Algarve: Drohnenflüge nach viel Papierkram

Mit einer frischen, im Juli an der Küste von Cornwall erprobten Idee hat das britische Unternehmen Aerostream eine neue, digitale Form der Werbung für die Algarve vorgestellt. Wir sagen Ihnen, welche besonderen Live-Erlebnisse das Überfliegen von drei Küsten-Abschnitten mit einer Drohne ermöglichte und was die technischen Herausforderungen waren.

Aerostream-Chef Tom Wadsworth ist um Superlative nicht verlegen, als wir ihn auf den Einsatz der Drohnen-Technologie für die Tourismus-Werbung ansprechen. "Wir stehen an vorderster Front dieser technologischen Revolution der Drohnenflüge und die Idee ist meines Wissens nach brandneu. Niemand sonst macht das so wie wir," stellt der Mann am Steuerknüppelchen des Controllers fest. Die für ihren regionalen Tourismusverband "Visit Cornwall" produzierten Videos seien "erstaunlich gut und die Reaktion großartig" gewesen. "Aber es ist auch schön in Portugal zu fliegen. Denn irgendwie ist es hier ein bisschen wärmer als daheim in Cornwall", schmunzelt der Drohnenpilot.

Drohnenflüge in Faro von vier Instanzen genehmigt

Er musste " eine Menge Papierkram" erledigen, um seine Drohne überhaupt in Portugal fliegen zu dürfen. Zum Beispiel für den Faro-Einsatz musste die Aerostream-Crew vier Organisationen dazu bringen, den Flug zu genehmigen:

  • die Luftwaffe - um Luftbilder von der Region machen zu dürfen,
  • die Marine - weil die Drohne über das Meer fliegen können sollte,
  • die Naturschutzbehörde ICNF - da die Insel Farol Teil des Lagunengebiets Ria Formosa ist und
  • die Luftfahrtbehörde ANAC.

Monate der Planung und Vorbereitung seien vergangen, verrät Wadsworth. In Faro steuerte er sein kamerabestücktes Fluggerät im Luftraum der Klasse C und flog "ziemlich nah am Flughafen Faro". Dabei durfte die Drohne höchstens auf 60 Meter Höhe steigen. Ein so genannter Spotter hielt nach niedrig fliegenden Maschinen Ausschau, um gegebenenfalls rechtzeitig reagieren zu können.

Über die Live-Streams auf der Facebook-Seite des Tourismus-Büros der Algarve berichteten wir bereits in unserem Artikel " Algarve-Videos von Drohne live im Internet ".

Drohnenflüge in eine Grotte - das geht nicht

Beim Einsatz in Benagil hatte das Team um den Briten eine besondere Herausforderung zu meistern. " Die Signalübertragung kann unterbrochen werden, wenn die Drohne den Controller aus den Augen verliert, der in meinen Händen liegt", berichtet der Pilot. Das bedeutete, dass sich zwischen ihm und der fliegenden Kamera keine Felsen, Bäume oder andere den Sichtkontakt und den Video-Livestream beeinträchtigenden Hindernisse befinden durften. " Aus Sicherheitsgründen muss sich die Drohne sowieso immer in Sichtweite befinden", betont Wadsworth. Wer also vermutet hatte, dass die DJI Inspire 2, eine große Drohne mit großen Propellern, auch Bilder aus dem Inneren der berühmten Grotte von Benagil liefern könnte, musste enttäuscht werden.

Dank ihrer technischen Auslegung kann die Aerostream-Drohne ziemlich starke Winde bewältigen. Dennoch war es ein Pluspunkt, dass zur Zeit der Live-Streams der zum Teil böige "Levante" vollständig abgeklungen war. " Wir haben in Cornwall übrigens viel mehr Wind und trotzdem gab es noch nie ein Problem", versichert der Mann im Cockpit der Drohnen-Fluggesellschaft.

Zu keinem Zeitpunkt der Live-Streams war zu sehen, dass die Kamera direkt über Menschen flog. "Aus Sicherheitsgründen dürfen Drohnenflüge weder unmittelbar über Personen noch über Gebäude oder Autos stattfinden", sagt Wadsworth. Deshalb steuere er seinen Drehflügler "immer um sie herum"; während des Fluges sei eine Annäherung auf weniger als 50 Meter nicht erlaubt.

Drohnenflüge erfordern viele Sicherheitsvorkehrungen

Er glaube , dass sich die Menschen der Drohnen und ihrer Verwendung zunehmend bewusst würden, so dass sie weniger Angst vor ihnen hätten, so der Aerostream-Chef. Im Allgemeinen seien die Leute vorsichtig mit Dingen, mit denen sie nicht viel Erfahrung hätten, räumt er ein: "Deshalb genieße i ch es, mich mit Leuten zu treffen und ihnen alle ihre Fragen rund um Drohnenflüge zu beantworten". Wadsworths Mission ist es, diesen Interessenten zu zeigen, "dass wir Drohnenflüge gut eingesetzen können, weil wir die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen treffen und die Menschen sich dadurch viel sicherer fühlen bei Flügen in ihrer Nähe".

