Covid-19: Mehr Befugnisse für die Polizei
Seit 15.10, 00.01 gilt in Portugal der estado de calamidade, unzureichend mit Katastrophenzustand übersetzt. Er erlaubt es der Regierung allerdings, die am besten geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um die Entwicklung der Pandemie in den verschiedenen Regionen des Landes unter Kontrolle zu bekommen. Neben weiteren zusätzlichen Maßnahmen hat die Regierung deshalb beschlossen, den Polizei- und Sicherheitskräften und der ASAE (Behörde für Ernährung und wirtschaftliche Sicherheit) eine "verstärkte Aufsicht über die Einhaltung der Regeln sowohl auf öffentlichen Straßen als auch in Handels- und Gaststättenbetrieben zu gewähren". Im Visier stehen dabei besonders illegale Menschenansammlungen (jetzt auf 5 Personen reduziert) sowie der Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit. Gleichzeitig wurden die Bußgelder bei Verstößen durch Unternehmen auf 10.000 Euro erhöht. Neu ist, dass die Sicherheitsbehörden nun auch Privatbesitz betreten dürfen, wenn die Eindämmungsmaßnahmen von Covid-19 gefährdet sind, d.h., um z.B. illegale Partys zu unterbinden.
EU: Rote Ampel für die Algarve
- Melderate (die Gesamtzahl der neu gemeldeten COVID-19-Fälle pro 100 000 Einwohner in den letzten 14 Tagen auf regionaler Ebene)
- Testpositivitätsrate (der Prozentsatz positiver Tests unter allen Tests auf COVID-19-Infektion, die in der letzten Woche durchgeführt wurden)
- Testrate (die Anzahl der in der letzten Woche durchgeführten Tests auf COVID-19-Infektion pro 100 000 Einwohner)
Am 13. Oktober 2020 haben sich die EU-Mitgliedstaaten auf ein koordiniertes, vorhersehbares und transparentes Vorgehen rund um das Thema Reisemaßnahmen und Einschränkungen in der EU geeinigt. Gemeinsam Ziele der 27 Staaten sind es, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern, die Gesundheit der Bürger zu schützen und zugleich die Freizügigkeit innerhalb der Union unter sicheren Bedingungen aufrechtzuerhalten. Dies sei wichtig für die Millionen von Bürgern, die täglich auf grenzüberschreitende Reisen angewiesen sind, und entscheidend für alle Bemühungen, mit dem sicheren Wiederaufbau der Wirtschaft zu beginnen.
Als Basis für künftige Entscheidungen hat man sich auf Schlüsselkriterien für die Einschränkung der Freizügigkeit als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie geeinigt. Das sind:
Auf dieser Grundlage veröffentlicht das Europäische Zentrum für Seuchenbekämpfung ( ECDC) von nun an wöchentliche Karten der Covid-19-Risikogebiete in Europa. Die ECDC kategorisiert die Regionen in drei Farben, grün, orange und rot, vom niedrigsten bis zum höchsten Risiko. Erstaunlich: Entgegen der portugiesischen Selbsteinschätzung sind auf der ersten Karte neben dem Großraum Lissabon und dem Norden des Landes auch die Regionen Centro und Algarve mit "rot" kategorisiert.
Portimão: Formel1 doch ohne Zuschauer?
Die portugiesische Generaldirektion für Gesundheit ( DGS) überdenkt aufgrund der steigenden Infektionszahlen im Land die Zulassung von Publikum für den Formel1-Grand Prix vom 23. bis 25. Oktober und den MotoGP-Grand Prix im November auf dem Autódromo do Algarve nahe Portimão. Bisher hatte Autódromo-Geschäftsführer Paulo Pinheiro für beide Veranstaltungen die Erlaubnis für 50.000 Zuschauer.
