Algarve: Monchique-Bürgermeister appelliert an Touristen

Vier Monate nach den heftigen Algarve-Waldbränden, die vorwiegend im Kreis Monchique wüteten, richtet Bürgermeister Rui AndrHerr André, jeden Tag fahren Sie durch Ihre Stadt, durch ihr Kreisgebiet und sehen die Schäden durch die Waldbrände im August. Wie sehr berührt Sie das emotional? é einen emotionalen Appell an Touristen und Residenten. Und er überrascht mit einem kühnen Vorschlag zur Umgestaltung der Forst-und Landwirtschaft. Lesen Sie, was er im ausführlichen Exklusiv-Interview mit „Algarve für Entdecker" zum Beispiel zur Zukunft des Medronho sagt.

Ich habe dabei gemischte Gefühle. Einerseits bin ich traurig. Denn ich bin hier aufgewachsen, meine Familie wohnt hier. Und ich habe manches durch die Flammen verloren. Andererseits fühle ich die Kraft in mir, das Ganze zu verarbeiten und weiterzumachen. Aber das ist nicht einfach.

Wie viel haben Sie selbst verloren durch die Waldbrände?

Bürgermeister André: "Einfach ist das nicht..."

Aber Sie sind nach diesen Erfahrungen doch in der Lage, als Bürgermeister etwas grundlegend zu verändern - oder nicht?

Ich habe da keine Zahlen, aber mein ganzes Grundstück ist niedergebrannt. Das eigentliche Haus darauf ist zum Glück nicht beschädigt worden. Aber mit meiner persönlichen Lage beschäftige ich mich nicht so sehr. Das wichtigste ist für mich als Bürgermeister, dafür zu sorgen, dass anderen Menschen geholfen wird. Zum Beispiel die älteren Leute sind in einer schlechten Lage. Sie schauen mit negativen Gefühlen in die Zukunft. Ich kann denen ja nicht versprechen, dass alles wieder genau wie früher aufgebaut werden kann und alles von Neuem starten kann. Das war keine einmalige Episode für sie, sondern sie sind an solche Rückschläge in ihrem Leben fast schon gewöhnt. Denn bereits vor 15 Jahren gab es hier ja ein solch großes Feuer.

Ja, das ist auch notwendig. Denn in der Vergangenheit ist hier nichts passiert, wenn es Waldbrände gab. Zum Beispiel 2003. Da haben diejenigen, die Verantwortung trugen, nichts geändert. In all den Jahren, seit denen ich Bürgermeister bin, habe ich immer gesagt: Wir müssen eine Menge ändern. Wir müssen unsere Landschaft verändern. Wir müssen unsere Vorstellung von der Nutzung der Natur durch den Menschen ändern. Die Natur darf nicht nur dazu verwendet werden, Geld aus ihr zu machen. Die Bäume sind nicht bloß dazu da, aus ihnen Profite zu ziehen. Wir als Menschen müssen unsere Beziehung zu Natur überprüfen. Wir brauchen sie!

In der Tat, denn im Tourismusmarketing hat sich Monchique ja auch als Destination für Naturfreunde positioniert...

Bürgermeister sieht Rückschlag für das Tourismusmarketing von Monchique

Das ist aber sehr verhalten und vorsichtig ausgedrückt...

Richtig. Die Algarve ist eine der bekanntesten Urlaubsregionen in der Welt und mit unserem Slogan „Top of the Algarve" betonen wir, dass wir hier obenauf liegen. Feriengästen sagen wir: Kommen Sie dorthin, wo die Algarve Spitze ist, ihren höchsten Punkt hat und die besten Aussichten bietet. Wir haben als Produktlinien in unserem Dienstleistungsangebot auch den Kultur-Tourismus, den Gastronomie-Tourismus und den Wellness-Tourismus. Für jeden dieser Sektoren habt die Kreisverwaltung hier in Monchique gemeinsam mit vielen Akteuren Programme entwickelt. Aber der Waldbrand im August hat uns natürlich nicht viel geholfen, um mit dieser Strategie weiterzukommen.

Stimmt. Aber ich sehe das Ganze letztlich auch als eine Chance an, notwendige Änderungen herbeizuführen. Ich arbeite eng mit der Regierung in Lissabon zusammen, um dafür Ideen und Werkzeuge zu entwickeln. Wir müssen den Blick auf unsere Landschaft verändern. Wir müssen widerstandsfähiger gegen solche Ereignisse wie Waldbrände werden.

