnson eine Liste mit so genannten „sicheren Reisezielen" veröffentlichen. Rückkehrer aus diesen Staaten können die 14-tägige Quarantänepflicht vermeiden. Britische Medien hatten in den letzten Tagen übereinstimmend berichtet, dass Portugal angesichts der aktuellen Entwicklung in Lissabon von der Liste - auf der u.a. Spanien und Italien stehen - gestrichen worden sein soll.
Die Tourismusverantwortlichen Portugals sind aber weiter optimistisch und setzen auf den „gesunden Menschenverstand". Die portugiesische Regierung hat bei den britischen Behörden aktiv Lobbyarbeit betrieben, um einen "Luftkorridor" nach Portugal zu öffnen. Immerhin waren 2019 2,5 Millionen Briten in Portugal zu Gast, auf die fast 20% der Übernachtungen von Ausländern entfielen.
In einem Gespräch mit dem Fernsehsender SIC betonte João Fernandes, Präsident des Tourismusverbandes der Algarve, die außergewöhnlich niedrige Zahl der Infektionen und Todesfälle an der Algarve. In der Region seien nur 1,4% der Fälle des Landes und "weniger als 1% der Todesfälle" registriert. Auch Portugals "Zahl der Todesfälle" insgesamt stehe weit unten auf der Liste der europäischen Länder und sei weit niedriger als in Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland - die alle vom Vereinigten Königreich wahrscheinlich als "sicher" eingestuft werden.
Auch in Großbritannien selbst stößt die Quarantäneregelung zunehmend auf Widerstand. Drei Fluggesellschaften - British Airways, easyJet und Ryanair - fechten die Verhängung der Quarantäne durch die britische Regierung vor Gericht an, mit der Begründung, dass es sich um eine "unverhältnismäßige" Gesetzgebung handele. 400 der größten Reise- und Gastgewerbeunternehmen in Großbritannien fordern derweil, zusätzlich zur Quarantäneregelung das gesamte „Luftkorridor-Konzept" zu streichen.
Illegale Parties verschärfen Corona-Krise
Die Polizeibehörden haben in Barão de São João ( Lagos) und Albufeira weitere illegale Parties unterbunden. In beiden Fällen überstieg die Zahl der Teilnehmer die erlaubten 20. In Barão de São João gab es "Livemusik" und die Bürger waren auf der Straße und "auf der Esplanade, wurden neben einer Trinkhalle alkoholische Getränke konsumiert ", teilte die GNR in einer Erklärung mit. In Albufeira zerstreute die Polizei eine Straßenparty von mehreren Dutzend Jugendlichen. Auch aus anderen Landesteilen werden zunehmend illegale Zusammenkünfte gemeldet. So musste die Polizei am vergangenen Donnerstag in einer Villa in Comporta (Region Setubal) eine illegale Party mit etwa 40 Personen auflösen. Erst vor kurzem hatte eine illegale Familienfeier mit über 100 Gästen in der Nähe von Lagos sogar für internationales Aufsehen gesorgt. Die Zahl der in der Folge an Covid-19 erkrankten Menschen ist mittlerweile auf über 120 angestiegen.
Bürgermeister fordert Tests am Flughafen Faro
Der Flugverkehr an der Algarve nimmt wieder „Fahrt" auf. Seit dieser Woche bieten u.a. TUI und Eurowings wieder verstärkt Flüge aus Deutschland an, u.a. aus Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart, Köln und Hamburg. Transavia hat ihre Verbindungen von Rotterdam, Eindhoven, Paris, Montpellier, Lyon und Nantes aus intensiviert. Air France, British Airways und Jet.2com werden ab 1. Juli Faro wieder verstärkt anfliegen. Ryanair hat angekündigt, ab 1. Juli im Rahmen des Sommerflugplans 37 Strecken von/nach Faro wieder aufzunehmen.
"Die allmähliche Wiederaufnahme der Flugverbindungen mit der Algarve ist ein positives Zeichen für den Tourismus in der Region, für das wirtschaftliche und soziale Gefüge - und vor allem ein Beweis dafür, dass man uns in den Augen anderer Länder als sicheres Reiseziel wahrnimmt", unterstreicht João Fernandes, Präsident von Turismo do Algarve.
Unterdessen haben Medien und Mediziner eine Debatte über mangelhafte Kontrollen an den portugiesischen Flughäfen ausgelöst. Anlass ist die zunächst unentdeckte Einreise eines Covid-19-infizierten Portugiesen in Porto, der aus London kam.
Für den Flughafen Faro erklärt ANA Aeroportos de Portugal: "Die am Flughafen Faro umgesetzten Hygiene- und Schutzmaßnahmen, angefangen beim Personenschutz, der Reinigung, der physischen Entfernung, den kontaktlosen Lösungen auf dem Weg des Passagiers im Terminal, der Temperaturkontrolle mittels Wärmekamera und der Verbreitung von allgemeinen Informationen im Terminal, gewährleisten sicheres Reisen".