Noch freuen sich Hotels, Restaurants und Geschäfte der Region auf den erhofften Zustrom von mindestens 80.000 Gästen. Die Bürgermeisterin von Portimão Isilda Gomes hat dafür extra die Kampagne " Portimão MotorSports" ins Leben gerufen, eine Initiative, die diverse Veranstaltungen und Unterhaltungsangebote rund um die Motorsport-Events unfasst. Dazu gehören Konzerte, Autoausstellungen, Simulatoren, ein RFM-Radiotruck, der live aus Portimão berichtet, und viele andere Aktivitäten. Portimão will sich damit international „als eine Stadt etablieren, die Motorsportfans mit offenen Armen empfängt" so Gomes.
Politiker und Tourismusexperten hoffen so oder so insgeheim auf einen beträchtlichen Geldsegen durch die beiden Events. Rita Marques, Staatssekretärin für Tourismus, erhofft sich von dem Spektakel wirtschaftliche Auswirkungen auf die Region in Höhe von mindestens 30 Millionen Euro. Andere sind noch optimistischer. João Fernandes, Tourismuschef der Algarve, rechnet mit 80 Millionen. Der Wirtschaftswissenschaftler Paulo Reis Mourão hält sogar 130 Millionen für möglich. Auch ohne Publikum wird die Region enorm profitieren. Denn neben den neben den Zuschauern sind allein etwa 10.000 Personen in verschiedenen Funktionen vor Ort - von den Mitarbeitern der einzelnen Formel-1-Teams bis hin zum Pressekorps.
Alvor: Weltweit erste Offshore-Muschelfarm eröffnet
Das in Nazaré ansässige Unternehmen Oceano Fresco hat in Alvor ( Portimão) die weltweit erste Offshore-Muschelfarm eröffnet. Sie befindet sich fünf Kilometer vom malerischen Fischerdorf entfernt und soll 600 Tonnen Muscheln pro Jahr produzieren. Das Unternehmen hat in das Projekt über mehrere Jahre Vorbereitung insgesamt 6 Millionen Euro investiert. Oceano Fresco musste sogar ein "hochmodernes" Meeresbiologie-Zentrum in Nazaré errichten, um "die Selektionsmethoden, Verbesserungen des Zuchtprozesses und die Nachhaltigkeit einheimischer europäischer Muschelarten zu untersuchen, die von hohem Wert und Nährwert sind und derzeit aufgrund der Konkurrenz asiatischer Arten, die oft von geringerer Qualität sind, gefährdet sind".
Bernardo Carvalho, CEO von Oceano Fresco, erklärte, dass das Unternehmen Alvor wegen seiner günstigen Bedingungen für die Offshore-Muschelzucht ausgewählt hat, angefangen vom Reichtum an Mikroalgen bis hin zu den günstigen Wassertemperaturen.
Laut Carvalho könnte sich das Projekt auch im globalen Maßstab positiv auswirken, da die Muschelzucht eine nachhaltige Lösung für die Nachfrage nach Proteinen werden könnte, die sich in den nächsten 50 Jahren voraussichtlich verdoppeln wird. Die ausführliche Reportage zur Muschelzucht in Alvor steht im Barlavento.
Portugal: Gastronomen fordern weitere Senkung der Mehrwertsteuer
Der portugiesische Restaurantverband PRO.VAR fordert eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und Getränke im Gastronomiesektor auf 6%. Die Regierung hatte die entsprechende Steuer in der Pandemie bereits von ursprünglich 23% auf 13% gesenkt. Mit der erneuten Reduzierung könnten Schließungen und Entlassungen vermieden und vielleicht sogar neue Arbeitsplätze geschaffen werden, so der Verband. Aktuell würden sonst 30.000 Unternehmenssaufgaben und der Verlust von 150.000 Stellen drohen.
Die Forderung von PRO.VAR erhält durch eine aktuelle Studie Auftrieb, die vom gesamtportugiesischen Hotel- und Gaststättenverband AHRESP initiiert worden ist. Sie geht davon aus, dass eine Senkung der Mehrwertsteuer auf 6 % für ein Jahr 46 000 Arbeitsplätze und 10 000 Unternehmen erhalten könnte. Dies würde auch den Staat beträchtlich entlasten, indem Sozialausgaben zwischen 394 und 516 Millionen Euro eingespart werden könnten.