Das heißt, Sie wollen tatsächlich die Eukalyptusbaum-Monokulturen im Kreisgebiet zurückdrängen?

Wie steht der Bürgermeister zu Eukalyptus-Monokulturen?

Welchen Ansatz verfolgen Sie, um Monchique als Kulturstandort zu profilieren?

Nach meiner Auffassung ist es möglich, hier einerseits produktive Forstwirtschaft zu haben und andererseits die natürlich hier vorkommenden Bäume, aber auch Raum für Menschen, Tiere und Landwirtschaft zu bieten. Wir müssen das in Zukunft nur entsprechend organisieren, damit alle Optionen gleichzeitig vorhanden sein können. Die Möglichkeit dazu besteht weiter, trotz des Waldbrands. Zwar hat das Feuer einen Teil des Kreisgebiets von Monchique niedergebrannt, etwa ein Drittel, rund 16.000 Hektar. In 2003 waren es sogar 40.000 Hektar. Trotzdem bleiben wir ein magischer Ort, zu dem Menschen aus den Städten flüchten. Die Leute wollen auch weiterhin sich nicht bloß ausruhen oder unsere Thermalbäder aufsuchen, sondern ganz zu sich selbst kommen und lernen, achtsam mit sich und anderen umzugehen. Hier ist man in der Lage, sich selbst und die Natur besser verstehen zu lernen. Diesen Tourismus wollen wir hier auch weiterhin pflegen - mit unserem tollen Wasser und unserer hübschen Gebirgslandschaft. Zudem haben wir eine hervorragende Gastronomie und ein attraktives ganzjähriges Kulturangebot - neben all den religiösen und weltlichen Festen der Region, die zum Kulturerbe der westlichen Algarve gehören.

Wir wollen unsere Bevölkerung bilden, wir wollen ihnen die neuen, hoch qualitativen Kulturangebote wie in dem Projekt „ Lavrar o Mar " ans Herz legen. Wir Verantwortlichen haben die große Aufgabe, die Leute heranzuführen an solche Events, mit kultureller Erziehung, damit sie sich in das normale Kultur-Publikum integrieren. Dafür investieren wir einiges. Wir entwickeln unsere Heimat, in dem wir unsere Identität und Traditionen pflegen und für hohe Qualität sorgen - sowohl der Kultur-Veranstaltungen, als auch der Produkte.

Sprechen wir über das Produkt Natur-Tourismus. Was zeichnet Monchique da aus?

Bürgermeister verspricht Wanderwege-Ausbau

Wie würden Sie denn momentan die Situation des Monchique-Tourismus einschätzen? Gehen die Buchungszahlen schon wieder kräftig nach oben - vier Monate nach dem verheerenden Waldbrand?

Wir sind die portugiesische Stadt mit der höchsten Gesamtlänge von markierten Wanderwegen. Die bauen wir weiter aus. Derzeit läuft eine Ausschreibung im Rahmen eines Regierungsprogramms zur Aufwertung und gesteigerten Wertschätzung des Binnenlandes. Auch die Tourismus- und Umwelt-Organisationen der Algarve sind dabei mit im Spiel. Wir wollen historische Wege, auf denen die Leute früher auch ihre Bauernhöfe aufgesucht haben, neu reaktivieren fürs Wandern und sie dem Netz, etwa der Via Algarviana, hinzufügen. Dabei wird es auch thematisch geprägte Routen geben, zum Beispiel rund um Medronho, Kamelien, Windmühlen, monumentale Bäume und anderes. Und wir reparieren die alten Wanderrouten, die vom Feuer in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Nächstes Jahr werden wir zum ersten Mal zu unserem neuen, eigenen Wander-Festival einladen. Wir hoffen, damit vor allem auch Touristen aus Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland anziehen zu können.

Und was machen die anderen Menschen hier, die nicht im Hotel- und Gaststättengewerbe tätig sind?

Noch nicht so sehr. Die Hotels haben es da wohl noch etwas schwerer als die Privatunterkünfte. Aber ja, die Zahlen erholen sich nach und nach. Nicht nur Portugiesen, sondern auch Touristen aus aller Welt halten uns die Treue. Unsere hervorragenden Restaurants zum Beispiel sind nach wie vor sehr gefragt. So langsam arbeiten wir uns wieder an die normalen durchschnittlichen Zahlen heran.