Der Einsatz der Aerostream- Drohne ist ohnehin auf 400 Fuß Höhe (ca. 121 Meter) begrenzt. Ab 500 Fuß beginnt der Raum für die bemannte Luftfahrt, "also müssen wir genügend Abstand dazwischen halten", lacht er. Seine DJI Inspire 2 ist ein ziemlich großes und schweres Teil, kann vergleichsweise große und hochauflösende Kameras tragen. U ngefähr 25 Minuten kann die Drohne in der Luft bleiben, bevor sie Wadsworth wieder zu sich lotst. Zwischen dem, was die Drohnen-Kamera aufnimmt, und dem, was der Benutzer am Bildschirm sieht, gibt es eine technisch bedingte Verzögerung durch die Funk- und Internet-Übertragung von lediglich etwa 10 Sekunden. Der Vorteil eines Live-Videos gegenüber einer Aufzeichnung: Der Zuschauer hat die Gewissheit, das alles authentisch und nichts nachbearbeitet und geschönt ist.

Es war wieder ein sehr kompliziertes Setup, das für die live gestreamten Drohnenflüge auf der Facebook-Seite des Tourismus-Büros der Algarve auf die Beine gestellt werden musste. "Es hat lange gedauert, es so hinzubekommen, wie wir es haben wollten", berichtet der Pionier. Er und sein Team lernen immer noch aus dem Feedback der Nutzer und entwickeln die Technologie kontinuierlich weiter. Kein konkurrierender Anbieter von Live-Streaming während Drohnenflügen sei im Moment auf dem Markt. Deshalb könne noch definiert werden, "wie man solche Dinge macht".

Drohnenflüge ohne jegliche Kunstflug-Vorführungen

Ob er mit der Maschine auch Kunstflug-Übungen vorführen können, fragen wir ihn. "Keine Schleifen oder Fassrollen, fürchte ich", schmunzelt der Mann aus Cornwall. Und fügt hinzu: "Vergessen Sie nicht, dass die Drohne 5.000 britische Pfund kostet. Da bin ich froh, dass es nicht zu Loopings oder anderem kommen muss!"

In Großbritannien übt Wadsworth den Beruf eines kommerziellen Drohnenpiloten aus. Das bedeutet: Er besitzt eine Lizenz für den kommerziellen Drohnenbetrieb (PfCO). Diese gelte auch in anderen Ländern der Welt, sagt er, jedoch seien die Vorschriften "in jedem Land leicht unterschiedlich". Den bürokratischen Aufwand, um in Portugal Drohnenflüge durchführen zu dürfen, empfindet er als besonders hoch.

Wadsworths aller erste Drohne, die er sich 2015 zulegte, stürzte "ein paar Mal" ab, gibt der Pilot zu. Ein Freund hatte sie ihm gebraucht verkauft. Einmal war die Batterie leergeflogen und das Teil landete im Meer. " Ich wollte aber das Video-Material von der Speicher-Karte holen, also musste ich in die Badehose steigen und mich ins Wasser stürzen. Das war im Januar vor der Küste Cornwalls. Brrrrrrrr," schüttelt sich Wadsworth. Zum Glück fand er die Drohne und konnte das Material nutzen, aber das Fluggerät war komplett hinüber. " Glücklicherweise sind die Drohnen heutzutage viel, viel zuverlässiger", sagt er.

Die Pioniere für Drohnenflüge haben Aufregendes in der Pipeline

Dennoch hat er eine Haftpflicht-Versicherung von fünf Millionen britischen Pfund abgeschlossen - nur für den Fall, dass rund um Drohnenflüge etwas schief geht. In Großbritannien sei solch eine Versicherung Pflicht und man zahle dafür "ziemlich viel Geld". Aber bislang habe er noch keine Probleme gehabt und die Versicherung in Anspruch nehmen müssen.

Jetzt, wo es auf den Winter zugeht, nimmt die Arbeit bei Aerostream etwas ab. Die Tourismus-Kunden wollen schließlich blauen Himmel und perfektes Wetter für Drohnenflüge. Und das ist ja ab November eher selten. " Wir haben ein paar aufregende Dinge in der Pipeline, aber Einzelheiten dazu kann ich noch nicht nennen", macht Wadsworth neugierig. Er ist stolz darauf, dass Live-Videos von Drohnen-Kameras im Internet bis zu achtmal länger betrachtet werden als normale Web-Videos und zehnmal mehr Interaktionen auslösen: "Die Leute können sich Freitagsnachmittags im Büro den Live-Stream von den Schönheiten einer Destination anschauen und sich kurzfristig entscheiden, für einen Kurzurlaub am Wochenende dorthin zu reisen!


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