Das reicht Francisco Amaral, Bürgermeister von Castro Marim und selbst Arzt (Foto), nicht aus. Er fordert obligatorische Tests für Touristen noch am Flughafen Faro. "Ideal wäre, dass jeder, der aus Ländern mit einem hohen Pandemieniveau wie Großbritannien kommt, [...] einen negativen Test mitbringen würde, der erst vor kurzem gemacht wurde", so der Lokalpolitiker.
Einige Mediziner bringen derweil sogar Tests an den Ausgangsflughäfen im Ausland ins Spiel. Gesundheitsministerin Marta Temido sieht dafür im Moment wenig Chancen und sagte dazu, „dass eine solche Maßnahme von der Koordination mit anderen Ländern abhängt".
Ricardo Mexia, Präsident der nationalen Vereinigung der Ärzte für öffentliche Gesundheit, geht sogar noch weiter und schlägt vor, alle Flüge mit Menschen aus Großbritannien, den USA und Brasilien - wo das Virus immer noch eine große Verbreitung findet - zu streichen oder die Passagiere unter obligatorische Quarantäne zu stellen.
Portugal: Hauspreise sind gestiegen
Die Verkaufspreise für Häuser in Portugal sind im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,3% gestiegen. Insgesamt wurden 43.532 Immobilien verkauft, 11,6% weniger als im Vorquartal und 0,7% weniger als im Vorjahreszeitraum. Für Luís Lima, Präsident des Verbandes der Immobilienfachleute und ‑unternehmen ( APEMIP), ist der Immobiliensektor weniger anfällig für die Folgen der Covid-19-Pandemie, und einer der ersten Wirtschaftsbereiche, der sich schnell erholen werde. Ein wichtiges Indiz dafür sei die steigende Nachfrage von ausländischen Käufern.
Algarve: Zahl der Arbeitslosen verdreifacht
Die Zahl der Arbeitslosen an der Algarve hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Grund ist der Einbruch des Tourismus und die Vernichtung von tausenden von Saisonarbeitsplätzen. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen stieg im Mai auf 27.675, gegenüber 9.153 im gleichen Monat des Jahres 2019. Auch für Portugal insgesamt stieg die Gesamtzahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr um 34% auf fast 409.000 Personen, wie Daten des Instituts für Beschäftigung und Berufsausbildung zeigen.
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Nachrichten aus Polizei und Justiz
Die Küstenwache von Vila Real de Santo António hat in den frühen Morgenstunden des 21. Juni ein Hochgeschwindigkeitsschiff mit etwa 1,4 Tonnen Haschisch auf dem Guadiana-Fluss abgefangen. Zwei Verdächtige wurden verhaftet, ein Fahrzeug beschlagnahmt.
Almancil - Diebesgut entdeckt
Die Polizei hat am 20. Juni in Almancil eine große Menge Diebesbeute sicher gestellt, darunter Werkzeuge, elektrische Batterien und elektronische Geräte. Der Verdächtige war bei einer Strßenkontrolle ins Visier der Polizei geraten.
Quarteira: Drogenhändler verhaftet
Am 20. Juni hat die Polizei in Quarteira einen 37-jährigen Mann wegen Drogenhandels festgenommen. Die Verhaftung erfolgte nach Abschluss einer einjährigen Ermittlung. Die Polizei beschlagnahmte 523 Einzeldosen MDMA; 32 Dosen Kokain; zwei Präzisionswaagen; einen Laptop-Computer; zwei Mobiltelefone sowie 1.010 Euro in bar.
Loulé: Gestohlene Fahrräder
Die Polizei hat in Loulé einen spektakulären Fahrraddiebstahl aufgeklärt. Im November 2018 waren in Seixal zwei Rennräder im Gesamtwert von 9.800 Euro gestohlen worden. Ein 37-jähriger Verdächtiger wurde jetzt beim illegalen Verkauf der Räder von der Polizei überrascht. Wie die Behörden mitteilten, gehören die Räder zu einem Diebstahl von Sportmaterial im Gesamtwert von 160.000Euro.
Vila de Bispo: Vater geschlagen, Mutter geflüchtet
Die Polizei hat am 25. Juni in Vila do Bispo einen 31-jährigen Mann wegen häuslicher Gewalt verhaftet. Er hat seinen 71-jährigen Vater angegriffen, verletzt und mit dem Tode bedroht. Seine 67-jähige Mutter konnte durch das Fenster ihres Zimmers flüchten.
Vila do Bispo - Geklautes Wohnmobil gefunden
Am 18. Juni wurde auf dem Parkplatz des Dorfes Pedras d'el Rei in Tavira ein Wohnmobil gestohlen. Jetzt hat die Polizei einen 28-jährigen Mann wegen des Verdachts auf Diebstahl festgenommen. Das gestohlene Fahrzeug wurde in Vila do Bispo sicher gestellt und seinem rechtmäßigen Besitzer übergeben.