Die sind sehr aktiv, wie ich sehe. Zum Beispiel jetzt im Spätherbst hatten wir viele Radfahrer und Mountainbiker als Touristen hier. Kürzlich gab es ein Jeepfahrer-Treffen. Und auch Motorrad-Freunde und Rallye-Fahrer kommen nach wie vor zu uns nach Monchique. Wir arbeiten weiter an der Zukunft und bekämpfen damit unser trauriges Gefühl über den Verlust an Teilen der Natur. Ich lasse als Bürgermeister die Arme nicht hängen, sondern bin mit den anderen zusammen optimistisch und stark genug, etwas für die Zukunft unseres schönen Fleckchens Erde zu tun.

Das geht ja aber nur, wenn man genug Unterstützung hat...

Bürgermeister André: "Brauche vor allem die Unterstützung der jungen Leute"

Wie sehr haben denn eigentlich die traditionellen Familienbetriebe, die Medronho ernten und daraus Schnaps brennen, unter den Waldbrand-Folgen gelitten?

Na klar, ich brauche die Unterstützung der Bürger, vor allem auch der jungen Leute. Und muss Teil der Lösungsansätze sein. Aber ich bin sicher, das wird klappen.

Zunächst einmal: Ich will, dass wir hier in Zukunft weniger Eukalyptus haben. Der soll sich eher im Norden des Kreisgebietes konzentrieren. Und die Flächen müssen gut bewirtschaftet werden mit genügend Sicherheitsabständen und Feuerschneisen. Der Platz für produktive Forstfläche ist und bleibt also grundsätzlich vorhanden. Aber wir haben viel zu viel Eukalyptus, der städtische Flächen und Bauernhöfe umgibt. Das sind wir verpflichtet zu ändern, wenn wir widerstandsfähiger gegen Waldbrände werden wollen.

"Flächen schaffen, auf denen nur Medronho wächst"

Zurück zum Medronho. Den gibt es überall, im ganzen Kreisgebiet. Aber die Erdbeerbäume sind nicht gepflanzt worden, sondern wachsen wild. Wir haben 85 offiziell registrierte Brennereien. Deren Inhaber müssen sich in Zukunft überlegen, ob sie weiter auf wild wachsende Früchte setzen wollen, oder ob sie nicht bei neuen Projekten mitmachen wollen, bei denen Medronho gezielt gepflanzt wird. Das wäre ein Weg, um die gesamte Landschaft zu verändern. Schauen Sie beispielsweise einmal auf die Douro-Region im Norden des Landes. Dort wird der Weinanbau ja auch in einem klar abgegrenzten Bereich betrieben. Die Medronho-Anbauer hier sollten sich meiner Meinung nach entscheiden, ob sie ihre Erdbeerbäumchen weiter überall zwischen Eukalyptus und anderen Bäumen und Sträuchern verstreut stehen lassen wollen. Die Alternative ist, dass sie an einem regierungsunterstützen Projekt teilnehmen, bei dem Flächen geschaffen werden, auf denen nur Medronho wächst.

Haben denn die Medronho-Brennereien genügend Soforthilfe bekommen?

Bürgermeister von Monchique: "Medronho-Brennereien müssen sich entscheiden"

Viele dieser Familienunternehmen sind zu stolz, um von der Regierung Geld anzunehmen, das ihre Verluste ausgleicht. Sie sehen sich ohnehin vor einer Entscheidung: Sind wir eher Forstwirtschaft oder eher Landwirtschaft? Wenn Sie sich zur Forstwirtschaft zählen, gibt es keine Unterstützung. Für landwirtschaftliche Betriebe hingegen fließt Geld.

Ist die Medronho-Brennerei die Haupterwerbsquelle für die Familienbetriebe?

Für die Zukunft läuft also ohnehin alles auf eine klare Entscheidung hinaus. Medronho kann ein bedeutender Teil unserer natürlichen Umgebung bleiben. Aber es sollte dafür gesorgt werden, dass er in dafür vorbereiteten Gegenden konzentriert wird.

Eher nicht. Viele sind hauptsächlich Forst- oder Landwirte oder haben andere Jobs. Medronho-Schnaps zu brennen, ist meist eine Nebentätigkeit. Möglicherweise ist das die entscheidende Zukunftsfrage der Betriebe: Was mache ich mit dem Medronho?

