Algarve-Hotel von Waldbrand umzingelt

Von Alexander Kroll
Die Waldbrand-Lage im Algarve-Kurort Monchique hat sich am Montagabend dramatisch zugespitzt. In der Nähe der Thermen des Gebirgs-Städtchens umzingelten die Flammen das schon in der vergangenen Nacht evakuierte Algarve-Hotel McDonald, ein 5-Sterne-Resort mit Spa. Das durch starke Winde wieder angefachte Feuer bedrohte auch einen jugendpädagogischen Bauernhof im Nachbarkreis Silves. In der vierten Nacht des riesigen Großfeuers sahen sich die Brandbekämpfer einer „komplizierten Situation" und viel Arbeit gegenüber.Im Kurznachrichtendienst Twitter zeigte sich Ministerpräsident Antonio Costa in der Nacht "solidarisch" mit den Einsatzkräften und der betroffenen Bevölkerung.

Der Großbrand zog eine Spur der Verwüstung durch das hügelige Hinterland der portugiesischen Südküste. Überall roch es am Montag brenzlig, ragten verkohlte Baumstümpfe aus der verqualmten Landschaft, züngelten noch kleine Flammen aus dem Unterholz. Asche regnete nicht nur über den 6.000-Einwohner-Ort Monchique, sondern auch über den 30 bis 40 Kilometer entfernten Badeorten der Algarve nieder. Ein Forscher der Universität Coimbra bemängelte am Abend das Fehlen von Eindämmungszonen in Monchique. Bereits 2012 sei ein Plan zur Schaffung solcher Zonen vorgelegt worden. Die Arbeit seien begonnen, aber nicht abgeschlossen worden. So werde das Feuer erst aufhören, wenn sich das Wetter ändere, kritisierte der Forscher Xavier Viegas.

Flammen kreisen Algarve-Hotel in Caldas de Monchique ein

Das Großfeuer hat zwar bislang mit 15.000 bis 20.000 Hektar Fläche weniger verbrannt als das von 2003, bei dem 45.000 Hektar Land vernichtet wurden. Aber viele Bewohner Monchiques empfinden die diesjährige Feuersbrunst subjektiv als schlimmer als die vor 15 Jahren. Bürgermeister Rui André sagte: „So etwas habe ich noch nie gesehen!" Er bezog auch die Lage um das Algarve-Hotel im Süden seines Stadtgebiets ein. Sorgen bereitete ferner das Viertel Cascalheira.

Die Flammen bewegten sich am Montag bei erneut extrem hohen Temperaturen von bis zu 36 Grad in verschiedene Richtungen: eine Front verlief in Richtung des Berggipfels Fóia (902 Meter), eine andere in östliche Richtung auf den Staudamm Odelouca im Kreis Silves zu. Diese Flammen umzingelten auch das Algarve-Hotel McDonald Spa in Caldas de Monchique, im Dorf Montinho. Das Dorf auf dem Gipfel des Foia, der höchsten Erhebung der Algarve, wurde am Montag erneut evakuiert. Wegen der immer stärkeren Rauchentwicklung am späten Nachmittag war der Einsatz von Löschflugzeugen und Hubschraubern eingeschränkt.

Der Zivilschutz bestätigte, dass im gesamten Waldbrand-Gebiet mehrere Häuser und Autos niedergebrannt seien. Eine genaue Bilanz gebe es noch nicht. Anders war es bei den Verletzten. Von denen gab bislang 25. Eine 72-Jährige aus dem Ort Alferce musste ins Krankenhaus nach Lissabon geflogen werden. Sie wird auf der Intensivstation behandelt. Ein 24-Jähriger Jugendlicher wurde mit Verbrennungen zweiten Grades auf 30 Prozent der Körperoberfläche in eine Spezialklinik nach Coimbra transportiert.

Nachts mit 1.140 Feuerwehrleuten den Waldbrand bekämpft

Wie portugiesische Medien berichteten, stießen die Brandbekämpfer auf mehrere Personen, die sich aus Angst um ihre Vermögenswerte weigerten, ihre Häuser zu verlassen. Ein älterer Mann, der ebenfalls zu Hause bleiben wollte, dann aber von seinen Töchtern als vermisst gemeldet wurde, konnte am Abend gesund aufgefunden werden. Mit einer Personalstärke von rund 1.140 Feuerwehrleuten gingen die verantwortlichen Brandbekämpfer in die vierte Nacht, in der von rund 360 Fahrzeugen aus die Flammen bekämpft werden - auch die rund um das Algarve-Hotel im Thermalkurort Caldas de Monchique. Vor der Evakuierung hatte es laut einem regionalen Medium rund 70 Prozent Zimmerauslastung. Sein Slogan auf der Webseite: "Urlaubshöhepunkte werden hier kreiert". Das werden die Gäste, die das Algarve-Hotel gegen Mitternach verlassen mussten, sich anders vorgestellt haben.

Hier können Sie unsere übrige Waldbrand- und Hitze-Berichterstattung der vergangenen Tage finden:
  • Am Montagmittag, 6. August, schilderten wir unter dem Titel "Algarve-Waldbrand zerstört Häuser", wie bereits Wohngebäude von den Flammen beschädigt worden sind.
  • Unser Lagebericht vom Sonntagabend, 5. August, trug den Titel "Portugal: Algarve-Großfeuer bedroht Monchique".
  • Am Sonntagnachmittag, 5. August, berichteten wir in unserem wöchentlichen Nachrichtenrückblick "Algarve News" zusammenfassend über die Lage und aktualisierten unseren Bericht um 18:30 und 21:00 Uhr.
  • Trotz Gluthitze hat Portugal den Europarekord bei den Tageshöchsttemperaturen am 4. August 2018 offenbar nicht geknackt. Extrem waren aber die Nachtwerte: Alle Einzelheiten in unserem Beitrag „Portugal: Gluthitze knapp unter Europarekord".
  • Ob Urlauber oder Radrennfahrer: Die Hitze-Hölle in Portugal quält alle. Algarve-Urlauber wachten am Samstag bei 31 Grad auf. Und bei Monchique wütet ein Waldbrand weiter. Die Lage am Vormittag des 4. August fasste dieser Artikel zusammen: „Portugals Hitze-Hölle quält auch Radrennfahrer".
  • Portugal, wo an acht Orten bereits Hitzerekorde gebrochen worden sind, bereitet sich auf ein Wochenende mit weiterhin extrem hohen Temperaturen vor. Die Regierung rief wegen der sehr starken Hitzewelle den Alarmzustand fürs gesamte Land aus. In diesem Bericht vom 3. August erfahren Sie das Aktuellste und Wichtigste über die damalige Lage: „Hitzerekorde: Portugal im Alarmzustand".
  • Algarve-Hitze im August: Temperaturen, Ozon-Werte und Waldbrand-Gefahr steigen. Unser Beitrag „Algarve-Hitze sicher und gesund überstehen" schildert, wie sie sich schützen und die sonnigsten Wochen im Urlaubsparadies genießen können.