Flugverkehr: Faro mit größtem Rückgang
Flugverkehr und Passagieraufkommen auf den portugiesischen Flughäfen haben sich im August leicht erholt, liegen aber immer noch deutlich unter den Vorjahreswerten. Das teilte das Nationale Institut für Statistik ( INE) jetzt mit. Im August landeten nach den INE-Daten 12.400 Flugzeuge auf nationalen Flughäfen, was einer Veränderung von ‑46,4% im Jahresvergleich entspricht (-62,0% im Juli und ‑86,6% im Juni). 2,2 Millionen Passagiere entsprechen einem Rückgang von 65,9% gegenüber dem Vorjahr entspricht (-79,5% im Juli und ‑94,6% im Juni). Kumuliert landeten zwischen Januar und August 2020 auf den nationalen Flughäfen 66,9 Tausend Flugzeuge (-56,7% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Dabei wurden 13,4 Millionen Passagiere abgefertigt (-67,1%). Betrachtet man die drei Flughäfen mit dem höchsten Passagieraufkommen, so war der Flughafen Faro derjenige, der zwischen Januar und August 2020 den größten Rückgang bei der Zahl der abgefertigten Passagiere verzeichnete (-77,1%).
Ryanair reduziert Flugverkehr nach Portugal
Die britische Fluggesellschaft Ryanair hat für diesen Winter in mehreren Ländern, darunter auch Portugal, eine 40-prozentige Reduzierung der Flugkapazität angekündigt, die auf die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und einen Rückgang des Flugverkehrs zurückzuführen ist. In einer Erklärung sagt Ryanair, dass die Basen in Cork und Shannon, Irland, und Toulouse, Frankreich, für die Saison von November bis März geschlossen werden, und fügt hinzu, dass sie die Anzahl der Flugzeuge auf den Basen in Belgien, Deutschland, Spanien, Portugal und Wien (Österreich) deutlich reduzieren wird. Ryanair plant jedoch, insgesamt 65 % seines Streckennetzes beizubehalten, allerdings mit reduzierter Frequenz.
Der Geschäftsführer von Ryanair, Michael O'Leary (Foto), kündigte außerdem soziale Einschnitte an:
"Es wird unweigerlich notwendig sein, in diesem Winter mehr unbezahlten Urlaub und Jobsharing zu schaffen. Leider wird es mehr Entlassungen in den wenigen Stützpunkten geben (...), in denen wir uns nicht auf eine Kürzung der Arbeit und der Löhne einigen können".
Bei deutlich reduzierter Winterkapazität und einem Auslastungsgrad von 70 % erwartet Ryanair nun einen Rückgang des jährlichen Fluggastaufkommens (GJ21) auf rund 38 Millionen Passagiere. Diese Prognose könnte jedoch erneut revidiert werden, wenn die EU-Regierungen den Flugverkehr weiterhin schlecht organisieren und im Winter weitere Einschränkungen auferlegen, so O'Leary.
Wie britische Medien berichten, haben die beiden Reiseunternehmen jetzt festgelegt, Flüge und Urlaubsreisen nach Spanien und an die Algarve vom 1. November bis zum 10. Februar nächsten Jahres auszusetzen. Diese Entscheidung sei „aufgrund der anhaltenden Unsicherheit bei der Reiseplanung während der Pandemie" sowie aufgrund der bestehenden Einschränkungen für die Region getroffen worden. Jet2 wird jedoch bis zum 31. Oktober 2020 "einen überarbeiteten Flugplan für Flüge nach Portugal" anbieten.