Welche Rolle spielt Medronho in der Alltagskultur, in der Bevölkerung?

"Medronho-Brennereien - das hat etwas von Alchemie..."

Eine ganz wichtige. Medronho ist nicht nur ein Produkt, sondern ein wichtiger Teil unseres Kulturerbes. Die Brennereien sind keine Fabriken, sondern mystische Orte. Das hat fast etwas mit Alchemie zu tun... Nicht alles war vor dem Waldbrand dieses Jahres ordnungsgemäß registriert und lizensiert. Dabei helfen wir den Betrieben jetzt. Und wir unterstützen sie auch, ihre alten Geräte und Anlagen zu modernisieren. Wir vermitteln sogar Kontakte zur Universität in Faro, um Qualitätskontrollen durchführen zu lassen. Wir haben also nicht nur den leckersten Medronho hier, sondern auch den am besten kontrollierten. Das hilft nicht zuletzt bei allen Export-Bemühungen.

Wie sieht es mit den Hilfen für andere Bevölkerungsteile aus?

Bürgermeister dankt für freiwillige soziale Nothilfen

Nach dem Waldbrand haben viele Betroffene in der Kreisverwaltung Anträge auf finanzielle Hilfen eingereicht. Damit sind wir im Moment sehr beschäftigt. Zunächst geht es um den Wiederaufbau von Häusern. Es gibt eine Übereinkunft mit der Regierung, dass alle Erstwohnsitze mit Priorität instandgesetzt werden. Das sind 61. Was den Wald anbetrifft, stehen wir vor Investitionen von rund vier Millionen Euro, um die Flächen neben den Straßen und an den Wasserläufen zu säubern und frei von leicht brennbarem Material zu machen. Wenn Lissabon das Geld freigibt, können wir sofort loslegen, auch mit der Stabilisierung der Böschungen. Aus den Wasserläufen müssen Äste entfernt werden, aber auch Steine. Schließlich haben sie eine wichtige Funktion bei der Bekämpfung von Waldbränden. Bei früheren Feuern haben die saftigen Pflanzen an den Wasserläufen dabei mitgeholfen, die Flammen nicht überspringen zu lassen. Jetzt, im August, hat trockenes Unterholz dort noch die Feuersbrunst begünstigt.

"Schöner Beweis der Solidarität!"

Wie stehen die Tourismusverbände dem Kreis Monchique bei?

Darüber hinaus war es von der ersten Minute der Waldbrand-Katastrophe an so, dass eine Struktur für soziale Nothilfen existiert, die Betroffene aufnimmt und ihnen beisteht. Es war für Nahrung gesorgt, für Übernachtungsmöglichkeiten und sogar um die Haustiere wurde sich gekümmert. Es haben sich Freiwillige aus ganz Portugal und dem Ausland engagiert, um vielfältige Hilfe zu leisten. Das war ein sehr schöner Beweis der Solidarität, der auch für die Zukunft wichtig sein wird. Jetzt, nachdem die heiße Phase der Waldbrand-Bewältigung praktisch vorbei ist, wollen sich nämlich immer noch viele Menschen sozial engagieren in Monchique.

Wir haben mit ihnen verstärkte Promotion vereinbart, dass sie auf Presse-Reisen zum Beispiel mehr Journalisten zu uns nach Monchique bringen. Wir wollen ihnen sagen, dass wir nach wie vor der grüne und grünende Ort sind, als den man uns kennt. Wir möchten zeigen, dass wir weiterhin die bekannt hohe Qualität des Urlaubserlebnisses anbieten.

Was können Algarve-Urlauber und -Residenten tun?

Bürgermeister André zeigt auf, wie jeder Monchique helfen kann

Jeder kann uns helfen, auch wenn er das selbst vielleicht gar nicht so empfindet. Wer sich etwa überlegt, einmal am Wochenende an der Algarve besonders schick essen zu gehen oder etwas einzukaufen, sollte unbedingt zu uns nach Monchique kommen. Das hilft unserer Gastronomie, das hilft dem örtlichen Handel, das hilft den Produzenten und das hilft der Stadt. So kann jeder etwas für uns tun - auch mit seiner menschlichen Wärme und mit seinem Zuspruch. Das gibt uns zusätzlichen Kraft, die Aufgabe des Wiederaufbaus zu meistern.


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