Portugals Pflanzen sterben aus
Katastrophale Nachricht: Von 110 Pflanzenarten, die nur auf dem portugiesischen Festland zu finden sind, sind 53 vom Aussterben bedroht. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der botanischen Gesellschaft des Landes in Zusammenarbeit mit der portugiesischen Vereinigung für die Wissenschaft der Vegetation und dem ICNF (Institut für Natur- und Waldschutz) aus den letzten vier Jahren. 19 Arten seien in den letzten Jahrzehnten bereits ausgestorben. Ein Beispiel dafür ist das Dilemma, das die Linaria dos olivais (lateinischer Name: linaria ricardoi, Foto) bedroht, eine blühende mehrjährige Pflanze, die mit der Gattung des Krötenflachses verwandt ist und nur in den Gebieten des unteren Alentejo vorkommt, die gegenwärtig von landwirtschaftlichen Monokulturen betroffen sind. Diese Pflanze "blüht" in trockenen Obstgärten. Mit der Umstellung auf intensive Projekte mit Bewässerung verschwindet Linaria dos olivais schnell. Der Untersuchungsbricht listet allein im Alentejo weiter 30 bedrohten Arten auf. An der Costa Vicentina würden vor allem die Gewächshaus-Plantagen die regionale Flora und Fauna bedrohen, weil schädliche Chemikalien in Boden und Meer gelangen.
Aufschwung für Kinos
Nach den neuesten Daten des Instituts für Film und audiovisuelle Medien ( ICA) gingen im September mehr Portugiesen ins Kino. Im Juni, als die Kinos wieder öffneten, gab es 3.232 Zuschauer. Im Juli stieg die Zahl auf 78.579, im August auf 276.206 und im September auf 359.907 Zuschauer. Auch die Einnahmen der Kinowirtschaft wuchsen entsprechend von auf 59.000 Euro im Juni auf 2 Millionen Euro im September. Allerdings liegen sowohl Zuschauerzahlen als Einnahmen immer noch immer um 71% unter den Vorjahresergebnissen.
E‑Autos liegen im Trend
Portugal gehört zu den europäischen Ländern, in denen die meisten Elektroautos verkauft werden. Gemessen an der Gesamtzahl der verkauften Autos liegt Portugal laut einer neuen Studie des Europäischen Verbandes für Verkehr und Umwelt an fünfter Stelle. In der ersten Hälfte des Jahres 2020 waren 11% der in Portugal verkauften Autos elektrisch. Vor Portugal liegen die Niederlande (13%), Finnland (15%), Schweden (26%) und Norwegen (68%).
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Nachrichten aus Polizei und Justiz
Lagos: Katze gerettet
Eine Katze, die in einen 30 Meter tiefen Brunnen in der Industriezone von Chinicato gefallen war, wurde am gestrigen Samstag von der Freiwilligen Feuerwehr von Lagos erfolgreich gerettet. Die Einsatzkräfte wurden von einem Lastwagen der Firma JSV unterstützt, der mit einem Kran ausgerüstet war. Nach Angaben der Feuerwehr "wurde das Tier lebend gefangen, wenn auch mit einigen Verletzungen", und in das städtische Tierheim von Lagos gebracht.
Fuseta: 785 Kilo Haschisch beschlagnahmt
Am 11. Oktober entdeckte die Küstenwache zwei verdächtige Boote, auf denen offenbar Rauschgift umgeladen wurde. Bei der anschließenden Kontrolle wurden 785 Kilo Haschisch entdeckt und zwei Männer im Alter von 24 und 26 Jahren wegen Drogenhandels verhaftet. Der Marktwert der beschlagnahmten Drogen liegt bei 2 Millionen Euro.
Algarve: Raubüberfälle aufgeklärt
Die Polizei hat am 14. Oktober drei Männer im Alter zwischen 24 und 28 Jahren wegen bewaffneten Rauüberfalls verhaftet. Sie werden verdächtigt, in den letzten Monaten vor allem im Süden Portugals zehn Überfälle auf Tankstellen und Geschäfte verübt zu haben.